Wenn Schalke am nächsten Mittwoch wieder zum großen Rummelplatz wird, weil Vereins-Chef Clemens Tönnies den neuen Manager Christian Heidel vorstellt, wird Horst Heldt im Flugzeug sitzen. Der Manager, dessen weiteres Wirken bei den Königsblauen nach fünfeinhalb Jahren nicht mehr erwünscht ist, gönnt sich mit Frau und Sohn einen Amerika-Urlaub. Für Samstag wünscht er sich noch einen Sieg in Hoffenheim, am Pfingstmontag wird er sein Büro am Ernst-Kuzorra-Weg 1 ausräumen. „Dann gebe ich mein Auto ab und bin weg.“
Kurze Pause, bevor er lachend hinzufügt: „Ich werde den Wagen aber weder waschen noch volltanken.“
Dieser Verein hat eine unglaubliche Kraft, mit der er Berge versetzen könnte
Horst Heldt
Horst Heldt klingt nicht sentimental. „Die Wehmut kommt erst später“, sagt er. Er könnte jetzt nachtreten, sein Abschied hätte eleganter eingefädelt werden können. Doch Heldt spricht lieber über Schalkes Zukunft. „Der Verein braucht Ruhe“, sagt er. „Hier redet man immer darüber, dass man eine große Familie ist. Aber eine Familie hält zusammen, auch in schweren Zeiten. Das wird hier von vielen vergessen, wenn es darauf ankommt.“ Alle sollen sich angesprochen fühlen, auch die Fans. Tief getroffen haben ihn Beleidigungen im Internet: „Wie in den Foren anonym über Menschen geurteilt wird, das ist unter aller Sau.“
Der Meistertitel blieb eine Illusion
Dieser Verein habe „eine unglaubliche Kraft, mit der er Berge versetzen könnte“, sagt Heldt. „Aber man ist permanent pessimistisch, das Glas ist immer halb leer, nie halb voll. Ich habe es auch nicht hinbekommen, ein anderes Bewusstsein zu schaffen. Ich wünsche es Christian Heidel, dass er es hinbekommt. Dann ist der Verein nicht mehr aufzuhalten.“ Als Horst Heldt im Frühjahr 2011 den Managerjob von dem entlassenen Felix Magath übernahm, hatte er noch eine Vision: „Ich bin mit Stuttgart Meister geworden und dachte: Wenn das mit dem VfB geht, dann ist das auch mit Schalke möglich.“ Die Vision erwies sich als Illusion, Heldt sagt aber im Rückblick: „Ich setze mir trotzdem lieber hohe Ziele.“ Er sagt auch, was er künftig anders machen will: „Ich werde egoistischer sein.“ Ein Hinweis darauf, dass er es zu oft zuließ, dass ihm in seine Arbeit hineingeredet wurde.
Wo er auch immer landen wird – Schalke bleibt ihm wichtig. Nicht nur aus pragmatischen Gründen bestand er darauf, seine Handynummer behalten zu dürfen: Sie enthält die Zahlenkombination 1904.