Vor der laufenden Saison hatte sich der 1. FC Bocholt erneut den Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga auf die Fahne geschrieben. Doch der amtierende Vize-Meister, der in 2023/2024 Wintermeister war und am Ende Alemannia Aachen den Vortritt lassen musste, enttäuscht in 24/25.
Auch, wenn die Mannschaft von Sunay Acar zuletzt sieben Punkte aus drei Spielen holte und mittlerweile auf Platz zehn liegt und sich einen Fünf-Punkte-Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang erarbeitete, sitzt der Fruststachel tief, wie Kapitän Jan Holldack im RevierSport-Gespräch verrät.
Jan Holldack, warum läuft es in dieser Saison für den 1. FC Bocholt unbefriedigend?
Erfolg weckt bekanntlich Begehrlichkeiten. Uns haben im vergangenen Sommer wichtige Spieler wie Marc Beckert, Lukas Frenkert und Malek Fakhro verlassen. Hinzu kommen Ergänzungsspieler, die einfach für die Stimmung und das ganze Gefüge wichtig waren. Und, klar: Dietmar Hirsch ist auch von Bord gegangen. Diese personellen Verluste der genannten Leistungsträger der vergangenen Saison muss man erst einmal auffangen.
Aber Sie dachten trotzdem, dass Bocholt erneut eine gute Rolle spielen wird, oder?
Definitiv! Ich wusste ja, dass der Verein gute Arbeit leistet und auch ordentliche Spieler verpflichtet hat. Ich war auch davon überzeugt, dass wir wieder oben mitspielen werden. Doch nach 16 Spielen lügt die Tabelle auch nicht.
aktuelle Saison: 15 Spiele, 5 Tore, 3 Vorlagen
letzte Saison: 31 Spiele, drei Tore, zwölf Vorlagen
3. Liga: 15 Spiele, kein Tor, keine Vorlage
Regionalliga: 181 Spiele, 40 Tore, 43 Vorlagen
Was für ein Ziel bleibt denn noch in dieser Spielzeit?
Wir wollen so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke knacken und diese Saison so ordentlich wie nur möglich zu Ende bringen. So schnell können sich - leider - die Ansprüche ändern.
Manager Christopher Schorch ließ seinem Frust in der Presse schon mehrfach freien Lauf. Wie ist es in der Mannschaft? Mussten Sie als Kapitän auch schon deutliche Worte finden?
Es wurde schon sehr ungemütlich bei uns. Die Stimmung war gereizt und wir waren sehr ernst und fokussiert. So macht es natürlich weniger Spaß, aber auch solche Phasen gehören zum Sport.
Jetzt nach sieben Punkten aus drei Begegnungen ist die Stimmung sicherlich wieder besser, oder?
Nein. Es herrscht immer noch eine angespannte Stimmung. Wir versuchen an die Leistung der letzten Wochen in der Liga anzuknüpfen und somit die Stimmung wieder aufzulockern, das kommt dann von ganz alleine. Das ist ein längerer Prozess, den wir jetzt bewältigen müssen.
Sie persönlich können auf acht Scorerpunkte blicken, haben aber auch zwei Elfmeter beim Niederrheinpokal-Aus in Nettetal verschossen. Wie bewerten Sie ihre eigenen Leistungen?
Wenn man so eine Saison spielt wie wir, dann kann kein einziger Spieler mit sich selbst im Reinen und zufrieden sein. Ich spiele lieber schlecht, hole aber dafür mit der Mannschaft Punkte. Ich kann mir für Tore oder Vorlagen nichts kaufen, wenn wir am Ende verlieren. Am 2. Spieltag habe ich bei Fortuna Köln zwei Tore erzielt und einen Treffer vorbereitet - wir haben 3:5 verloren. Das ist am Ende das, was zählt.
Und Nettetal?
Dieser verschossene Elfmeter in der 70. Minute fasst unsere bisherige schlechte Saison eigentlich gut zusammen. Ich wollte den Torhüter überlisten und habe in die Mitte geschossen, der Keeper blieb stehen und ich sah wie ein Depp aus. Im Elfmeterschießen habe ich dann den zweiten Elfer versemmelt. Das hat mir im Nachhinein schon schlaflose Nächte bereitet.
Erst einmal gilt es, wie schon betont, diese Saison vernünftig und ordentlich zu Ende zu bringen. Dann will ich noch einmal mit Bocholt angreifen und im Bestfall in die 3. Liga aufsteigen!
Jan Holldack
Sie haben in Ihrer Karriere schon einiges erlebt. Wie kam es eigentlich damals zu Ihrem Wechsel in die U21-Mannschaft des FC Brentford nach London?
Das war eine kuriose Geschichte. Denn ich spielte für die U19 des 1. FC Köln und wollte eigentlich in den Profibereich. Der FC hatte mir die U21 angeboten und Brentford die Erste Mannschaft. So habe ich mich für den Wechsel nach England entschieden. Und vor Ort habe ich dann von Tag eins bei der U21 trainiert und gespielt. Da hätte ich dann auch in Köln bleiben können. In der zweiten Saison in Brentford war ich dann fester Bestandteil der Ersten Mannschaft, habe aber nur ein Pokalspiel bestritten. So ging es dann zurück nach Deutschland zum Wuppertaler SV, wo mein Berater Manuel Bölstler damals auch Sportchef war.
Und Später waren Sie noch bei RC Grasse in Frankreich...
Ja, das war die 4. Liga vor Ort. Aber da war ich nur einen Monat. Eigentlich hatte ich schon mit der Karriere abgeschlossen.
Jetzt besitzen Sie noch bis zum Sommer 2026 einen Vertrag in Bocholt. Was haben Sie mit dem 1. FC noch vor?
Erst einmal gilt es, wie schon betont, diese Saison vernünftig und ordentlich zu Ende zu bringen. Dann will ich noch einmal mit Bocholt angreifen und im Bestfall in die 3. Liga aufsteigen!