Der 1. FC Köln steht vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga. Die Gesundung stand vor einigen Jahren über allem - mittlerweile hat der FC seine Schulden von 80 Millionen Euro zu großen Teilen abtragen können, jedoch zum Preis des sportlichen Absturzes.
Große Teile der FC-Anhänger machen dafür den Vorstand um Präsident Dr. Werner Wolf verantwortlich - auch Sportdirektor Christian Keller steht in der Kritik - nach dem 0:2 gegen Darmstadt musste er sich "Keller raus"-Rufe gefallen lassen.
Nachdem Wolf öffentlich lange geschwiegen hatte, bezog er nun Stellung, allerdings "nur" via vereinseigene Medien. Dort machte er sofort klar, dass der Vorstand, der bis 2025 gewählt ist, nicht an einen Rücktritt denken würde. Auch Keller würde nicht infrage gestellt.
Personell wolle man Kontinuität walten lassen, wie er betonte: "Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alle Energien für das gemeinsame Ziel mobilisiert werden. Zweifel, Nebengeräusche und Personal-Debatten bringen uns jetzt nicht weiter. Wir haben uns in der vergangenen Woche noch einmal mit der Geschäftsführung zurückgezogen und unseren Kurs und unsere Überzeugung angesichts der zu erwartenden kritischen Auseinandersetzung mit dieser Saison hinterfragt. Wir sind alle klar. Wir werden unseren Weg weitergehen und für unseren Kurs kämpfen. Das gilt für uns als Vorstand. Das gilt für unsere drei Geschäftsführer, von deren Arbeit wir überzeugt sind."
Dabei gibt Wolf Fehler zu, er weiß, dass vieles nicht so gelaufen ist, wie man sich das vorgestellt hat. Er ist sich aber sicher, dass er mit seinen Mitstreitern die Kurve bekommt. Er verspricht eine Aufarbeitung, er verspricht einen Dialog. "Selbst wenn wir den Klassenerhalt noch schaffen: Viele Fans sind sehr enttäuscht von dieser Saison, manche wütend. Das kann ich verstehen. Unsere Aufgabe ist es, Emotionen auszuhalten und uns der Kritik zu stellen. Wir haben Fehler gemacht – auf und neben dem Platz. Wir sind angetreten, um einen neuen FC zu bauen, einen unabhängigen, einen nachhaltigen, einen stabilen, einen erfolgreichen FC. Das ist eine große Herausforderung. Wer sich ihr stellt, macht Fehler und erlebt Rückschläge. Mit der Transfersperre und dem zähen Kampf gegen den Abstieg erleben wir das in einer besonders harten Dimension."
Bei der Fehlerbetrachtung nennt Wolf die nicht kompensierten Abgänge von Jonas Hector oder Ellyes Skhiri. Die Breite, die nicht geschaffen wurde. Vor allem aufgrund der absehbaren Transfersperre. Trotzdem legt sich Wolf fest, dass Keller der richtige Mann am richtigen Ort ist.
Der Vorstand steht zu 100 Prozent hinter der Geschäftsführung, weil er auch die Rahmenbedingungen sieht, unter denen Entscheidungen getroffen werden mussten
Werner Wolf
"Der Vorstand steht zu 100 Prozent hinter der Geschäftsführung, weil er auch die Rahmenbedingungen sieht, unter denen Entscheidungen getroffen werden mussten. Gerade die intensive Aufarbeitung der Fehler, die selbstkritische transparente Analyse der Situation, aber vor allem die Fortschritte in nahezu allen anderen Bereichen des FC, die die Geschäftsführung gemeinsam erreicht hat, überzeugen uns, an der Zusammenarbeit festzuhalten. Wir werden den Rufen nach Rücktritten und Entlassungen nicht nachgeben."
Bei dem, was der Verein geschafft habe, nennt Wolf die finanzielle Gesundung nach schlimmem Jahren. Aus einem Verein, der vor einer Insolvenz stand, sei ein Klub geworden, der sich aus eigener Kraft wieder tragen kann.
Und daher entgegnet er auch den Unkenrufen, bei einem Abstieg könne der FC gleich in die 3. Liga durchgereicht werden. Seine klare Antwort: "Das ist Populismus. Wir werden auch im Falle eines Abstiegs in der Lage sein, mindestens ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Auch in der zweiten Liga wird der FC nicht auf Sondereffekte angewiesen sein und sich selbst tragen können. Im Sommer 2025 werden wir dann den Löwenanteil der Verbindlichkeiten endlich abgearbeitet haben und in der Lage sein, wieder angemessene Investitionen in Mannschaft und Infrastruktur vorzunehmen."
Daher gibt er sich kämpferisch und verspricht: "Wir sind felsenfest von unserem Kurs überzeugt und werden auch mit dieser Geschäftsführung in die neue Saison gehen. Wir hängen nicht an unseren Posten, wir hängen am FC. Der FC steht über allem! Wir verstehen uns als Diener des FC auf Zeit."