Als Mladen Krstajic eine gute halbe Stunde nach dem Abpfiff der Partie gegen Hoffenheim mit seinem Sohn Mateja wieder in die Katakomben der Veltins-Arena stapfte, da wurde der 35-jährige sonst so coole Routinier von seinen Gefühlen übermannt.
Nein, Tränen liefen dem Abwehrrecken nicht über die Wangen. Doch unter die Haut war ihm die Ehrenrunde in seinem Wohnzimmer, in dem er seit 2004 so viele Schlachten geschlagen hatte, schon gegangen. „Abschied ist normalerweise, wenn du Blumen kriegst. Ich habe keine erhalten, meine Frau hätte sich darüber gefreut“, grinste der 1,90-Meter-Mann zunächst verschmitzt, ehe er wieder ernst wurde. „Ja, es sah schon wie ein Abschied aus“, gab Krstajic zu.
Noch weiß er nicht genau, wie und wo es weiter geht. Von den Verantwortlichen der Königsblauen hat er jedenfalls seit Monaten nichts mehr gehört. „Es ist traurig, dass keiner kommt und sagt: Danke für die fünf Jahre. Aber so ist das Geschäft“, meinte Krstajic. Er selbst will nicht auf Josef Schnusenberg oder Felix Magath zugehen und um eine Weiterbeschäftigung betteln.
„Ich bin kein Typ, der selbst sagt: Gebt mir einen neuen Vertrag. Ich bin ein stolzer Serbe!“, betonte der dreifache Familienvater. „Ich denke, es ist leider vorbei mit Schalke. Mein Handy ist zwar auch im Urlaub an, aber es ist nicht realistisch, dass mich in den nächsten Wochen jemand anruft und sagt. Wir machen mit Dir weiter“, gab Krstajic zu.
Möglicherweise wird er in der kommenden Saison sogar auf der anderen Seite in die Kabine gehen. Denn nach seiner Auskunft gebe es „ein paar Kontakte zu Bundesligaklubs“. Außerdem soll 1860 München an dem früheren Bremer interessiert sein.
Denkbar ist auch eine Rückkehr in seine Heimat, wo bei seinem früheren Verein Partizan Belgrad die Qualitäten des Haudegen noch gut bekannt sind. „Falls ich zu Partizan gehen sollte, dann werde ich es erst einmal alleine tun. Meine Familie würde dann erst im Winter nachkommen, damit die Kinder noch bis Dezember zur Schule in Düsseldorf gehen können“, erklärte Krstajic. „Aber wer weiß, vielleicht kann ich in zwei Jahren Nachfolger von Magath werden“, zog der älteste Spieler in der aktuellen Schalker Mannschaft mit einem von ihm gewohnten lockeren Spruch von dannen.
Er wird dem Verein und dem Team fehlen, so viel ist schon jetzt sicher.