Sportlich kämpft der KFC Uerdingen als Tabellenvierzehnter ums Überleben in der Regionalliga West. Auch auf administrativer Ebene liegt einiges im Argen. RevierSport kennt E-Mails zwischen dem ersten Vorsitzenden Thomas Platzer und Volker Meßmann, Geschäftsführer des Ticket-Dienstleisters LMS Sport GmbH.
LMS wickelt den Ticketverkauf des KFC Uerdingen ab. So auch beim 1:2 gegen den MSV Duisburg, als der KFC satte 10.000 Zuschauer in der Grotenburg begrüßte und so eine sechsstellige Summe einnahm. Das Geld daraus sollte, zumindest in Teilen, allerdings nicht auf ein KFC-Konto fließen.
Am Montag, 25. November, um 18:57 Uhr, also zwei Tage nach dem Spiel gegen den MSV, meldete sich Platzer per E-Mail bei LMS Sport. RevierSport liegt diese, wie auch die im Folgenden zitierten E-Mails, vor.
Platzer bezieht sich auf ein Telefonat, dass beide Seiten im Vorfeld geführt hätten. "Wir haben strukturelle Veränderungen im Vorstand. Deshalb bitte ich Sie aktuell keine Überweisung zu tätigen, bis ich diese persönlich wieder freigebe. Niemand anders außer mir darf das tun", schreibt er.
Danach kündigte er einen weiteren Telefonanruf für Dienstagmorgen, 26. November, an. Zudem hinterließ er seine Handynummer. Um sich zu legitimieren, hat Platzer zudem seinen Personalausweis eingescannt und angehängt. Gesendet wurde diese E-Mail von der Domain seiner Firma "Gangbild".
So weit, noch so normal. Dann aber meldete sich Meßmann. Am Mittwochmorgen, 27. November, um 9:50 Uhr, schrieb der LMS-Geschäftsführer: "Danke für unser Telefonat gestern Morgen. Ich möchte Sie informieren, dass ich gestern, einige Zeit nach unserem Telefonat, von zwei Ihrer Vorstandskollegen schriftlich angewiesen wurde, den noch offenen Betrag, wie am Montag von uns angekündigt, an den KFC zu überweisen."
Meßmann bat Platzer, die Unstimmigkeiten im Vorstand intern zu klären. In der Mail vom 27. November (9:50 Uhr) schrieb Meßmann weiter, Kahstein und Röthig hätten ihn am Mittwochmorgen "mit der Mehrheit von zwei Vorständen nochmals angewiesen, den Betrag auszuzahlen". Meßmann kündigte an, das zu tun, Platzer darüber aber "der Ordnung halber" informieren zu wollen.
Gegen die Anweisung, das Geld auf das KFC-Konto überweisen zu wollen, intervenierte Platzer 38 Minuten später (10:28 Uhr). In dieser Mail gab Platzer dann nur knapp eine Kontoverbindung an, auf die das Geld gehen soll. Diese liegt RevierSport vor. Der Kontoinhaber, dessen Namen wir hier nicht nennen, wird explizit als Vertreter der M-Soccer Management, Mehmet Esers Berateragentur, genannt. Das deckt sich mit unseren Recherchen.
Zu Erinnerung: In einem Interview mit "Radio Blau Rot" Anfang November hatte Eser, der beim KFC kein offizielles Amt innehat, als Berater aber die Fäden zieht, Klartext gesprochen - unter anderem zu den Konten des KFC Uerdingen - auch in Irland.
Damals betonte er, die Konten der Uerdinger seien noch gepfändet, Altlasten brächten Uerdingen immer wieder an den Rand einer Insolvenz. Eser sagte damals: "Wir haben uns nicht verkalkuliert, wir haben einfach keine Gelder vom KFC bekommen. Und Sponsoren musste ich erklären, dass unsere Konten gesperrt und gepfändet sind. Sponsoren fragten mich, wie das funktionieren solle, wo das Geld hingeht. Ich habe mich schlau gemacht, dann haben wir gesehen, dass es Konten in Irland gibt, die man nicht pfänden kann. Ich bin kein Jurist, ich weiß nicht, ob man sich damit strafbar gemacht hat. Wir lassen jetzt die Hosen runter. Ich habe damit als Berater eigentlich nichts zu tun, aber die Leute sollen mal die Wahrheit wissen."
Sollte Eser die Wahrheit gesagt haben und Konten des KFC gepfändet sein, dann könnte das von LMS Sports an den KFC überwiesene Geld einer solchen Pfändung zum Opfer fallen. Auf die Konten von M-Soccer Management hätten die Behörden in diesem Kontext dagegen keinen Zugriff. Im Raum könnte dann der Vorwurf stehen, dass das Geld auf die Seite geschafft werden sollte.
KFC Uerdingen: LMS-Geld sei für Gehaltszahlungen vorgesehen
Mit diesen Erkenntnissen meldete sich RevierSport am Mittwochabend schriftlich bei Platzer und Eser. Platzers Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Auf die Frage, wieso das Geld auf ein Konto von M-Soccer Management anstatt auf ein Konto des KFC Uerdingen überwiesen werden sollte, antwortete er: "Ich hatte mittags mit Mehmet Eser telefoniert, weil die Mannschaft seit dem 15. auf ihr Gehalt wartet. Die Überlegung war, dass das Geld auf Herrn Esers Konto überwiesen wird und er den Rest drauflegt. Dann sollte er, wie in den vergangenen Monaten auch, das Gehalt an die Jungs überweisen."
Aus Meßmanns Antwort lässt sich ableiten, dass das Geld schlussendlich nicht auf Esers Konto überwiesen wurde. "Mehmet Eser, der Verwaltungsrat und Dirk Röthig haben die Aufgabe, soweit ich weiß, gelöst und das Geld überwiesen. Ich weiß momentan aber nicht genau, wohin. Die Jungs bekommen auf jeden Fall am Donnerstag ihr Gehalt", sagte Platzer dazu.
Eser habe über den gesamten Vorgang Bescheid gewusst, sagte Platzer abschließend. "Er hatte mit dem Verwaltungsrat und Dirk Röthig telefoniert. Es war alles so besprochen."
Mehmet Eser wollte sich gegenüber RevierSport nicht äußern.
KFC Uerdingen: Vorstandskollegen Kahstein und Röthig melden sich am Mittwochnachmittag zu Wort
Am späten Mittwochnachmittag dann meldeten sich auch Kahstein und Röthig selbst mit einer Gegendarstellung, aus der wir an dieser Stelle zitieren wollen. Das Duo bestätigt zunächst den Inhalt der von RevierSport zitierten E-Mails, spricht von einem "klaren Verstoß gegen die üblichen Vereinspraktiken".
Röthig und Kahstein wollen jedoch "ausdrücklich betonen, dass wir von dieser Vorgehensweise nicht informiert waren und in keiner Weise in diese Handlungen oder Absprachen eingebunden waren, geschweige denn diese gutheißen". Es habe "keinerlei Absprache" im Vorfeld gegeben.
Weiter schreiben sie: "Wir distanzieren uns entschieden von der Entscheidung, Gelder auf ein nicht dem Verein zugeordnetes Konto zu transferieren.
Erst im Nachhinein, nachdem uns die Situation bekannt wurde, haben wir uns mit dem Verwaltungsrat und dem Dienstleister abgestimmt, um eine Klärung und weitere Schritte einzuleiten."
Zudem hätte das Duo in einem darauffolgenden Telefonat mit Eser nicht den Eindruck gehabt, dass er, entgegen Platzers Aussage, "im Vorfeld über diese Handlungen informiert war oder entsprechende Absprachen getroffen wurden".