Die Spieler von Mainz 05 fielen sich in die Arme, sie hüpften und tanzten und feierten den Klassenerhalt, den sie sich mit dem 2:1-(2:1)-Sieg bei Borussia Dortmund gesichert hatten. Die Spieler in Schwarz-Gelb dagegen ließen die Köpfe hängen, sanken auf den Rasen, blickten kopfschüttelnd ins Leere – jeder für sich.
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Ähnlich hatte es in den 90 Minuten zuvor ausgesehen: Während sich die Mainzer als Einheit präsentierten, die mit Wucht und Energie auftraten, waren auf Seiten des BVB elf Einzelspieler zu sehen, die zaghaft und verunsichert auftraten. Der Sieg der Mainzer war verdient, weil sie geschickt verteidigten und vor allem in der ersten Halbzeit schnell und zielgerichtet von hinten nach vorne spielten. Die Dortmunder dagegen präsentierten sich in der Defensive anfällig und in der Offensive schwerfällig. Es fehlte an Tempo, es fehlte an Ideen und es fehlte an Aggressivität in den Zweikämpfen.„Das war eine Leistung zum Schämen“, zürnte Sportdirektor Michael Zorc, während in seinem Rücken kistenweise Bier in den Mainzer Mannschaftsbus getragen wurden – dort war man auf das Feiern offenbar nicht richtig vorbereitet gewesen und hatte keinerlei alkoholische Getränke mitgebracht.
Auf Dortmunder Seite war das anders, dort hatte man alles auf eine große Party ausgerichtet: Mit einem Sieg sollte die Qualifikation für die Champions League gesichert werden, zudem sollte Ersatztorhüter Roman Weidenfeller nach 16 Jahren in Schwarz-Gelb in seinem letzten Heimspiel ein rauschender Abschied bereitet werden – idealerweise mit ein paar Spielminuten vor der Südtribüne. Doch weil der BVB bis zum Schlusspfiff einem Rückstand hinterherlief, wurde daraus nichts. Gefeiert wurde der Torhüter dennoch, erst erklomm er den Zaun der Südtribüne und dann noch das Podest der Vorsänger, um sich von den Anhängern zu verabschieden. „Für mich einmalig, da auf dem Podest zu stehen“, schwärmte Weidenfeller später. „Es waren tolle Momente, die ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde. Davon träumt jeder Fußballer.“
Dem Rest der Mannschaft aber war im letzten Heimspiel kein versöhnlicher Abschied vom eigenen Anhang vergönnt, die Zuschauer pfiffen lautstark, als sich die Spieler der Südtribüne näherten. „Das war komisch, auf der einen Seite wurde ich gefeiert von den Fans, auf der anderen Seite stand die Mannschaft etwas im Regen, wurde ausgepfiffen“, meinte Weidenfeller. „Man kann den Unmut der Zuschauer verstehen. Das Spiel war ein Spiegelbild der Saison. Es fehlt einfach die Konstanz. Die Qualität ist da, sie wird aber viel zu selten abgerufen.“
Den ersten Stimmungsdämpfer gab es schon in der vierten Minute: Levin Öztunali spielte recht unbedrängt einen Pass in den Strafraum, wo Jean-Philippe Gbamin den Ball ohne größere Gegenwehr stoppen konnte, bevor der völlig alleingelassene Ridle Baku aus elf Metern trocken zum 1:0 einschoss. Und der nächste Nackenschlag folgte schnell: Nach Pablo De Blasis‘ Flanke entwischte Yoshinori Muto dem überraschten Ömer Toprak und köpfte am ungestüm herausstürzenden Roman Bürki ein zum 2:0 (13.).
Dem BVB aber gelang eine schnelle Antwort: Jadon Sancho narrte auf der linken Seite gleich zwei Gegenspieler und passte auf Maximilian Philipp, der aus zehn Metern per Drehschuss zum 1:2 vollendete (16.). Wer nun aber einen Dortmunder Sturmlauf erwartete, sah sich getäuscht. Mainz verteidigte geschickt, dem BVB gelang wenig. „Wenn man in die Champions League will, hätte man so spielen müssen wie Mainz“, schimpfte Trainer Peter Stöger. Nun muss die Königsklasse am letzten Spieltag bei der TSG Hoffenheim erreicht werden, ein Punkt würde dann reichen. Was dann besser werden muss, wurde Stöger noch gefragt. „Alles“, antwortete der Österreicher. Es war eine ebenso knappe wie präzise Zusammenfassung.