Marc Wilmots hat seinen Abschied als Schalker Teamchef zum Saisonende bekannt gegeben. Bis zuletzt noch hatte der Belgier seine Entscheidung, ob er wie angekündigt in die Politik wechseln wird oder doch als Trainer in Gelsenkirchen seine Zukunft sieht, offen gehalten. Nach den Ereignissen in der vergangenen Woche aber kam diese Nachricht nicht mehr überraschend. „Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich tun soll. Aber ich kann mich nur einer Sache zu 100 Prozent hingeben“, hatte Wilmots eine Zeit lang überlegt, sein politisches Amt und den Job an der Seitenlinie zu kombinieren. Aber „wenn man Trainer ist auf Schalke, dann geht das nur mit Leib und Seele, von morgens bis abends. Läuft es dann im Verein oder in der Politik schlecht, gäbe es sofort Kritik.“
Am Sonntag stehen in seiner Heimat die Wahlen zum Senat an, Wilmots tritt auf einem vorderen Listenplatz der liberalen Partei MR an. Den Entschluss etwas leichter gemacht haben dürfte die Tatsache, dass sich die sportliche Situation des Vereins unter seiner Ägide um keinen Deut verbessert hat. Wenn am 24. Mai der FC Schalke es doch noch irgendwie in den UI-Cup schaffen sollte, werden trotzdem nicht mehr 60.000 in der Arena ihren „Willie“ lautstark zum Bleiben auffordern. So geht der 34-Jährige zurück nach Dongelberg, wo seine Familie bereits seit über einem halben Jahr lebt. „Ich habe zwei große Lieben. Eine davon ist Schalke 04, aber nur an zweiter Stelle. An erster steht meine Familie, und die lebt in Belgien, wo mein Sohn auch im Herbst eingeschult wird. So hätte ich entweder jeden Tag 500 Kilometer im Auto sitzen oder in den Ruhrpott ziehen müssen. Beides wäre nicht auf Dauer gegangen, obwohl ich große Lust auf das Traineramt gerade bei Schalke verspürt habe“, bemerkt Wilmots, der in seiner Heimat demnächst den Trainerschein machen will.
Bevor er sich mit seinen Vorstands-Kollegen über die Zukunft und damit die Besetzung des Trainerpostens austauschte, richtete Rudi Assauer eine Dankes-Botschaft an Wilmots. „Von mir und dem Verein gibt es ein großes Dankeschön. Marc hat aus tiefer Verbundenheit zu Schalke den Posten übernommen, und zwar in einer sehr schwierigen Lage, in der von allen Seiten nur Erfolg erwartet worden ist. Es tut mir daher nicht nur für Schalke, sondern auch für ihn persönlich Leid, dass die letzten Spiele so abgelaufen sind. Das hat er nicht verdient“, betonte der Manager. Mit welchem Coach der Klub in die nächste Spielzeit gehen wird, steht nach Assauers Auskunft noch nicht fest. „Auch Marc stand auf dem Zettel. Momentan analysieren wir die Situation ganz genau, denn die besten Entscheidungen trifft man bekanntlich in aller Ruhe“, lässt sich der 59-Jährige nicht aus der Reserve locken.
Schenkt man Assauers Worten der letzten Tage Glauben, steht eins aber fest: Von den im Schalker Umfeld derzeit am häufigsten genannten Namen wie Christoph Daum, Klaus Toppmöller und Jupp Heynckes wird keiner ab Ende Juni das Zepter schwingen. Eine heiße Spur führt indes einmal mehr nach Holland. Die Schalker haben ihre Fühler nach Feyenoord Rotterdams Bert van Marwijk ausgestreckt. „Das ist ein interessanter Mann. Er hat mit Feyenoord gute Erfolge gefeiert, ist mit dem Verein Meister geworden und hat im letzten Jahr den UEFA-Cup geholt“, sind Assauer die Referenzen van Marwijks geläufig. Aber: „Das Thema stellt sich nicht, da er noch zwei Jahre lang in Rotterdam gebunden ist. Zu so einem Wechsel gehören immer drei Parteien. Der Trainer selbst sowie der abgebenden und der nehmende Verein. Also werden wir kaum jemanden aus einem laufenden Vertrag heraus kaufen.“
Ihre Suche nach einem „gestandenen Mann“, wie ihn der Manager auf Schalke sehen will, möchte die S04-Führung möglichst schnell beendet haben. „Ich hoffe, dass wir in der nächsten Woche fertig weit sind“, spuckt Assauer in die Hände.