Atakan Karazor ist so etwas wie ein Spätstarter. Einst lernte der 25-Jährige am Essener Uhlenkrug beim ETB Schwarz-Weiß Essen das Fußballspielen. Dann wurde er von der Jugendakademie des VfL Bochum entdeckt und wechselte mit 16 Jahren dorthin.
Drei Jahre wurde er im Nachwuchszentrum an der Hiltroper Straße ausgebildet und ging dann 2015 den nächsten Schritt zu Borussia Dortmund. Dort war er für die zweite Mannschaft vorgesehen und entwickelte sich schnell zur Stammkraft. Karazor, der nur einen deutschen Pass besitzt und in Essen geboren ist, wurde belohnt und erhielt 2016 einen Profivertrag beim BVB.
Ein Bundesligaspiel für die Schwarz-Gelben absolvierte er jedoch nicht. Daraufhin wechselte er zu Holstein Kiel in die 2. Liga. Konsequent arbeitete er weiter an seinem Traum von der 1. Liga. Im hohen Norden konnte er sich durchsetzen und wurde im defensiven Mittelfeld zum Stammspieler und konsequenten Abräumer bei den Störchen.
Als der ambitionierte Erstligaabsteiger VfB Stuttgart anfragte, griff Atakan zu. Die Rückkehr in die Bundesliga gelang – auch, weil Karazor im defensiven Mittelfeld starke Leistungen ablieferte. Nach Ausfällen in der Innenverteidigung schulte Trainer Pellegrino Matarazzo Karazor zum Innenverteidiger um. Auch dort überzeugte er. Mit zwei Karazor-Treffern am 33. Spieltag beim 6:0 in Nürnberg machte der VfB die Rückkehr ins Oberhaus perfekt.
Mit dem Aufstieg verlor er jedoch seinen Stammplatz. In der ersten starken Bundesliga-Saison des VfB Stuttgart kam Karazor seitdem zwar immer wieder auf Einsätze, allerdings überwiegend, wenn Matarazzo aufgrund von Ausfällen zu Personal-Umstellungen gezwungen war. Auch in dieser Saison war das zunächst so.
Nach der langen Negativserie des VfB, der den Klub bis auf den 17. Tabellenplatz abrutschen ließ, änderte Matarazzo jedoch seine Meinung. Seit fünf Spielen ist Karazor beim VfB als zentraler Abräumer vor der Abwehr gesetzt. Seitdem hat sich das Team nicht nur stabilisiert, sondern gewinnt allmählich auch seine Sicherheit zurück.
Das ist scheinbar auch den Verantwortlichen des türkischen Fußballverbandes nicht verborgen geblieben. Angeblich buhlt der TFF und sein Nationaltrainer Stefan Kuntz laut transfermarkt.de bereits um seine Dienste. Spiele für Nachwuchsnationalmannschaften hat Karazor nicht absolviert. Aber er ist ja ein Spätstarter. Es würde also nicht verwundern, wenn er bald tatsächlich für die türkischen Nationalmannschaft auflaufen würde. Ein Hindernis gibt es noch: Er müsste zunächst einen türkischen Pass erhalten. Aufgrund türkischer Vorfahren sollte das jedoch kein Problem sein.