Während des einwöchigen Trainingslagers in Greetsiel (10. bis 17. Juli) legte Funkel Wert auf die Arbeit im Ausdauerbereich. Im zweiten Trainingslager (2. bis 9. August) im österreichischen Velden stand die Ballarbeit im Vordergrund. Dabei fand Funkel durch seine direkte, offene Art schnell den Zugang zu seinen Spielern. Die Folge: Es herrscht wieder ein Betriebsklima, das sich leistungsfördernd auswirken kann.
Die Testspiele: Die Auswahl war wohl dosiert. Begann der VfL mit Tests gegen unterklassige Mannschaften, so wurde mit dem Verlauf der Vorbereitung die Qualität der Gegner immer deutlicher sichtbar. Am Ende standen sogar zwei spanische und ein italienischer Erstligist dem neuen VfL gegenüber. Trotzdem gab es keine einzige Testspiel-Niederlage.
VfL - Kickers Emden 4:3 VfL - Auswahl Norddeich 3:0 VfL - Iran U21 1:0 VfL - Westfalia Herne 3:1 VfL - Wuppertaler SV 1:1 VfL - MSV Duisburg 1:1 VfL - FC Getafe 4:2 VfL - US Palermo 2:2 VfL - NK Kranj 2:0 VfL - Real San Sebastian 1:1
Bilanz: sechs Siege, vier Unentschieden, null Niederlagen Torschützen: Tese (4), Federico (4), Aydin (3), Sestak (2), Dabrowski (2), Dedic (1), Toski (1), Freier (1), Rzatkowski (1), Prokoph (1), Maric (1), Kefkir (1)
Die Abwehr Wenn es in der Vorbereitung Kritik gab, dann zumeist für die Abwehr. Wobei die Innenverteidigung am kritischsten zu beurteilen war. Mit Mergim Mavraj, Marcel Maltritz, Patrick Fabian, Marc Pfertzel und dem zunächst abwanderungswilligen Anthar Yahia wurden fünf im Abwehrzentrum getestet. Doch sieht man einmal von den Spielen gegen die Norddeicher Stadtauswahl, den Iran und Kranj ab, dann schepperte es in den anderen sieben Begegnungen regelmäßig. Haarsträubend dabei vor allem die drei Gegentore gegen Kickers Emden und Treffer Nummer zwei gegen Getafe. Das führte dazu, dass der besonnene Friedhelm Funkel mehr als deutlich wurde und mit unmissverständlicher Härte die Analyse betrieb.
Besonders ärgerlich, dass man die Gegentore fast immer an gravierenden Konzentrationsschwächen aufhängen konnte. Hier und da lieber ein schöner Schnörkel, als den Ball kompromisslos aus der Gefahrenzone zu dreschen. Zuletzt im Test gegen Real San Sebastian sah das schon wieder besser aus. Vielleicht fehlte ja auch der Druck eines Pflichtspiels, um die letzten geistigen Kräfte zu mobilisieren.
Philipp Heerwagen bleibt - zunächst - die Nummer eins (Foto: VfL Bochum).
Trotzdem: Sowohl in der Innenverteidigung, als auch auf den Außen, wo Pfertzel, Concha und letztlich Kopplin auf rechts, sowie Bönig und Kopplin auf links gehobenes Ligaformat anbieten.
In der Torwartfrage ist nicht nur durch die Verletzung von Andreas Luthe (Bandscheibenvorfall) die Entscheidung zugunsten von Philipp Heerwagen gefallen, der allerdings in der Vorbereitung nicht immer seine Bestform erreichte. Die Verpflichtung von Michael Esser, der am Dienstag einen Profivertrag unterzeichnete, dürfte der momentanen Nummer zwei noch einmal einen Aufschub geben. Den unglücklichen Gegentreffer gegen Getafe sollte man als Betriebsunfall abhaken.
Das Mittelfeld In der Defensive gibt es zu Christoph Dabrowski, der vielleicht schon am Donnerstag zum Kapitän befördert wird, keine echte Alternative. An seiner Seite ist Milos Maric auf Grund seiner Qualität wohl gesetzt. Andreas Johansson ist nach wochenlanger Adduktorenverletzung immer noch keine Alternative. Kevin Vogt, ebenso verletzt, mit 18 Jahren gleichermaßen noch nicht. Doch wenn Not am Mann ist, könnten Pfertzel, Toski und selbst Federico auf der Doppelsechs agieren.
Milos Maric ist wohl gesetzt (Foto: firo).
Im offensiven Bereich hat Funkel die Qual der Wahl. Links können Toski und Grote, rechts Freier, Federico, Saglik oder auf beiden Seiten auch einer der Youngster jederzeit in die Startformation rutschen. Hier herrscht, wie im Angriff, ein absolutes Luxusproblem.
Der Angriff An Tese führt kein Weg vorbei. Er ist die Idealbesetzung für den Angriff und bewies in der Vorbereitung seine Vielseitigkeit. Als zweite Spitze ist Mahir Saglik, dem nach langer Pause die nötige Spielpraxis fehlt, im 4-4-2-System die ideale Ergänzung. Dann müsste allerdings Federico auf den rechten Flügel ausweichen. Das Team beherrscht beide Varianten, so dass Funkel auch auf einen Überraschungsmoment vertrauen kann. So bietet sich für das Pokalspiel in Offenbach vielleicht eher das in der Vorbereitung häufiger praktizierte und deshalb eingespielte 4-2-3-1 an – mit Federico zentral, zwei offensiven Außenstürmern und Tese in der Spitze.
Die Stärken Der VfL ist, betrachtet man den gesamten Kader, für ein Spitzenteam der Zweiten Liga fast optimal besetzt.
Die Schwächen Mehr denn je muss der VfL die Umstellung von einer defensiv konternden Mannschaft auf ein spielgestaltendes, agierendes Team verinnerlichen, was sicherlich zu dem ein oder anderen Stotterer in der Anfangsphase der Saison führen wird. Wichtig wird es sein, dass der zuletzt total frustrierte VfL-Anhang seinen Teil dazu beiträgt und wieder für eine echte Heimspielatmosphäre sorgt, auch wenn die Osttribüne im ersten Heimspiel auf Grund der Ausschreitungen der vergangenen Saison leer sein wird.
Die Prognose Der VfL Bochum wird sein Ziel, den Wiederaufstieg, erreichen! Zwar gibt es immer wieder den ein oder anderen Rückschlag, doch insgesamt ist die Qualität für Zweitliga-Verhältnisse top. Und so ist der VfL neben Hertha auch Top-Aufstiegsfavorit.
Wunschelf Heerwagen - Pfertzel, Maltritz, Mavraj, Bönig - Federico, Dabrowski, Maric, Toski - Saglik, Tese Zum Start fehlen: Andreas Luthe, Andreas Johansson, Björn Kopplin, Kevin Voigt, Mirkan Aydin