Blitzlichtgewitter, surrende Kameras und hektisches Treiben begleiteten am späten Dienstagnachmittag den ersten Auftritt von Heiko Herrlich als neuen Cheftrainer beim VfL Bochum. Im Interview verrät er, dass er sich über die Geduld des VfL bei der Trainersuche gefreut hat. Seine Hauptaufgabe wird es nun sein, das wahre Leistungsvermögen aus dem Team herauszukitzeln.
Herr Herrlich, willkommen im Ruhrgebiet!
Ich war doch eigentlich nie weg. Ich wohne in der Nähe von Bochum, bin gerne im Ruhrgebiet und freue mich auf die neue Aufgabe. Was gab letztlich den Ausschlag für Ihre Zusage?
Der VfL Bochum ist ein sympathischer Traditionsverein, und als Spieler habe ich im rewirpowerSTADION gerne gespielt. Aber natürlich ist es auch die Aufgabe. Es ist eine Herausforderung, die Mannschaft vom vorletzten Tabellenplatz nach oben zu führen. Das ist auch eine riesengroße Chance, die ich wahrnehmen möchte.
Aber ist es nicht auch eine äußerst schwierige Aufgabe?
Natürlich, das ist vollkommen klar. Aber einfach kann jeder.
Wie lief das mit den ersten Kontakten. Und war die Anfrage überhaupt eine Überraschung für Sie?
Eine absolute Überraschung. Ich hatte mich ganz auf meine Aufgabe als DFB-Trainer konzentriert und steckte mitten in den Vorbereitungen für die schwierigen Qualifikationen, als der Anruf kam. Ich habe dann gesagt, dass der Zeitpunkt unglücklich ist, weil ich mich gerade in eine Aufgabe gekniet habe und gebeten, mich nochmals anzusprechen, wenn die Qualifikationsspiele hinter uns liegen. Zu diesem Zeitpunkt bin ich davon ausgegangen, dass die Sache erledigt war, weil der VfL ja schnell einen Trainer suchte. Deshalb freue ich mich jetzt umso mehr, dass der Klub die Geduld hatte, auf mich zu warten. Dafür bin ich sehr dankbar.
Welche Eindrücke haben Sie von der Mannschaft gewonnen, schließlich haben Sie das Team gegen Dortmund und Bremen beobachtet?
Ich denke, dass viel Substanz da ist und genug Qualität vorhanden ist. Allerdings ist sie in der letzten Zeit nicht mit der nötigen Kontinuität abgerufen worden. Mein Ansatz ist es, jetzt das wahre Leistungsvermögen aus dem Team herauszukitzeln, damit wir auch wieder Spiele gewinnen.
Was für ein Trainer-Typ sind Sie?
Warten Sie es doch mal ab. Können Sie jetzt schon sagen, mit welchem System Sie in der nächsten Zeit bevorzugt operieren werden?
Natürlich habe ich da meine konkreten Vorstellungen. Aber das werde ich im Kurztrainingslager zunächst mit der Mannschaft besprechen. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts für die Öffentlichkeit.
Am Dienstag hat sich Ihre Unterschrift beim VfL noch ein paar Stunden verzögert. Hat der DFB gemauert?
Nein. Dass es ein wenig gedauert hat, sehe ich als Wertschätzung für meine Person und meine Arbeit. Ich bin dem DFB in den Personen Wolfgang Niersbach, Dr. Theo Zwanziger und Matthias Sammer sehr dankbar. Zum einen, weil sie mir vor zweieinhalb Jahren die Chance gegeben haben, beim DFB zu arbeiten. Zum anderen, weil sie mir jetzt mit der Freigabe ermöglicht haben, als Cheftrainer in der ersten Liga zu arbeiten.
Sie haben unter vielen prominenten Trainern gearbeitet. Wer hat Sie am meisten geprägt?
Ich habe versucht, mir die guten Dinge eines jeden Trainers anzueignen und die Schwächen - und die hat jeder - zu vermeiden. Von allen Trainern hat mich jedoch einer am meisten beeindruckt - Ottmar Hitzfeld. Wie er es geschafft hat, die Mannschaft auf seine Seite zu bringen, das war großartig. Schade, dass ich Matthias Sammer als Trainer nur kurz hatte. Auch wenn der in vielem knallhart war.