Steffen Baumgart brüllte die Freude über seinen bislang größten Sieg als Trainer des 1. FC Köln heraus, die Profis von Bayer Leverkusen dagegen flüchteten schnell in die Kabine - und Florian Wirtz war zu diesem Zeitpunkt längst auf dem Weg in eine Klinik. Die ambitionierte Werkself hat am Sonntag nicht nur das Derby vor eigenem Publikum 0:1 (0:0) verloren. Zu allem Überfluss wird der hochbegabte Jung-Nationalspieler Wirtz nach einem Riss des vorderen Kreuzbands im linken Knie einige Monate ausfallen.
Der Ex-Kölner musste schon in der ersten Hälfte vom Feld getragen werden. Schwer und „sehr enttäuschend“ sei dieser Moment gewesen, „und es tut mir sehr leid für ihn“, sagte Bayers Jonathan Tah bei DAZN: „Aber wir dürfen uns von so etwas nicht aufhalten lassen. Es war nicht unser bestes Spiel, und trotzdem hatten wir Möglichkeiten. Wir hätten gewinnen müssen. Wir sollten keine Ausreden suchen.“
Noch ist Leverkusen Dritter, im engen Rennen um die Champions-League-Plätze könnte diese Niederlage aber folgenschwer sein. Kölns Joker Kingsley Schindler (67.) besiegelte Bayers erste Pleite nach sieben Ligaspielen. Der FC zieht durch den Auswärtsdreier an Union Berlin vorbei auf Platz sieben, der möglicherweise noch zur Teilnahme am Europapokal berechtigt.
„Wir wollten über die Aggressivität kommen, unser Fleiß wurde belohnt“, sagte Kölns Salih Özcan, „wir wollen einfach noch so viele Punkte wie möglich holen und auch die da oben ärgern.“ Für Köln war es der erste Sieg gegen ein Team von den ersten fünf Plätzen.
Bayer-Trainer Gerardo Seoane stellte seine Startelf nach dem völlig enttäuschenden 2:3 am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Atalanta Bergamo auf vier Positionen um. Leverkusen bekam es zu Beginn aber mit extrem galligen Kölnern zu tun, die mehr für das Spiel taten. Torraumszenen blieben zunächst aus, dafür sahen die 22.658 Zuschauer viele hitzige Zweikämpfe und Emotionen.
Nach einem dieser Zweikämpfe musste Leverkusens Jeremie Frimpong bereits nach 13 Minuten wegen einer Sprunggelenksverletzung vom Platz - und nach einer Parade von Lukas Hradecky gegen Florian Kainz kam es dann knüppeldick für Bayer: Jungstar Wirtz verdrehte sich im Zweikampf gegen Luca Kilian das linke Knie und musste nach minutenlanger Behandlung auf einer Trage vom Feld.
Die Unterbrechung sorgte für einen Bruch im zuvor munterer gewordenen Spiel. Bayers Flügelflitzer Moussa Diaby kam nur aufgrund eines Patzers von Ellyes Skhiri zu einer Riesenmöglichkeit, die er vergab. Kerem Demirbay verzog einen Freistoß knapp.
In der zweiten Halbzeit wurde es deutlich ruhiger in der BayArena. Die Partie war zerfahren, Chancen waren Mangelware. Dann schlug Schindler, der erst drei Minuten zuvor eingewechselt worden war, aus dem Nichts per Direktabnahme zu. Schwäbe verhinderte mit einer erneuten Fußabwehr bei einem Schuss von Demirbay den Ausgleich, wenig später trat der eingewechselte Sardar Azmoun gleich zweimal aus guter Position über den Ball (74./79.).