Mit einer derart desaströsen Bilanz war im letzten Sommer wahrlich nicht zu rechnen. Doch die Fehler begannen bereits beim Trainingsauftakt. Peter Neururer schwor sein Team noch vor der ersten Einheit ein, dass man bloß nicht vom Aufstieg sprechen solle. Gesagt, getan. Die Mannschaft ging raus und ausgerechnet der Coach verkündete vollmundig: „Unser Ziel muss der Aufstieg sein.“
Auch wenn die Akteure ihren Ohren nicht trauten, verinnerlichten sie die Marschroute. Im Trainingslager in Velden war die Stimmung gelöst und konzentriert. Beim Saisonauftakt in Frankfurt feierte die Truppe auch gleich einen 2:1-Erfolg, blieb vier Spieltage ungeschlagen und die Euphorie wuchs. Das 1:4-Debakel in Kaiserslautern wurde als Ausrutscher abgestempelt, aber diese Pleite verursachte ein Trauma. Das Selbstvertrauen, der Spielwitz und die Selbstverständlichkeit, vor allem zu Hause das Spiel zu machen, waren plötzlich weg und das Unheil nahm seinen Lauf.
Dorge Kouemaha musste verkauft werden, der gut aufgelegte Sandro Wagner riss sich das Kreuzband und Neururer sorgte nur noch mit Rücktrittsandrohungen für Schlagzeilen. Der DFB-Pokalsieg in Mönchengladbach hat dem Trainer zwar noch einmal einen Pfuffer verschafft, doch mit der Derby-Pleite drei Tage später in Oberhausen war seine Demission nur noch eine Frage der Zeit. Zwar hielt sich Neururer noch einen Monat, aber die 0:5-Blamage im Cup in Augsburg besiegelte den Wechsel und Milan Sasic übernahm.
Als „harter Hund“ verschrieen hat er einen Ruf mit nach Duisburg gebracht, der sich später rächen sollte. Denn das Theater um seine Person gipfelte in Rostock in einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem Busfahrer. Sein primäres Ziel, in der heimischen Arena erfolgreichen Fußball zu zeigen, verfehlte der Kroate. Schlimmer noch, die Zebras ließen sich regelmäßig abschlachten und verspielten sich jeglichen Bonus bei den Fans. Die wirtschaftliche Schieflage hat in den letzten Wochen ihr übriges geleistet, so dass die einstige Hoffnung der puren Enttäuschung gewichen ist. Die Klub-Verantwortlichen sind nun darum bemüht, die Trümmer der Saison zusammenzukehren. Aber eins ist klar: Die Nachwehen dieser Spielzeit werden den MSV noch lange beschäftigen.