Eigentlich war es ein Spieltag ganz nach dem Geschmack des SV Borbeck. Aufstiegskonkurrent Al-Arz Libanon II hatte das Heimspiel gegen die Zweitvertretung des Vogelheimer SV spät mit 1:2 verloren und sich einen Patzer geleistet. Dazu hatte der SVB die machbare Aufgabe gegen Barisspor Essen vor der Brust.
Und diese Aufgabe sollte auch keinerlei Probleme darstellen für den Kreisliga A-Absteiger: Bereits nach zehn Minuten führte Borbeck mit 5:0 (!). Top-Torjäger Esad Morina hatte zu diesem Zeitpunkt einen rekordverdächtigen Viererpack innerhalb von nur fünf Zeigerumdrehungen geschnürt.
Doch dann wurde das Spiel plötzlich abgebrochen. Was war passiert? Die Gäste, die für eine Stellungnahme nicht zu erreichen waren, reisten nur mit sechs Feldspielern und einem Torwart an. Nach dem 5:0 zeigte der Barisspor-Torwart eine Verletzung an, um einen Spielabbruch zu erzwingen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Verein so handelte. Zur Partie bei DJK Dellwig trat Barisspor gar nicht erst an und die kommenden Spiele gegen Tusem Essen und TuS Holsterhausen wurden – ähnlich wie in Borbeck – nach weniger als 20 Minuten abgebrochen. Das Regelwerk besagt: "Der Schiedsrichter kann auf Wunsch des Spielführers einer Mannschaft ein Spiel abbrechen, wenn diese Mannschaft durch Ausscheiden weniger als sieben Spieler auf dem Feld hat und das Ergebnis für den Gegner lautet."
Es ist eine bodenlose Frechheit, die Lücke im System auszunutzen und die Gegner zum Spiel kommen zu lassen, in dem Wissen, dass man nach spätestens 15 Minuten sowieso wieder geht. Das geht jetzt schon drei Spiele so.
Kevin Betting.
Durch den Abbruch während einer Partie bekommt der Gegner zwar die drei Punkte zugesprochen, aber man entkommt selbst einem Zwangsabstieg – anders als wenn man dreimal von Beginn an nicht antritt. Borbecks Trainer Kevin Betting ärgerte sich maßlos über den Gegner:
"Es ist eine bodenlose Frechheit, die Lücke im System auszunutzen und die Gegner zum Spiel kommen zu lassen, in dem Wissen, dass man nach spätestens 15 Minuten sowieso wieder geht. Das geht jetzt schon drei Spiele so. Wahrscheinlich wird es auch noch die nächsten beiden Spiele so laufen, damit man sich in die Winterpause rettet, um nicht zurückgezogen zu werden. Mit Sportsgeist hat das nichts zu tun. Das ist wirklich unterste Schublade."
Sportlich läuft es derweil wieder gut für den SV Borbeck. Mit den drei Punkten aus dem Barisspor-Spiel klettert der ambitionierte B-Ligist auf einen Aufstiegsplatz und ist auf Kurs Rückkehr in die Kreisliga A.