So einen Abstieg gab es noch nie. Der 1. FC Köln muss nach einer durch und durch blamablen Saison aus der Bundesliga in die 2. Bundesliga absteigen. Mit dem passenden Schlussakt in Heidenheim.
Trotz einer kleinen Chance auf die Rettung gab es beim desaströsen 1:4 keine Gegenwehr, Köln hisste früh die weiße Fahne, fand nie in ein Spiel, wo es um alles ging. Es passte zur Saison des Traditionsvereins.
Denn dieser Abstieg ist zu 100 Prozent selbstverschuldet. Es wurden so viele Fehler gemacht, die hier alle aufzuzeigen, würde den Rahmen sprengen.
Der schlimmste Patzer wird Köln noch lange begleiten: Noch nie kassierte ein Bundesligist eine Transfersperre über zwei Transferperioden. Noch nie musste ein Bundesligist absteigen und durfte danach keine Transfers tätigen.
Konsequenz: Köln darf keinen Spieler verpflichten oder registrieren lassen. Lediglich die sechs verliehenen Spieler (Tim Lemperle, Marvin Obuz, Jonas Urbig, Nikola Soldo, Mathias Olesen und Maximilian Schmid) kommen neu hinzu und dürfen in der neuen Saison für den FC auflaufen.
Auf der anderen Seite werden viele Leistungsträger wie Jeff Chabot oder Dejan Ljubicic den Verein für eine relativ überschaubare Ablösesumme verlassen. Ausstiegsklauseln machen das im Fall des Abstiegs möglich.
"Mit Ausnahme von zwei Verträgen haben alle Verträge Zweitliga-Gültigkeit”, erklärte FC-Sportgeschäftsführer Christian Keller im Januar 2024. Mittlerweile berichten mehrere Medien über zusätzliche Ausstiegsklauseln. Demnach hätten Marvin Schwäbe, Chabot, Timo Hübers, Linton Maina und Eric Martel solche Klauseln in ihren Verträgen.
Stellt sich die Frage: Hat Keller gelogen, um Ruhe in den Laden zu bekommen? Oder stimmen einfach die Infos der berichtenden Medien nicht in jedem Fall? Sollten die Informationen stimmen, hätte Keller alle etwas an der Nase herumgeführt.
Sollten sie nicht stimmen, fällt zumindest eine Sorge weg. Wobei: Eine Ausstiegsklausel bedeutet ja nicht gleich auch einen Weggang. Denn nach dieser schlimmen Saison muss man erstmal einen Verein finden, der bereit ist, für Akteure wie Hübers oder Maina tiefer in die Tasche zu greifen. Denn aktive Eigenwerbung konnte in den letzten zwölf Monaten nicht betrieben werden.
Sollten dann die ersten Stammspieler weg sein, wird es spannend sein zu sehen, was der Rest macht. Die Ansage von Keller war klar: Kein Spieler mit Vertrag für die 2. Bundesliga darf zusätzlich gehen, denn es dürfen ja auch keine Spieler verpflichtet werden.
Wie viele Spieler haben wirklich eine Ausstiegsklausel?
Was aber wollen die Akteure, wenn sie merken, die besten Spieler dieser Abstiegs-Truppe sind weg? Ein direkter Wiederaufstieg scheint unter diesen Voraussetzungen utopisch. Wollen dann weitere Spieler weg, auch ohne Ausstiegsklausel? Bleibt die sportliche Führung so hart, wie sie es angekündigt hat?
Sie muss es eigentlich bleiben. Köln hat sich die Suppe selber eingebrockt und muss sie nun auslöffeln. Und daher können nicht viel mehr Spieler gehen, denn irgendwer muss ja in der 2. Bundesliga auf dem Platz stehen.
Eine prekäre Situation. Die der Vorstand zu verschulden hat, die Keller zu verschulden hat, der diesen Kader zusammenstellte. Doch niemand zieht Konsequenzen, alle kleben an ihren Ämtern. So kann keine Aufbruchstimmung erzeugt werden.
Denn aus dem schlechten Kader, der nie nachweisen konnte, dass er in der Bundesliga mithalten kann, gehen die besten Akteure. Keiner übernimmt Verantwortung, keine neuen Spieler dürfen verpflichtet werden. Ein Teufelskreis, wo man sich derzeit kaum vorstellen kann, wie der FC da so schnell ausbrechen kann, um eine schnelle Bundesliga-Rückkehr anzustreben.
Das wahrscheinlichere Szenario: Köln wird in der neuen Saison irgendwo im Mittelfeld herumdümpeln und im besten Fall nichts mit dem erneuten Abstiegskampf zu tun haben. Denn wie schnell das geht, hat zum Beispiel Schalke in dieser Saison vorgemacht.
Echte Änderungen können nach derzeitigem Stand erst ab 2025 erwartet werden. Dann stehen Wahlen an und der Vorstand könnte Geschichte sein. Dann darf Köln wieder Transfers tätigen, zudem hat sich die wirtschaftliche Bilanz deutlich verbessert.
Stellt sich dann die Frage, ob Keller immer noch im Amt ist und zeigen kann, dass er mit dem Geld, was da ist, mehr anstellen kann als bisher. Denn aktuell hat er Köln mit den Bossen in den Abgrund getrieben - die Rückkehr wird sehr steinig werden.