Seinem Kollegen im Angriff des Fußball-Meisters, dem bekennenden Spaßvogel und Karnevalisten Lukas Podolski, ist das Scherzen dagegen vergangenen. Während Klose in Abwesenheit des verletzten Sturmführers Luca Toni aufblühte, geriet Podolski ins Abseits. Der Abschied des 23-Jährigen aus München ist nicht mehr eine Frage des Ob, sondern nur noch des Wann.
Ob sein Mitspieler nicht ein paar Streicheleinheiten benötige, wurde Klose am vergangenen Wochenende gefragt, nachdem Podolski gegen Arminia Bielefeld zunächst überraschend auf der Bank gesessen hatte. "Streicheleinheiten? Dann müssen wir uns eine Katze kaufen", sagte Klose mit der Gelassenheit, wie sie nur ein selbstbewusster Stammspieler hat. Trost hatte er für Podolski nicht. Dem Ex-Kölner weht derzeit ein kalter Novemberwind ins Gesicht - die Bayern sind drauf und dran, "Prinz Poldi" vom Hof zu jagen.
Erst geriet er nach zwei müden Vorstellungen als Toni-Ersatz an der Seite des starken Klose sportlich ins Abseits, dann wurde er wieder einmal von den Bossen abgewatscht. "Für ihn gibt es immer nur Köln, Köln, Köln! Er träumt von Köln Tag und Nacht", beschwerte sich Manager Uli Hoeneß. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge legte vor dem Champions-League-Spiel beim AC Florenz nach: "Er soll gut spielen und Tore schießen" - und ansonsten die Klappe halten.
"Podolski und Bayern, das war´s", oder "Scheidung auf Raten" - so lauteten noch die netteren Kommentare zu Podolskis Situation. Dass die Ehe Podolski-Bayern vor einem Scherbenhaufen steht, haben auch die Experten längst erkannt. "Ich hoffe, es geht noch länger gut, obwohl es nicht so aussieht", sagte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer bei Premiere.
Bundestrainer Joachim Löw sagte der Bild: "Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich trennt." Podolski kündigte an, sich bis zum Winter Gedanken über seine Lage machen zu wollen - und musste sich auch dafür Kritik gefallen lassen. "Der Spieler ist aufgefordert, sich Gedanken über seine Leistung zu machen", meinte Rummenigge hämisch.
DFB-Manager Oliver Bierhoff ergänzte: "Er darf nicht daran denken, was in drei Monaten passiert, sondern muss sich auf das Jetzt konzentrieren." Der Rat des früheren Stürmers: "Ohren zu, hart arbeiten und keine Energien an Debatten verschwenden."
Klose dient da als gutes Beispiel. Der 30-Jährige dümpelte im Verein über Monate in einem Formtief, nutzte aber die Abwesenheit Tonis, um sich zu befreien. In den drei Spielen ohne den Italiener schoss Klose zwei Tore und bereitete vier vor. "Ich habe richtig was dafür getan und ernte jetzt die Früchte", sagte er. Auf die Frage, ob er denn jetzt die neue Nummer eins im Bayern-Sturm sei, antwortete Klose kürzlich witzig-gelassen: "Das ist mir Latte!"
Podolski gab zwar mit ordentlichen 45 Minuten gegen Arminia Bielefeld die richtige Antwort auf die vorangegangene "Herabstufung" (Beckenbauer), machte den positiven Eindruck jedoch mit einem nächtlichen Ausflug zum Boxen nach Oberhausen zunichte. "Sicher nicht optimal", nannte Kapitän Mark van Bommel diesen Trip. Beckenbauer hofft zwar, "dass Podolski bleibt", und Rummenigge betonte, dass die Bayern keine Angebote für den Stürmer vorliegen hätten und sich deshalb nicht mit einem Transfer beschäftigten.
Der entscheidende Zusatz in seiner Aussage lautete aber: "Im Moment." Es ist tatsächlich unwahrscheinlich, dass Podolski die Bayern schon im Winter verlässt: Die Münchner wollen Mario Gomez als Ersatz, der erhält vom VfB Stuttgart aber frühestens im Sommer die Freigabe. Podolski muss sich wohl auf sieben weitere Monate FC Bayern einstellen. Dass er in der verbleibenden Zeit den Spaß am Fußball dauerhaft wiederfindet, ist nicht anzunehmen. Es gehöre schon sehr viel Humor dazu, sich mit der Reservistenrolle anzufreunden, meinte Beckenbauer: "Aber damit muss er fertig werden." Oder wechseln.