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Interview
Dieter Müller über das legendäre Titelrennen 1978

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Interview: Dieter Müller über das legendäre Titelrennen 1978
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5:0 und 12:0 – vor 40 Jahren lieferten sich Köln und Mönchengladbach ein dramatisches Titelrennen. Der Kölner Torschützenkönig Dieter Müller erinnert sich.

Und beklagt sich über den Fußball von heute. Heute nimmt der FC Bayern seinen sechsten Meistertitel in Serie weit vor dem Saisonschluss im Vorbeigehen mit. T-Shirts anziehen, den Fans zuwinken, ein bisschen auf dem Rasen tanzen – und weiter geht’s, es wird ja noch Champions League gespielt.

Vor 40 Jahren war nichts Routine. Am 29. April 1978 bot die Bundesliga am letzten Spieltag ein grandioses Spektakel, ein Saisonfinale für die Ewigkeit. Vorher lag der 1. FC Köln als Spitzenreiter zwar nach Punkten gleichauf mit Borussia Mönchengladbach, hatte aber zehn Tore Vorsprung. Uneinholbar?

Der FC trat in Hamburg beim FC St. Pauli an, Gladbach empfing in Düsseldorf Borussia Dortmund. Und während sich im Kölner Spiel noch nichts tat, spielte sich Gladbach in einen Torrausch. Zur Halbzeit führte das von Udo Lattek trainierte Team 6:0, da hatte Köln gerade mal ein Törchen erzielt.

Eine Borussia blamierte die andere

Und es ging so weiter: Am Ende blamierte die eine Borussia die andere mit 12:0 – bis heute Bundesliga-Rekord. Köln besiegte St. Pauli nach später Steigerung doch noch mit 5:0 – und schleppte sich mit drei Toren Vorsprung über die Ziellinie.

„Das war gigantisch, ganz Köln hat tagelang gefeiert“, erzählt Dieter Müller. Der heute 64-Jährige war damals Bundesliga-Torschützenkönig und feierte mit dem 1. FC Köln Pokalsieg und Meisterschaft.

Die Ausgangslage war damals eindeutig: Bei zehn Toren Vorsprung sprach alles für den 1. FC Köln. Seid Ihr damals während des Spiels nervös geworden, als Gladbach parallel ein Tor nach dem anderen schoss? Dieter Müller: Nein, das nicht. Wir mussten uns erst mal auf unser Spiel gegen St. Pauli konzentrieren, das mussten wir ja unbedingt gewinnen. Ich war mir allerdings unmittelbar vor dem Spiel ziemlich sicher, dass wir das schaffen würden.

Warum? Dieter Müller: Wir haben im Stadion Walter Frosch gesehen…

Ah, den legendären St.-Pauli-Verteidiger mit der Zigarettenschachtel unter dem Stutzen. Dieter Müller: Ja, genau den. Der stand da mit einer Zigarette im Mund, und ich dachte: Was ist das denn für eine Vorbereitung? Da habe ich zu Heinz Flohe gesagt: Wenn wir hier nicht gewinnen, haben wir den Meistertitel auch nicht verdient.

Der FC kam in dem Spiel erst relativ spät in Schwung, aber das fünfte Kölner Tor war spektakulär: Sie legten Herbert Neumann den Ball mit der Hacke vor, der flankte, und Yasuhiko Okudera flog heran und traf mit einem tollen Torpedo-Kopfball. War das der Moment, in dem Sie wussten, es geschafft zu haben? Dieter Müller: Ja, das war die Erlösung, ein großartiges Gefühl. Aber nachdem die Gladbacher 12:0 gegen Dortmund gewonnen hatten, dachten wir: Das darf doch nicht wahr sein, das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Wenn Gladbach damit noch Meister geworden wäre, wäre das für den Fußball schlimm gewesen.

Auf der Trainerbank von Borussia Dortmund saß beim 0:12 Otto Rehhagel. Das Ergebnis hat ihm nicht geschadet, seine große Bremer Zeit kam erst danach. Dieter Müller: Ja, so war das damals noch. Heute würde ihm wahrscheinlich nach so einem Ergebnis nirgendwo mehr eine Chance eingeräumt.

Ihr Trainer war Hennes Weisweiler, der vorher die großen Gladbacher Jahre geprägt hatte. Es soll nicht immer leicht gewesen sein, unter ihm zu arbeiten… Dieter Müller: Er war ein hervorragender Trainer, aber er konnte auch ein Sauhund sein. Wolfgang Overath zum Beispiel galt in Köln als unantastbar. Der kam jahrelang immer fünf Minuten vor Trainingsbeginn. Hennes schrieb ihm vor, dass er wie alle anderen eine halbe Stunde vorher da sein musste. Am Ende hat er Overath ziemlich deutlich abserviert.

Ich wollte für meine Hochzeit einen freien Tag bekommen. Aber er sagte: Geht nicht, wir haben Training. Da musste ich meine Hochzeit verschieben

Dieter Müller

Sie sind auch nicht von Weisweiler verschont geblieben. Es gab da diese Geschichte mit Ihrer Hochzeit. Dieter Müller: Ja, ich wollte für meine Hochzeit einen freien Tag bekommen. Aber er sagte: Geht nicht, wir haben Training. Da musste ich meine Hochzeit verschieben.

Die Saison 1977/78 war Ihre größte. Sie haben mit dem FC das Double gewonnen, Sie sind zum zweiten Mal in Folge Bundesliga-Torschützenkönig geworden, und Sie haben beim 7:2 gegen Werder Bremen sechs Tore geschossen – das ist bis heute in der Bundesliga unübertroffen. Wenn Sie nun 40 Jahre später daran denken, ... Dieter Müller: ...dann ist das immer noch sehr schön, beim größten Erfolg der Vereinsgeschichte des 1. FC Köln dabeigewesen zu sein und auch eine gute Rolle gespielt zu haben.

Hängen Sie noch am FC? Berührt es Sie, dass Köln 40 Jahre nach dem großen Triumph mit hoher Wahrscheinlichkeit absteigen wird? Dieter Müller: Das schmerzt. Der Verein hätte vorher einschreiten müssen, als zu erkennen war, dass sich Sportchef Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger nicht verstanden haben. Ich habe immer noch eine enge Beziehung zum 1. FC Köln. Für mich wäre es undenkbar gewesen, diesen Verein damals zu verlassen, nur um woanders mehr zu verdienen. Spieler wie Aubameyang oder Dembélé erzwingen heutzutage ihre Wechsel, dabei spielt es doch gar keine Rolle mehr, ob die noch ein paar Millionen mehr bekommen. Es sind heute einfach zu viele Söldner am Ball und viel zu wenige Typen. Einer wie Ente Lippens hat sich früher auch mal auf den Ball gestellt, da haben die Leute gejubelt. Heute ist Fußball nur noch Taktik. Für welchen Spieler geht man denn noch ins Stadion? Auf Anhieb fällt mir gerade mal Arjen Robben ein.

Sie waren als Debütant Torschützenkönig der Europameisterschaft 1976. Ihr letztes Länderspiel war die berühmte Niederlage gegen Österreich bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien. Warum haben Sie trotz Ihrer Erfolge nur zwölf Länderspiele bestritten? Dieter Müller: Es gab mehrere Gründe. Die WM lief damals extrem unglücklich. Jeder machte, was er wollte. Helmut Schön war als Bundestrainer, wenn man ehrlich ist, auch über seinen Zenit hinaus. In unserem Quartier in Ascochinga war der Hund begraben, und das Unterhaltungsprogramm bestand darin, dass uns Franz Lambert besuchte und auf seiner Orgel spielte. Das muss man sich heute mal vorstellen. Aber ein Grund ist auch, dass ich zu meiner Zeit unheimlich starke Konkurrenz hatte – vor allem Klaus Fischer und Horst Hrubesch. Heute haben wir ja nicht mehr viele gute Mittelstürmer. Ich habe jetzt dreimal den Mario Gomez gesehen. Bei aller Wertschätzung – in der Nationalmannschaft hat er nichts mehr zu suchen. Und zur WM wird wohl Sandro Wagner fahren. Der ist Ersatzspieler bei Bayern München.

Eine ganz wichtige Frage zum Schluss: Sie haben vor sechs Jahren einen Herzinfarkt erlitten und lagen sogar im Koma – wie geht es Ihnen heute gesundheitlich? Dieter Müller: Mittlerweile geht es mir wieder gut. Ich genieße es, in meiner Fußballschule mit Kindern zu arbeiten. Ich habe ein gutes Leben.

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