In Zeiten, wo Spieler, Verantwortliche mauern und sich hinter eigenen Vereinsmedien verstecken, kommt so ein Interview aus dem Nichts.
Mehmet Eser, Inhaber der Agentur M-Soccermanagement, gleichzeitig Berater des kriselnden Regionalligisten KFC Uerdingen, hat sich fast 90 Minuten Zeit genommen, um dem Uerdinger Fanradio "Radio BlauRot" Rede und Antwort zu stehen.
Und er nimmt kein Blatt vor den Mund, erzählt sogar von Dingen, die dem KFC noch Ärger machen können. Doch sein Tenor ist klar: Die Öffentlichkeit muss einmal erfahren, was vor der Zeit, als er als Berater einstieg, passierte und wie die Lage beim KFC Uerdingen ist.
Zu Beginn berichtet Eser erneut, dass er eigentlich gar nicht einsteigen wollte bei einem Verein - in keiner Funktion. Doch als man auf ihn zukam und sagte, es handele sich um den KFC Uerdingen, da habe er nach ein wenig Bedenkzeit zugesagt, da er früher selber für die Krefelder aktiv war.
Im Anschluss sprach er über alles, was die KFC-Anhänger in diesen Tagen bewegt, was auch RevierSport in Teilen schon schrieb. Viele seiner Vorwürfe richten sich vor allem gegen Sebastian Thißen und Andreas Scholten, die aktuell nicht mehr für den KFC aktiv sind, zuvor aber auch kommissarisch im Vorstand dabei waren.
Mit Blick auf ausbleibende Gehälter erklärte Eser, dass ihm Zahlen genannt wurden, mit denen man sportlich planen kann. Die wurden schnell revidiert, da der Verein offenbar nicht zahlte, übernahm Eser große Teile der Gehälter. Seine Ansage: "Ich habe vom Verein bisher keinen Cent bekommen. Durch meine Agentur habe ich die Gehälter bezahlt. Gelder von Kleinsponsoren sind eingegangen, aber diese konnten die Gehälter nicht abdecken. Aber ich habe Spieler mit dem KFC verpflichtet, sie saßen an meinem Tisch und bringen Leistung. Daher habe ich mich bereit erklärt, dass ich die Gehälter übernehme. Ich fühlte mich moralisch dazu verpflichtet."
Ich kann darüber nur lachen. Er darf sowas nicht einberufen, das muss der Vorstand machen
Mehmet Eser über die vom Verwaltungsrat einberufene MV
Vielleicht hoffte er auch, dass doch schnell ein neuer Hauptsponsor gefunden wird. Was bisher ausblieb, auch die Firma "Gangbild" vom Vorstandsvorsitzenden Thomas Platzer ist weiter nicht mit ihrem Logo auf der Brust, das Thema hat sich wohl erledigt. Damit fehlen auch diese 300.000 Euro, die dem Vernehmen nach im Gespräch waren.
Eser, der sich zwischenzeitlich zwei Tage zurückzog, weil so viele Versprechen nicht eingelöst wurden, verspricht nun aber einen neuen Hauptsponsor: "Jeden Tag stand in der Zeitung was von neuen Leichen im Keller, die wir aber nicht zu verantworten hatten. So legten Sponsoren ihre Sachen auf Eis. Sie sagten mir, unter einem Vorstand mit Thißen und Scholten machen wir es nicht."
Jetzt sind diese Personen aktuell raus aus der Verantwortung, daher glaubt Eser, in Kürze Vollzug melden zu können. "Ich habe Dienstag und Mittwoch zwei wichtige Termine mit Großsponsoren, die auf das Trikot wollen. Die Höhe steht noch nicht fest. Ich verhandle vor, gebe meinen Rat, dann muss der Verwaltungsrat entscheiden. Zwei Termine, für einen werden wir uns entscheiden. Ich kann versichern, dass wir im Heimspiel gegen den MSV Duisburg (Samstag, 23. November, Anmerkung der Redaktion) mit einem Hauptsponsor auflaufen werden. Es geht um eine Summe von über 250.000 Euro. Wenn es nicht klappt, verspreche ich verbindlich, dass ich mit meiner Agentur M-Soccermanagement auf die Brust gehe - ebenfalls mit einer Summe von über 250.000 Euro."
KFC Uerdingen: Eser berichtet von Irland-Konten
Was für eine Ansage, der er gleich noch eine folgen ließ. Die Konten der Uerdinger sind noch gepfändet, Altlasten bringen Uerdingen immer wieder an den Rand einer Insolvenz. Eser: "Wir haben uns nicht verkalkuliert, wir haben einfach keine Gelder vom KFC bekommen. Und Sponsoren musste ich erklären, dass unsere Konten gesperrt und gepfändet sind. Sponsoren fragten mich, wie das funktionieren solle, wo das Geld hingeht. Ich habe mich schlau gemacht, dann haben wir gesehen, dass es Konten in Irland gibt, die man nicht pfänden kann. Ich bin kein Jurist, ich weiß nicht, ob man sich damit strafbar gemacht hat. Wir lassen jetzt die Hosen runter. Ich habe damit als Berater eigentlich nichts zu tun, aber die Leute sollen mal die Wahrheit wissen."
Die Wahrheit ist auch, dass der aktuelle Verwaltungsrat den ersten Vorsitzenden Platzer in einer Mitgliederversammlung abwählen lassen will. RS schrieb schon, dass es eventuell nicht mit der Satzung übereinstimmt, dass der Verwaltungsrat so eine Versammlung überhaupt einberufen kann.
Eser hat eine klare Meinung dazu: "Ich kann darüber nur lachen. Er darf sowas nicht einberufen, das muss der Vorstand machen. Die Leute beim Verwaltungsrat sollen zu sich kommen und die eigene Satzung gut durchlesen. Erst danach sollte man an die Öffentlichkeit gehen."