Mit der Spitze von Uli Hoeneß konnte Hans-Joachim Watzke nicht viel anfangen. Bayer Leverkusen und RB Leipzig als die „einzigen richtigen Konkurrenten“ im Kampf um die ohnehin schon sichere Meisterschaft des FC Bayern? Naja. „Das ist das Spiel der beiden Klubs, die mit Abstand die meiste Strahlkraft haben“, sagte Watzke zur Bedeutung des „Klassikers“ gegen den Rekordmeister bei Sky und schob hinterher: „Wer das nicht erkennt, sollte mal zum Augenarzt gehen.“ Zumal auch Bayern-Trainer Vincent Kompany am Freitag vom „größten Spiel der Saison“ sprach.
Nun waren Watzkes Aussagen zwar nicht als direkter Gegenangriff auf den Bayern-Patron gemeint. Klar ist dennoch: Der BVB ist vor dem Duell am Samstag (18.30 Uhr/Sky) hochmotiviert, dem in der Liga noch immer ungeschlagenen Tabellenführer den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es bietet sich die große Gelegenheit, das schiefe Selbstbild als erster Herausforderer des Rekordmeisters wieder geradezurücken - und damit auch der ganzen Liga angesichts der drohenden Langeweile einen Hoffnungsschimmer mitzugeben.
„Das wird ein großartiges Spiel“, hatte Sportgeschäftsführer Lars Ricken vor kurzem betont: „Wir werden es gewinnen. Und wir wollen es gewinnen.“ Einziges Problem: Die Bayern sind nach sieben Zu-Null-Siegen in Folge wieder voll im „Mia-san-mia“-Modus. In ihrer positiven Arroganz fühlen sich die Münchner unbezwingbar - und nehmen das Duell mit dem BVB, der in der Tabelle schon zehn Punkte zurückliegt, keinesfalls auf die leichte Schulter.
„Er kann sagen, was er will. Ich respektiere seine Meinung“, sagte Kompany zu den Aussagen von Hoeneß: „Aber es ist das größte Spiel der Saison, nicht nur für Dortmund, aber auch für uns.“ Der „Klassiker“ sei „das größte Spiel in der Bundesliga aktuell“, ergänzte Sportdirektor Christoph Freund am Freitag. Und auch Thomas Müller freute sich auf „ein besonderes Spiel gegen den BVB, die Fanlager sind besonders getriggert, es gibt eine gemeinsame Geschichte mit dem Kampf um Titel.“ Und eine eigentlich klare Ausgangslage.
Hier der ungeschlagene Branchenführer, der in dieser Saison reihenweise Gegner mit seiner Dominanz erdrückt. Dort die in dieser Saison schon mal bedenklich wankenden Dortmunder. „Der Tabellenführer kommt“, betonte Sportvorstand Max Eberl zuletzt vielsagend, „damit bist du automatisch Favorit.“
Trotz der viel zitierten „breiten Brust“ zeigten sich die Bayern aber auch vor Dortmund gewarnt. „Wir bereiten uns immer auf die beste Version jeder Mannschaft vor“, betonte Kompany. Zumal der BVB zu Hause „mit einem gewissen Selbstbewusstsein“ spiele, wie Kapitän Manuel Neuer zu bedenken gab. Acht von acht Heimspielen hat die Mannschaft von Trainer Nuri Sahin in dieser Saison gewonnen, hinzu kommen zwei überzeugende Siege seit der Länderspielpause.
In Dortmund reichte das allemal für eine Kampfansage Richtung München. Neben Ricken blickte auch Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem souveränen 3:0 in der Champions League bei Dinamo Zagreb voller Vorfreude auf ein „heißes Ding - und es wird mal wieder Zeit, die Bayern zu schlagen. Wir sind auf einem richtig guten Weg und gehen mit breiter Brust ins Spiel.“ Nur Nico Schlotterbeck warnte: „Es ist so schwer wie lange nicht mehr, die Bayern zu schlagen.“
Gelingt es auch Dortmund nicht, droht endgültig die Langeweile.