Ab dem kommenden Montag, wenn die Spieler in den Weihnachtsurlaub entlassen werden, beginnt vor allem für Andreas Müller erst der richtige Stress.
Mit dem momentanen Platz sieben in der Liga und dem drohenden Aus im internationalen Geschäft steht die Mannschaft zur Halbserie deutlich unter dem Soll. Da sind personelle Korrekturen notwendig, die der Schalker Manager auch bereits angekündigt hat. Wird der Schnitt radikal, dürfte sich der Verein von bis zu sieben Spielern trennen, zwei bis drei echte Verstärkungen, insbesondere im offensiv-kreativen Bereich, müssen her. Müller äußert sich nicht zu den Namen, die derzeit rund um den Verein kursieren. Das Problem ist, dass er sich nach der schlechten Erfahrung aus dem Vorjahr keine weiteren Schnellschüsse, die zu Rohrkrepierern werden, leisten kann.
RevierSport hat eine Liste zusammengestellt, welcher Kicker gerade in sind, also für eine Neuverpflichtung in Frage kämen, beziehungsweise im jetzigen Kader vor einer Vertragsverlängerung stehen. Out sind dementsprechend die Fehleinkäufe und Edelreservisten, die auf Schalke keine Perspektive mehr haben.
In:
Marko Marin (B. Mönchengladbach): Der erst 19 Jahre junge deutsche Nationalspieler wird von der halben Bundesliga gejagt und ist auch schon im Ausland ein Thema. Sein Vertrag bei der Borussia läuft noch bis 2010, sein Marktwert wird auf sieben Millionen Euro taxiert. Problem: Für einen Wechsel schon in der Winterpause wird der Stürmer kaum zur Verfügung stehen, ein Transfer im Sommer ist wahrscheinlicher.
Marc Janko (Red Bull Salzburg): An Österreichs Fußballer des Jahres 2008 ist ebenfalls nicht nur Schalke interessiert, ein Konkurrent im Werben um den 25-jährigen Stürmer ist Hertha BSC. Janko gilt mit seiner Körpergröße von 1,96 Metern als echter Strafraumspieler, hat aber im Gegensatz zu Kevin Kuranyi wirklich eine eingebaute Torgarantie.
Jonathan Legear (RSC Anderlecht): Ein 21-jähriger Außenstürmer für die rechte Flanke, der allerdings bisher nur in der international kaum bedeutenden belgischen Liga auf sich aufmerksam machen konnte. Der Vertrag läuft allerdings noch bis 2012, die Ablöse dürfte zwischen drei und fünf Millionen Euro betragen.
Benedikt Höwedes: Hat sich durch seine konstant guten Leistungen in der Bundesliga und der deutschen U21-Nationalmannschaft in den Blickpunkt anderer Vereine gespielt. Schalke reagierte und verlängerte den Vertrag vorzeitig bis 2014.
Heiko Westermann: Hat seine überragende Vielseitigkeit noch zuletzt beim Dreier gegen Hertha unter Beweis gestellt. Ob auf seiner Lieblingsposition in der Innenverteidigung, als Alternative für Christian Pander hinten links oder im Mittelfeld mit Zug zum Tor: Westermann hat innerhalb des Schalker Kaders den größten Sprung nach vorn gemacht. Nicht umsonst will Müller ihn schon jetzt bis 2015 an Schalke binden.
Out:
Albert Streit: Vor knapp einem Jahr mit vielen Vorschusslorbeeren geholt, konnte sich der angeblich "beste Vorbereiter der Bundesliga" auf Schalke nicht durchsetzen. Im Training lustlos und schnell beleidigt, wenn er nicht spielte, machte Streit vielmehr mit öffentlich geäußerten Wechselabsichten seinem Namen alle Ehre. Der 1. FC Köln will ihn haben, doch von den 2,5 Millionen Euro Ablöse, die Schalke im Januar an Eintracht Frankfurt überwies, wird es höchstens die Hälfte geben.
Zé Roberto II: In Brasilien ein Top-Star, auf Schalke ein Super-Flop und Müllers teuerstes Missverständnis. Wenn er zwischen seinen zahlreichen Verletzungspausen mal auf dem Trainingsplatz zu sehen war, dann zeigte er sich stets gut gelaunt. Strahlend lächelnd wird er sich auch nächste Woche wieder in seine Heimat verabschieden. Die drei Millionen Euro, die der Verein für ihn ausgab, dürfen in der Bilanz abgeschrieben werden.
Carlos Grossmüller, Gustavo Varela: Beide wurden im Oktober vom Trainings- und Spielbetrieb der ersten Mannschaft suspendiert. Grossmüller darf wegen seines deutschen Passes immerhin in der Regionalligareserve kicken, doch auch er geht als eines der größten Missverständnisse in die jüngere Schalker Vereinsgeschichte ein. Doch während sich für Streit und Zé Roberto schon Interessenten gemeldet haben, müssen die beiden "Urus" in ihrer Heimat wohl von vorn anfangen. Gerade für den verletzungsanfälligen Varela, dem Müller im Sommer einen Gnadenvertrag gab, wird das schwierig.
Peter Lövenkrands: "Pistol-Pete", der schnellste Außenstürmer der Bundesliga: Was ist der Däne am Anfang, als er ablösefrei von den Glasgow Rangers nach Gelsenkirchen kam, nicht gefeiert worden? In nunmehr zweieinhalb Jahren ist er auf 44 Einsätze für die Königsblauen gekommen. Davon richtig in Erinnerung geblieben ist sein Doppelpack im Februar 2007 in Bremen, als er seine einzige richtig gute Phase im S04-Trikot hatte. Da sein Kontrakt eh im Juni ausläuft, ist eine vorzeitige Trennung wahrscheinlich.
Vicente Sanchez: Wie im Fall von Zé Roberto hatte sich der Uruguayer durch überragende Leistungen in Südamerika für Europa empfohlen. Sanchez galt in der mexikanischen Liga als der Spieler schlechthin, doch auf Schalke konnte er zwar mit seiner unkonventionellen Spielweise das Publikum für sich gewinnen, mehr als Effekthascherei kam dabei aber nicht herum. Möglicherweise wird Sanchez nur deshalb nicht aussortiert, weil es für ihn kein Angebot gibt und er zudem ein "Bänker" ist, der nicht aufmuckt.
Ivan Rakitic: Im Fußball ist die Nummer zehn oft immer noch für Spieler mit besonderer Gabe vorgesehen, zum Beispiel bei Diego in Bremen. Rakitic aber ist diese Ehre eine Nummer zu groß, er scheint in der Rolle des ewigen Talentes zu versacken. Körperlich und gedanklich oft einen Schritt zu langsam, ist der Kroate momentan zu Recht nicht erste Wahl. Und durch das immer wieder mal lancierte Liebäugeln mit Top-Klubs wie Inter Mailand hat er beim Schalker Publikum erheblich an Kredit verloren. Sollte sich wirklich ein namhafter Interessent für ihn finden und die entsprechende Ablöse zahlen, ist der eigentlich als Lincoln-Nachfolger vorgesehene 20-Jährige im Januar weg.