Der vorherige 1:0 (0:0) -Erfolg der Profis gegen Hertha BSC hatte nicht nur die schwarze Serie von drei Niederlagen in Folge beendet, sondern für einen erheblichen Stimmungswandel im und rund um den Verein gesorgt.
"Das war ein wichtiger Sieg, ich bin froh für die Mannschaft und die Fans", gab Fred Rutten zu. Er wusste, dass sich die zuvor angeheizte Atmosphäre richtig entladen hätte, hätte es gegen die als Aufbaugegner dankbaren Berliner die sechste Pleite innerhalb der zurückliegenden Partien gegeben. So aber fand der in schwierigen Zeiten dringend benötigte Schulterschluss zwischen Publikum und Akteuren statt. "Wir haben auch in den Wochen zuvor nie die Ruhe verloren und waren nicht verunsichert", meinte Rutten zwar, aber er musste nicht weiter ausholen, um seine Zuhörer davon zu überzeugen, dass es eben nicht so einfach war.
Statt "Müller raus" und Pfiffen gegen einzelne Spieler zeigten die Zuschauer gestern eine Stunde lang bemerkenswerte Geduld mit ihrer Mannschaft, die sich zwar bemühte, aber eben nicht das ersehnte Erfolgserlebnis schaffte. Als Gerald Asamoah in der 65. Minute das beharrliche Anrennen der Truppe mit dem goldenen Tor belohnte, war die alte Wechselwirkung zwischen Rasen und Rängen wieder stimmig. Nach dem Abpfiff holten sich die Kicker beim Gang zur Kurve den gerechten Applaus ab und beide Seiten beschlossen den letzten Heimauftritt mit einem guten Gefühl.
"Die Mannschaft hat leidenschaftlichen Fußball gespielt. In den letzten Wochen hatten wir aber kein Glück, das haben wir diesmal erzwungen", freute sich Manager Andreas Müller. "Schalke hat diesen Sieg verdient. Wir müssen akzeptieren, dass wir gegen einen sehr, sehr guten Gegner verloren haben", erkannte Hertha-Trainer Lucien Favre die Überlegenheit der Gelsenkirchener neidlos an. "Ich habe auch das Spiel gegen Bayern München gesehen, da war es ähnlich. Wenn man einen Blick auf die Statistik mit zum Beispiel 63 Prozent Ballbesitz für Schalke wirft, dann sagt das alles aus."
So sieht die Tabelle für die Königsblauen nach dem vorletzten Hinrunden-Spieltag schon wieder sehr viel erfreulicher aus. Man ist wieder die Nummer eins im Pott und sogar Platz drei ist mit fünf Punkten Rückstand nicht mehr Lichtjahre entfernt. "Es gibt keinen Grund, die Saisonziele zu überholen", machte auch Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies klar, dass sich die Vereinsführung von dem Wunsch nach dem erneuten Einzug in die Champions League nicht abbringen lasse.
Um das zu erreichen, muss nicht nur zum Abschluss der Hinserie ein weiterer Dreier beim Spitzenreiter Hoffenheim her, sondern eine Blutauffrischung beim Personal. Müller hat angekündigt, dass man sich von einigen unzufriedenen Kickern trennen und deren Platz durch tauglichere Spieler ersetzen werde. "Einige sind ja schon mit dem Wunsch auf uns zugekommen, den Verein in der Winterpause verlassen zu können. Mit anderen müssen wir uns über ihre Perspektive unterhalten und eine Lösung finden", erklärte Müller.
Albert Streit, Zé Roberto, Peter Lövenkrands, Carlos Grossmüller, Gustavo Varela und vielleicht auch Vicente Sanchez stehen vor dem Absprung. Obwohl Müller keine Angaben zu Namen und Positionen macht, werden ein kreativer Mittelfeldspieler mit Zug zum Tor und ein Stürmer gesucht. Die Arbeit kann beginnen, das 1:0 gegen Hertha war nur ein Aufbäumen vor dem großen Aufräumen.