Doch auch im „Pott“ scheint dem früheren Bremer das Verletzungspech treu zu bleiben, denn noch immer quält er sich mit einer hartnäckigen Entzündung am umliegenden Gewebe der linken Achillessehne herum. Um seinen Einsatz beim Saisonstart nicht zu gefährden, arbeitet der elffache Nationalspieler deshalb derzeit individuell und kann das Mannschaftstraining nur aus der Ferne beobachten. Keine leichte, aber eine mittlerweile gewohnte Situation für den Hobby-DJ, der künftig auch beim BVB mit seiner Erfahrung den Takt angeben soll.
RevierSport sprach mit dem 28-Jährigen über seine Krankenakte, die Nationalmannschaft und sein Verhältnis zu den Schalker Revier-Rivalen Gerald Asamoah und Kevin Kuranyi.
Patrick Owomoyela, anstatt im Trainingslager in Donaueschingen voll ins Mannschaftstraining einzusteigen, wurden Sie erneut von Ihrer Achillessehne ausgebremst. Was ging Ihnen in dem Moment durch den Kopf, als klar wurde, dass sie erst später zum Team stoßen können. Natürlich war das eine Enttäuschung für mich, denn ich hatte mir das sicherlich etwas anders vorgestellt. Ich wollte möglichst schnell wieder dabei sein, doch das wurde zunächst erneut hinausgezögert. Aber auch damit habe ich, leider Gottes, schon gelernt umzugehen. Jetzt bin ich erst einmal erleichtert, dass es nichts Ernsteres ist. Die Untersuchung beim Baseler Achillessehnen-Spezialisten Dr. Bernhard Segesser ergab eine Entzündung des Gewebes. Wann können Sie wieder eingreifen? Man kann nicht genau sagen, wie schnell die Probleme verschwinden. Für mich war es wichtig, dass es nichts an der Sehne selbst, sondern das umliegende Gewebe entzündet ist. Es macht ja auch keinen Sinn zu sagen, du machst jetzt eine Woche Pause und dann ist es weg. Dann würde ich zu viel verlieren. Stattdessen steigern wir langsam die Belastung, zum Beispiel durch Intervall-Läufe, mit dem Ziel, dass ich bald wieder auf dem Platz stehe. Inwiefern haben Sie aus den Erfahrungen der letzten zwei Jahre, als sie sich mit einigen langwierigen Verletzungen herumschlagen mussten, gelernt, es auch einmal langsamer angehen zu lassen und nichts zu überstürzen? Meine erste Verletzung im Herbst 2006, mit der eigentlich alles anfing, war im Grunde eine Lappalie. Doch daraus hat sich eine Geschichte entwickelt, die letztlich sieben Monate gedauert hat. In so einer Phase entwickelt man die Fähigkeit, Geduld zu haben und lernt, damit umzugehen.
Für Sie dürfte es noch schwieriger gewesen sein, weil Sie davor eine echte Blitzkarriere nach oben hingelegt haben. War es hart, plötzlich auf die Bremse zu treten? Ich habe sie ja nicht freiwillig getreten, sondern wurde dazu gezwungen. Nach der verpassten WM im Sommer 2006 habe ich einige Zeit gebraucht, um mental wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen. Dann kam die Verletzung und ich wurde erneut gestoppt. Entsprechend groß - vielleicht sogar zu groß - war dann der Ehrgeiz, es schnell wieder ins Team zu schaffen. Auch jetzt wurde mir der optimale Start verbaut. Aber ich hoffe, dass es keine Sache wird, die mich länger außer Gefecht setzt. Wenn es ausgeheilt ist, will ich das Gaspedal voll durchdrücken.
Gab es auch positive Dinge, die Sie aus der zweijährigen Seuchenzeit mitnehmen konnten? Gut war sicherlich, dass ich trotz allem noch recht viel gespielt habe. Das hat mir gezeigt, dass der Substanzverlust nicht so groß war, wie er hätte sein können. Ich konnte im nationalen und auch internationalen Wettbewerb sehr viele Erfahrungswerte aufbauen. Das kann weiterhelfen und das will ich hier auch zeigen.
Jürgen Klopp verpasste Ihnen den Titel „Wunschspieler“. Verspüren Sie dadurch einen gestiegenen Druck oder ist es eher ein Ansporn, einen solchen Vertrauensvorschuss zu bekommen? Es ist sicherlich die schönere Version. Denn es ist schon etwas anderes, wenn man, wie ich zuletzt in Bremen, nicht der begehrte Spieler ist. Insofern ist es angenehm, wenn du weißt, dass der Trainer etwas mit dir vorhat. Das war auch der Grund, warum ich mich für den BVB entschieden habe.
Mit 28 Jahren gehören Sie zum älteren Kaderdrittel der Borussia, verfügen zudem über Champions League- und Länderspiel-Erfahrung. Hat Klopp Ihnen den Auftrag geben, das ansonsten recht junge Team zu führen? So genau haben wir das noch nicht besprochen. Aber sicherlich weiß ich, dass ich in Dortmund eine andere Rolle spielen soll als zuletzt in Bremen. Es ist eine sehr reizvolle Aufgabe und daher auch kein Druck. Ich freue mich richtig darauf, mich dieser schönen Herausforderung zu stellen.
Offiziell gibt der BVB auch in diesem Jahr kein genaues Saisonziel aus. Sie persönlich dürften sich allerdings klare Vorgaben gesetzt haben. Verraten Sie uns, welche das sind? In erster Linie geht es darum, ein komplettes Jahr ohne Verletzung zu überstehen, denn ich möchte endlich mal wieder alles raus hauen, was in mir steckt. Dafür brauche ich sicherlich die Vorbereitung, die ja noch ein paar Wochen geht, und eine große Anzahl an Spielen, ohne mir da jetzt genaue Einsatzzahlen vorzugeben. Und ich möchte vor allem mir persönlich beweisen, was noch in mir steckt.
Sie gehörten bis kurz vor der WM 2006 zum engsten Kreis der Nationalmannschaft. Wäre es ein Traum, dorthin zurückzukehren? Es war eine super Zeit und es ist generell eine Riesenauszeichnung, wenn man zu diesem elitären Zirkel dazugehören darf. Es gibt für einen Fußballer wenig Schöneres, als wenn man da steht und die Nationalhymne abgespielt wird. Insofern ist das immer etwas, was man anstrebt. Wenn das irgendwann noch einmal möglich ist, nehme ich das sehr gerne mit, aber es ist nicht mein primäres Ziel. Aus gemeinsamen Tagen bei der Nationalelf kennen Sie die Schalker Gerald Asamoah und Kevin Kuranyi. Haben Sie mit Ihnen vor Ihrem Wechsel zur Borussia darüber gesprochen? Nein, das nicht. Ich denke auch nicht, dass unsere Freundschaft darunter leiden wird. Wir haben eigentlich das ganze Jahr über Kontakt, aber rund ums Derby wird das sicherlich anders ablaufen als sonst. Ich freue mich riesig darauf, diese Stimmung und Rivalität zu erleben.