Roman Weidenfeller hat in den letzten Wochen einen steilen Aufschwung erlebt. Nach dem überraschenden Absprung von Jens Lehmann wurde er quasi über Nacht die Nummer eins im BVB-Gehäuse, kassierte in den ersten sieben Bundesligaspielen lediglich sechs Treffer und muss sich mit dieser persönlichen Bilanz nur der absoluten Nullnummer des Stuttgarters Timo Hildebrand beugen. Doch einen besonderen Makel hat seine bisherige Borussen-Ausbeute weiterhin: "Ich habe noch nie einen Bundesliga-Auswärtssieg mit Dortmund erlebt." Kein Wunder, dass der Ex-Lauterer liebend gerne den schwarzen Fleck tilgen möchte: "Wir haben in der jüngsten Vergangenheit reichlich Kritik einstecken müssen. Mit den Siegen in Wien und gegen Freiburg konnten wir etwas für Beruhigung sorgen. Doch das hilft uns alles nichts, wenn wir in Frankfurt nicht punkten."
Und mit punkten meint er nicht einen Zähler, "sondern drei". Die Voraussetzungen sieht er trotz der anhaltenden Personalnot für gegeben: "Unsere Verletztenliste darf keine Alibi für uns sein. Das Team ist auf der anderen Seite dadurch zusammengerückt, kompakter geworden." Hinten ist der BVB teilweise sogar ein Bollwerk, denn nur in Schalke zappelte die Lederkugel zweifach im eigenen Netz, klar, dass da die Frage aufkommt, ob im Sturm die Punkte verschenkt werden? Der Keeper verneint das vehement: "Keine Frage, wenn wir vorne jeweils ein oder zwei Treffer mehr geschossen hätten, ständen wir heute in der Tabelle ganz anders da. Doch wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen." Den bisherigen fünften Rang schätzt der 23-Jährige trotzdem als eine durchaus ordentliche Platzierung ein: "Damit können wir unter Berücksichtigung alles Umstände halbwegs zufrieden sein."
Für das Alltagsgeschäft Bundesliga kann die Einschätzung durchaus stimmen, für die geplanten internationalen Highlights weniger. "Unser Ziel war die Champions League, jetzt muss ich mir diese Begegnungen mit bedröppeltem Gesicht vor dem Fernseher anschauen. Das haben wir ohne Frage verbockt." Die Ansprüche bei den Schwarz-Gelben sind halt höher als bei den meisten anderen Vereinen, doch lange nachkarten hilft trotzdem nicht. Weidenfeller: "Immerhin sind wir im UEFA-Cup dabei, selbst wenn einige diesen Wettbewerb als Cup der Verlierer bezeichnen. Wir können auch dort international für Aufsehen sorgen."
Am Samstag steht am Main allerdings die einheimische Kost auf dem Programm. "Alltag wird ein Bundesligaspiel niemals sein, denn sonst könnte ich die Schuhe an den Nagel hängen", beschreibt er die innerliche Verarbeitung des Riesensatzes von der Nummer 26 zur Nummer eins, "es ist weiterhin ein schönes Gefühl." Nicht auf das, sondern auf das Nervenkostüm wird es in Frankfurt ankommen. Torwarttrainer Teddy de Beer: "Zu den Stärken von Roman gehört die Eigenschaft, dass er selbst in schwierigen Situationen die Ruhe behält." Die alleine reicht nicht, um den ersten Auswärtssieg einzufahren, da muss die Abteilung Attacke schon ihr übriges tun.