"Entscheidend ist nicht allein, wie die Zeile formuliert ist. Entscheidend ist, in welchen Kontext sie gestellt wird", sagte Hippler, der am Institut für Frieden und Entwicklung der Universität Duisburg-Essen tätig ist, dem WAZ-Internetportal (www. derwesten.de). Hippler hebt damit auf den Karikaturenstreit ab, der 2006 zu weltweiten Protesten muslimischer Organisationen geführt hatte: "Die Zeile im Schalker Lied mag läppisch sein, doch was wäre, wenn es in Gelsenkirchen gleichzeitig Übergriffe auf drei muslimische Mitbürger geben würde und die türkische Presse beide Vorgänge in Verbindung setzt?"
Der Wissenschaftler wies darauf hin, dass Muslime Humor haben, "auch wenn sie manchmal so tun, als hätten sie keinen". Mehmet Ajaz, der Intergrationsbeauftragte der Stadt Gelsenkirchen, forderte seine Glaubensbrüder in diesem Fall zu mehr Gleichmut auf. "Wir müssen auch mal über so ein Thema lachen können", sagte Ajaz. Professor Stefan Reichmuth vom Centrum für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhr-Universität Bochum sieht in der betreffenden Textzeile grundsätzlich kein Problem. "Das ist Fußball-Poesie", sagte Reichmuth im ARD/ZDF-Morgenmagazin und sprach von "integrativen Bildern", die im Lied verwendet würden.
Der Prophet Mohammed werde in die "Schalker Familie einbezogen". Auch Aiman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, erkennt in dem Lied "keine böse Absicht oder direkte Blasphemie", fügte aber hinzu: "Allerdings kommt der Respekt nicht zum Ausdruck, dem wir als Muslime dem Propheten entgegenbringen. Die lapidare Formulierung kann schon dem einen oder anderen die Zornesröte ins Gesicht treiben."
Mazyek sagte, eine eine Forderung, das Lied zu verbieten, werde es nicht geben, "aber eine nach Aufklärung über den Hintergrund des Liedes. Das sind wir nicht nur den vielen türkischen Fans und Spielern von Schalke schuldig." In den letzten Tagen erhielt der Bundesligist vermehrt Protestbriefe und E-Mails, nachdem türkische Medien in dem Text des 1924 geschriebenen und 1963 getexteten Liedes eine "Verhöhnung des Propheten Mohammed" ausgemacht hatten. In der dritten Strophe heißt es: "Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht. Doch aus all der schönen Farbenpracht hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht."
Der Klub hatte am Montag bekannt gegeben, dass er den Text von einem Islam-Wissenschaftler untersuchen lassen will. Bis die Expertise vorliegt, will sich Schalke zu dem Thema nicht mehr äußern.