Als Leon Goretzka im vergangenen Sommer nach einem unschönen Transferstreit mit seinem Ex-Klub VfL Bochum zum FC Schalke 04 kam, galt der 18-Jährige als eines der größten Talente im deutschen Fußball und einer der Hoffnungsträger bei den Königsblauen. Ein halbes Jahr später ist Goretzka allerdings in seiner Karriere nicht wirklich einen Schritt weiter gekommen.
In der Hinrunde kam der angehende Abiturient lediglich auf acht Bundesligaeinsätze mit 264 Spielminuten. So fühlte sich sein ehemaliger Trainer Peter Neururer bei einer Fanveranstaltung in Bochum bemüßigt, Goretzkas Wechsel zum Reviernachbarn – zumindest den Zeitpunkt – in Frage zu stellen. „Leon ist in seiner Entwicklung stagniert. Er wäre besser noch ein oder zwei Jahre bei uns geblieben“, bertonte Neururer. Schalke hätte das Talent „kaufen, aber noch einige Zeit für uns spielen lassen sollen. In zwei Jahren hätte Schalke dann einen fertigen Bundesligaspieler bekommen.“
In Gelsenkirchen sehen sie das natürlich anders. Goretzka will sich auch gar nicht weiter damit befassen, was gewesen wäre, wenn er noch in Bochum weitergespielt hätte. „Ich denke, dass ich inzwischen im Verein und in der 1. Liga angekommen bin“, betont Goretzka und fügt hinzu: „Ich fühle mich wohl in der Mannschaft und hoffe, dass ich in der Rückrunde etwas mehr Einsatzzeiten bekomme. Mein Ziel ist es nicht, die ganze Saison vorwiegend Einwechselspieler zu sein. Wenn ich durchgehend fit bleibe, möchte ich dem Trainer zeigen, dass er auf mich zählen kann.“
Wegen einer Mandeloperation verpasste Goretzka zwar das Trainingslager in Katar, doch inzwischen fühlt er sich körperlich fit genug, um seine Ziele zu verwirklichen. „Mir geht es wieder viel besser. Im Nachhinein weiß ich erst, wie krank ich gewesen bin, aber seit die Mandeln raus sind, ist alles wieder gut“, sagt der U-21-Nationalkicker. „Ich bin sehr froh, dass ich jetzt wieder unbeschwert nach vorne blicken kann.“
Noch vier Monate bis zum Abi
In den nächsten Monaten muss er allerdings noch den Ernst des Lebens meistern. Im Mai und Juni stehen die Abi-Prüfungen an, dann soll es mit dem Pendeln zwischen Profifußball und Schule vorbei sein. „Das ist eine zusätzliche Belastung, ganz klar, aber es geht in der Schule jetzt aufs Ende zu“, weiß Goretzka. „Ich habe noch drei, vier anstrengende Monate vor mir und dann hoffentlich das Abi in der Tasche, um mich danach voll auf Fußball konzentrieren zu können.“
Nicht jeder junge Spieler startet eben, wie Max Meyer, wie eine Rakete in der Bundesliga durch. Goretzka zündet etwas langsamer, aber er wird kommen. Da sind sich alle sicher, auch „Peter, der Große“.