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Nachruf
Hans Schäfer, der Held, der keiner sein wollte

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Hans Schäfer, Hans Schäfer
Hans Schäfer, Hans Schäfer Foto: dpa

Hans Schäfer, einer der Fußball-Weltmeister von 1954, ist am Dienstag verstorben. Er wurde 90 Jahre alt. Ein Nachruf auf eine echte Legende.

Man möchte in eine Zeitmaschine steigen und eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Nach Bern. Am 4. Juli 1954. In den Regen von Wankdorf. Man möchte auf dem durchweichten Rasen stehen. Neben Hans Schäfer. Ihm dabei zusehen, wie er dem Ungarn „Bozsik, immer wieder Bozsnik…“ den Ball abluchst, wie er nach innen flankt und wie Rahn aus dem Hintergrund schießen müsste, wie der Ball ins linke untere Eck rauscht, wie Deutschland die als unschlagbar geltenden Ungarn mit ihrem Superstar Ferenc Puskas 3:2 besiegt. Man möchte in die Augen Schäfers sehen, in die Augen dieses Fußballhelden, ihm einfach nur Danke sagen für einen Moment, der sich so tief eingegraben hat in das Fußballgedächtnis Deutschlands, wie kein anderer Triumph es danach je getan hat.

Am Dienstagmorgen verstarb die Fußball-Legende aus Köln, einer der besten deutschen Linksaußen aller Zeiten, friedlich im Kreise der Familie. Er wurde 90 Jahre alt.

„Hans Schäfer hat 1954 ein unvergessliches Kapitel Fußballgeschichte geschrieben“, erklärte DFB-Präsident Reinhard Grindel. „Der erste WM-Titel für den DFB hat das gesamte Nachkriegsdeutschland verändert. Der Name Hans Schäfer bleibt für immer eng mit dem Wunder von Bern verbunden.“

Toni Schumacher, Vizepräsident des 1. FC Köln, reagierte geschockt auf die Nachricht: „Die FC-Familie verliert einen Giganten. Stolz war ich stets darauf, wenn er sagte: Toni, wir beide hätten gut zusammen in eine Mannschaft gepasst.“

Wenn Schäfer diese Worte noch hören könnte, würde er sich in seiner Stammkneipe im Kölner Viertel Lindenthal ein Kölsch gönnen, es in einem Zug runterspülen und milde lächeln. Vielleicht wäre er sogar stolz darauf, was die Menschen über ihn sagen. Aber er würde es niemandem zeigen.

Er war ein Held, der kein Held sein wollte. Ihm wäre es recht, wenn man ihn jetzt auch nicht verehren würde. Damit könnte er nämlich nichts anfangen.

Hans Schäfer war 16, als er als Flakhelfer in den Krieg musste; dieser Hinweis hilft bei der Einordnung zum Thema Helden von Bern: „Ich weiß nicht, was unser Sieg mit Heldentum zu tun hat. Helden sind für mich Jungs, die an die Front gehen, kämpfen und sich eventuell auch noch erschießen lassen müssen. Aber es ist doch kein Heldentum, wenn ich ein Spiel gewinne – und sei es eine Weltmeisterschaft“, sagte er einmal in einem seiner seltenen Interviews.

Tiefe Freundschaft zur Franz Kremer

16 Jahre spielte er für den 1. FC Köln, mit Präsident Franz Kremer, dem legendären Vereinsgründer und ewigen Boss, verband ihn ein Vater-Sohn-Verhältnis, später eine tiefe Männerfreundschaft.

„Franz Kremer hat mich bekommen, als ich 20 war“, sagte Schäfer, der im Mai 1965 nach mehr als 600 Pflichtspielen und sagenhaften 304 Toren für seinen Klub die Karriere beendete. Da war der 1. FC Köln eine der feinsten Adressen im deutschen und europäischen Fußball, der Klub feierte mit blütenweißen Trikots seine Erfolge. Hans Schäfer hatte alles aufgebaut.

Einige der Berner Legenden bekamen ihr Leben nach der Karriere nicht in den Griff. Hans Schäfer aber wusste, was er tat. Er zog sich heraus aus dem Rampenlicht. Zwei Jahre lang saß er noch als Co-Trainer auf der FC-Bank. Aber er spürte, dass die Spieler nie seinen Ansprüchen gerecht werden konnten, „weil ich von ihnen immer zu viel verlangen würde“, sagte er.

Stattdessen führte er eine Tankstelle, besuchte seinen FC bei den Heimspielen und pflegte seine wenigen, aber dafür wertvollen Männerfreundschaften.

Denn während er auf dem Platz „ein Wilder“ (Toni Schumacher) war, der eine „großartige Respektsperson“ war und auch mal „richtig zulangen konnte“ (Kölns Weltmeister Wolfgang Overath), liebte er abseits des Rasens die gesellige Ruhe im Kreise seiner wenigen Vertrauten. Dazu gehörten Wolfgang Niedecken, der Frontmann der Band BAP, und Lukas Podolski.

Der Weltmeister von 2014 zeigte sich tief „bestürzt“ und „traurig“ über den Tod seines Idols. „Ich werde ihn immer als größten Kölner Spieler und tollen Menschen in Erinnerung halten.“

Jetzt lebt nur noch ein Held von Bern

Nun ist Horst Eckel (85) der letzte noch lebende Spieler der Weltmeistermannschaft von 1954. Der Kaiserslauterner teilte damals während der gemeinsamen Wochen in der Schweiz das Zimmer mit dem Kölner. „Hans war ein sehr guter Kamerad von mir“, sagte Eckel. „Als wir an seinem Geburtstag telefonierten, hatte ich das Gefühl, dass es ihm gut geht. Jetzt bin ich der Letzte der Mannschaft von 1954. Ich fühle mich jetzt auch alleine.“

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