Als Schiedsrichter Marco Fritz am Mittwochabend das Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Augsburg beendete, ging sein Schlusspfiff über in ein riesiges Pfeifkonzert. Von der Südtribüne schlug den BVB-Profis ein Gegenwind entgegen, den sie so bislang noch nicht kannten. Und den Spielern war förmlich anzusehen, dass sie nicht wussten, wie sie damit umgehen sollten. Wie angewurzelt und völlig konsterniert standen sie auf Höhe des Sechzehners und blickten auf die gelbe Wand.
Der erste, der sich den enttäuschten und ratlosen Fans stellte, war Roman Weidenfeller. Zielstrebig ging er in Richtung Zaun, kletterte hoch und versuchte, die eigenen Anhänger zu beruhigen. "Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Fans irgendwann unruhig werden. Sie fiebern unheimlich mit uns mit, sorgen immer für sensationelle Stimmung. Dass sie einen Sieg sehen wollen, ist auch klar", erklärte der 34-Jährige, für den sein Vorpreschen selbstverständlich war. "Wer soll zu den Fans gehen, wenn nicht ich, oder sonst jemand, der schon so viele Jahre beim Verein spielt?".
Deshalb trat auch Mats Hummels kurz darauf den Gang nach Canossa an, als Kapitän möchte er jetzt vorausgehen. Lange nahm er sich Zeit, um dem schwarz-gelben Anhang Rede und Antwort zu stehen und zeigte Verständnis für dessen Verhalten. "Wenn man nach 19 Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz steht, wäre es eine Frechheit, wenn irgendein Spieler sauer wäre, ob dieser Reaktion."
Während bei den Fans inzwischen die Angst mitspielt, dass es vielleicht doch nicht so einfach werden könnte, sich aus dem Tabellenkeller zu befreien, hoffen die Spieler darauf, dass das Gebilde in Dortmund jetzt nicht zusammenbricht. "Wir haben hier eine ganz enge Basis zu unseren Fans", erklärt Weidenfeller, "das sieht man jeden Spieltag, jede Woche unterstützen uns unheimlich viele Menschen. Diese Bindung zu den Fans darf auch niemals einreißen", appelliert der Keeper an die Zuschauer. "Wir müssen alle gemeinsam eine Einheit bilden, dass da auch weiterhin kein Blatt zwischen Fans und Mannschaft passt."
Weidenfeller bittet bei den Dortmund-Fans um Geduld. "Wenn wir jetzt alle hektisch werden, dann macht es keine Sinn." Der Vize-Kapitän verspricht, dass die Mannschaft weiterhin akribisch an sich arbeiten wird und das jeder Spieler alles für den Verein und den Klassenerhalt geben wird. "Für die Fans ist Borussia ein großer und wichtiger Teil ihres Lebens", weiß Neven Subotic. "Aber auch für uns ist das ein großer und wichtiger Teil unseres Lebens."