Schon zweimal in der laufenden Spielzeit sah sich 1. FC Bocholt-Sportgeschäftsführer Christopher Schorch gezwungen, die unangenehme Entscheidung einer Trainerentlassung zu fällen. Im vergangenen September traf es dabei Björn Mehnert nach kaum mehr als zwei Monaten im Amt, in denen er nur neun Spiele betreute.
Schorch persönlich sprang damals für ihn ein. Sein erster Gegner als Interimstrainer an der Seitenlinie war der Gegner vom kommenden Wochenende, die zweite Mannschaft des 1. FC Köln. In einem verrückten Auswärtsspiel gelang Schorch ein 5:4-Erfolg.
Kurz darauf wurde Sunay Acar akquiriert, der zwar fünf Spiele mehr betreuen durfte als Vorgänger Mehnert und auch zwei Monate länger im Amt war, aber einen noch schlechteren Punkteschnitt vorwies als der zuvor geschasste Mehnert. Die Folge: Auch Acar musste gehen, wieder nahm Schorch persönlich die Zügel in die Hand.
Und wieder, wie schon beim 5:4 in Köln, legte er mit einem Ausrufezeichen los: Seine ersten beiden Partien in der Doppelrolle Sportgeschäftsführer/Interimstrainer gewann Schorch: 4:0 schlug man auswärts in der Grotenburg den KFC Uerdingen, 3:0 bezwangen die "Schwatten", ebenfalls fern vom heimischen Hünting, den 1. FC Düren.
"Die Mannschaft hat einfach wieder das Selbstvertrauen, den Glauben an die eigenen Fähigkeiten entdeckt", begründet Schorch den Aufschwung seit Übernahme der Doppelrolle. "Sie sind gierig, das Tor zu verteidigen, aber auch gierig auf Tore. Das darf uns jetzt nicht abhandenkommen. Gerade jetzt müssen wir noch eine Schippe drauflegen gegen so eine junge Truppe, die spielerisch gut ist. Wir müssen von Anfang an da sein und zeigen, dass wir Herr im Haus sind", ergänzt der 36-Jährige.
Doch zuhause warten die Fans des 1. FC Bocholt seit einer gefühlten Ewigkeit auf einen Sieg. Der letzte Heimerfolg wurde noch unter Trainer Björn Mehnert im August (!) vergangenen Jahres gefeiert. Folgerichtig rangiert Bocholt in der Heimtabelle auf dem drittletzten 16. Platz. "Nichtsdestotrotz müssen wir am Hünting zeigen, dass das unser Zuhause ist, und da sollen die drei Punkte auch bei uns bleiben", fordert Schorch.
Er erwartet einen spielerisch starken Gegner und erinnert an das Hinspiel, das furiose 5:4: "Dieses wilde Spiel, das darf uns nicht passieren. Wir müssen klar und strukturiert sein." Gelingt es Bocholt, erstmals seit August letzten Jahres wieder am Hünting zu siegen, dürfte zumindest der Abstiegskampf kein Thema mehr sein.