Der Countdown läuft. Was MSV-Präsident Walter Hellmich von der Rückrunde erwartet, wie sich das Gesicht des MSV verändern und wo der Zukunfts-Weg hinführen soll, das erläutert der erfolgreiche Unternehmer im Gespräch mit RevierSport.
Walter Hellmich, nach anfänglichen Schwierigkeiten rotiert das Personal-Karussell. Der Rumäne Mihai Tararache wurde verpflichtet. Wo siedeln Sie den Ex-Züricher an? Nach unseren Erkenntnissen ist Tararache ein Mann von internationaler Klasse und eine Bereicherung für den MSV Duisburg.
Wie ist der Stand bei Stuttgarts Marco Caligiuri, der das komplette Trainingslager in der Türkei mitmachte? Da wollen wir versuchen, ihn dazuzunehmen. Marco hat einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Er hat eine gute Chance als Ergänzungsspieler und beim VfB eine prima Ausbildung genossen.
Mit Necat Aygün steht ein weiterer Akteur im Blickpunkt. Aygün spielt bei der SpVg. Unterhaching eine ganz starke Rolle und hält bei denen fast alleine den ganzen Laden zusammen. Der Transfer ist noch nicht ganz klar, aber das muss klappen. Wir möchten ihn unbedingt haben, zumal er mit seinen 25 Jahren ein Mann mit Perspektive ist.
Wie schätzen Sie die Duisburger Perspektiven in Sachen Klassenerhalt ein? Mit den gezielten Ergänzungen, die wir vorhaben, halten wir die Klasse. Wichtig ist, dass wir eine homogene Einheit schaffen und nur Leute verpflichten, die uns weiter helfen. Unsere Mannschaft hat Substanz, aber man darf nicht vergessen, dass es in der Bundesliga ein Riesen-Gefälle gibt.
Nur zwölf Punkte stehen nach der ersten Saison-Hälfte auf dem Konto... Es steht fest, dass es zu wenig war, was wir geholt haben. Trotzdem sind wir dran, die rettenden Plätze sind in Reichweite. Die Rückrunde wird alles entscheiden. Ich will hoffen, dass sich der MSV nicht am allerletzten Spieltag noch in der Abstiegs-Verlosung befindet, sondern, dass wir den Klassenverbleib vorher sichern. Nüchtern betrachtet, wird es natürlich sehr, sehr hart. Ein früher Dreier würde unserer Mannschaft Rückenwind verleihen.
Stichwort Verjüngungs-Prozess: Jürgen Kohler hat bereits kurz nach seinem Amtsantritt festgestellt, dass Duisburg mit den ältesten Kader aller Bundesligisten beschäftigt, wobei Erfahrung im ersten Bundesliga-Jahr bestimmt nicht verkehrt ist. Muss der Umbruch im Sommer kommen? Lassen Sie uns erst ein Mal diese Aufgabe bewältigen, dann können wir weiterdenken in Sachen Verjüngung. Es gibt immer einen Prozess, bei dem sich etwas erneuern muss. Einige Verträge, wie der von Carsten Wolters oder Dirk Lottner, laufen im Juni aus. Aber das spielt jetzt noch keine Rolle, wir konzentrieren uns voll auf das Ziel Klassenerhalt.
Wo sehen Sie das Plus des MSV? Die Moral. Wenn ich sehe, wie unsere Truppe ohne zehn Mann beim FSV Mainz gekämpft, flott aufgespielt und ein 1:1 geholt hat, dann gibt das Mut. Unsere Leistung war herzerfrischend. Natürlich gab es Begegnungen, wie etwa in München, Hamburg, Schalke oder in der zweiten Halbzeit gegen Eintracht Frankfurt, in denen wir schlecht gespielt haben. Man kann sich über die Ausbeute, aber nicht über das Engagement unseres Teams beschweren.
Sie haben als Chef ein engen Kontakt zu den Akteuren, im Profi-Bereich eher ungewöhnlich, oder? Ich pflege zu vielen Spielern ein sehr gutes Verhältnis, habe eine sehr gute menschliche Bindung zu den Jungs. Ich muss es hinkriegen, das ist meine Art, die Spieler an den MSV Duisburg und an mich zu binden. Das darf auch in Zukunft nicht abreißen. Die Perspektive, der familiäre, intakte Club, das tolle Stadion - alles Argumente, warum Duisburg eine gute Adresse ist.
Wo sind Verbesserungen nötig? Wir müssen noch viel mehr machen im Jugend-Bereich. Unser Club war vor drei Jahren unter Null, da gab es gar nichts. Die Nachwuchs-Arbeit muss langsam aufgebaut werden, A- und B-Jugend müssen in die Bundesliga gebracht werden, wir müssen überall besser werden. Vom Potenzial her liegen wir momentan bei etwa 30, 40 Prozent von dem, was ich mir vorstelle. Wir haben sicherlich Quantensprünge gemacht, die Erlöse im Merchandising-Bereich verzwanzigfacht.
Borussia Dortmund hat seinen Stadion-Namen an eine Versicherung veräußert. Zur Nachahmung empfohlen? Über kurz oder lang musst du den Stadionnamen unserer MSV-Arena auch vermarkten.
Welche Größenordnung ist denkbar? Rund drei Millionen sind da pro Saison sicherlich machbar. Wir haben unser Stadion jetzt schon gut vermarktet, über 1.500 Leute sind im Business-Bereich, dazu haben wir 40 Logen vermietet. Auch der Zuschauer-Zuspruch ist da: Ich schätze, dass wir drei, vier Mal in der Rückrunde ausverkauft sein werden. Bayern, Schalke, der HSV und Mönchengladbach kommen noch nach Duisburg, da warten noch schöne Spiele auf uns.