Der Zeitpunkt für einen Befreiungsschlag hätte nicht besser sein können. Pünktlich zum Start in die erste englische Woche des neuen Jahres hat Borussia Dortmund beim 5:1 (2:0) über Werder Bremen endlich wieder den typischen BVB-Spielstil an den Tag gelegt. Dass darüber hinaus auch noch Henrikh Mkhitaryan seine Blockade lösen konnte, rundete den perfekten Nachmittag an der Weser ab, der einen Tag später doch noch eine Trübung erfuhr.
Lewandowski und Mkhitaryan nicht zu stoppen
Es gibt Sätze, die trotz oberflächlicher Harmlosigkeit an schonungsloser Härte kaum zu überbieten sind. Einen solchen sprach Werders Stadionsprecher Christian Stoll am Samstag während der Halbzeit aus. „Sie haben sich alle Mühe gegeben“, formulierte er ein mehr als fragwürdiges Lob an die Bremer Spieler, in dem das ganze Dilemma der Hanseaten sichtbar wurde.
Gegen einen BVB, der die richtige Mischung aus Spielfreude und Zielstrebigkeit gefunden hatte, konnten sich die qualitativ unterlegenen Gastgeber zwar um Gegenwehr bemühen, wirkten dabei aber viel zu oft wie ein Haufen Laub im böigen Bremer Wind – durcheinander gewirbelt.
Da passte die Analyse von Bremens Trainer Robin Dutt hervorragend ins Bild, als er von „Dingen“ sprach, „die wir nicht aufhalten konnten.“ Was nach unbestimmten Mächten klang, war vor allem die Versachlichung zweier Spieler, mit denen die Defensive der Norddeutschen überhaupt nicht zurechtkam: Robert Lewandowski und Henrikh Mkhitaryan. Während der polnische Torjäger das Ende seiner seit dem 30. November 2013 andauernden Torflaute ziemlich nüchtern mit dem Hinweis kommentierte, er habe „zuletzt auch viele Vorlagen gegeben“, war Mkhitaryan die Erleichterung deutlich anzumerken. Zu selten hatte der Dortmunder Rekordtransfer die in ihn gesetzten Hoffnung bislang erfüllen können. Zu oft waren vielversprechenden Ansätzen nur halbgare Ausführungen gefolgt.
"Es lastete viel Druck auf mir"
„Ich war nicht frei und habe mir zu viele Gedanken gemacht“, erklärte der 25-Jährige. Doch damit, so hoffen er, sein Trainer und selbstverständlich die Dortmunder Fans, soll nun Schluss sein. „Es lastete viel Druck auf mir. Den kann man nicht einfach beiseite schieben“, sagte Mkhitaryan. „Die beiden Tore werden dazu beitragen, dass ich noch lockerer werde.“
Ob er in Bremen wirklich das Ablassventil gefunden hat und seine herausragenden Fähigkeiten künftig regelmäßig auf den Platz bringen wird, ist ebenso offen wie die Frage, ob der BVB sein Tal endgültig durchschritten hat. Selbstvertrauen und Sicherheit können die Westfalen aus dem Erfolg gegen Werder in jedem Fall ziehen. Allerdings gab es wieder einmal personelle Rückschläge zu verkraften. Am Sonntag teilte der Verein mit, dass Sven Bender (Oberschenkelzerrung) und Marco Reus (Muskelfaserriss) am Dienstag im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Eintracht Frankfurt fehlen werden.
Dass der BVB auch gegen stärkere Gegner dazu in der Lage ist, ähnlich überzeugende Partien abzuliefern, gilt es nun unter Beweis zu stellen. Darauf setzt auch Lewandowski, der berichtete, er habe „den alten BVB“ gesehen, und dann anfügte: „Und hoffentlich auch den neuen.“