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Ein Jahr auf Schalke
Stevens, wie er knurrt und lacht

Ein Jahr auf Schalke: Stevens, wie er knurrt und lacht
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Huub Stevens schaute grimmig. Nein, über seinen Knurrer-Rückfall nach dem 1:1 in Düsseldorf wollte der Trainer von Schalke 04 nicht mehr reden.

"Ich finde es nicht mehr wichtig, was im letzten Spiel war", sagte der Niederländer.

Wenig später merkte er, dass er wohl ein wenig mürrisch rüberkam, und versuchte es mit einem Scherz. "Es werden elf auflaufen, und einer hat Handschuhe an", antwortete er, als er nach der Aufstellung für das Champions-League-Spiel gegen HSC Montpellier am Mittwochabend gefragt wurde, und fügte breit grinsend an: "Ich hoffe, dass nicht noch einer Handschuhe anhat. So kalt ist es nicht."

Seit einem Jahr ist Stevens wieder Trainer bei den Königsblauen. Vor allem in den vergangenen Wochen erinnerte einiges an sein erstes Engagement von 1996 bis 2002. Der "Knurrer von Kerkrade" war wieder da.


Nach dem ernüchternden 0:2 gegen Bayern München kritisierte er schonungslos eine Spieler, weil "die Köpfe nach dem 0:1 nach unten gingen". Nach dem mühsamen 3:0 gegen Mainz giftete er gegen die eigenen Fans, die pfiffen, warf ihnen vor, "keine Ahnung vom Fußball" zu haben.

Und nach dem unnötigen 2:2 beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf schließlich war er "fassungslos", knurrte fast verächtlich vier kurze Sätze ins Mikrofon. In solchen Situationen ist der 58-Jährige ganz der Alte, er kann nicht aus seiner Haut, er hasst Niederlagen und Rückschläge.

Doch Stevens hat sich verändert. Er ist gelassener geworden, souveräner. Der Disziplinfanatiker hat gelernt, das Spieler auch ihre Freiräume brauchen. "Früher war die Arbeit als Trainer für mich emotional stressiger, heute habe ich mehr Abstand", sagte er im Interview: "Das ist gut so, und ich denke, das tut auch der Mannschaft gut."

"Jeder Trainer sollte so nah wie möglich bei sich selbst bleiben"

Schalke tut der Niederländer, der vor einem Jahr überraschend als Nachfolger des an Burn-out erkrankten Ralf Rangnick präsentiert wurde, ohnehin gut. Wenn er im Trainingsanzug an einem Champions-League-Abend auf der Bank Platz nimmt, repräsentiert er wie kein Zweiter das sorgsam gepflegte Malocher-Image des Kohlenpott-Klubs: "Jeder Trainer sollte so nah wie möglich bei sich selbst bleiben."

Dass seine Kleiderwahl in der Königsklasse sogar zum Thema wurde, freut ihn. "Weil es zeigt: Es gibt sonst nicht viele brisante Themen bei uns." Nicht nur Stevens, auch Schalke hat sich verändert, seit diese Symbiose den UEFA-Cup-Triumph 1997, zwei DFB-Pokalsiege und die "Vier-Minuten-Meisterschaft" 2001 hervorbrachte. "Das merkt man, wenn Journalisten sagen: Hier ist gar nichts mehr los, wir haben nichts zu schreiben."

Der Verein und ich haben uns Zeit genommen für eine Entscheidung"

"Sehr viel mehr Ruhe" hat Stevens auf Schalke ausgemacht. Und wenn es mal zu ruhig wird, knurrt er wieder. Wie lange diese besondere Beziehung noch weitergeht, ist offen. Über eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrages haben beide Seite noch nicht gesprochen. "Der Verein und ich haben uns Zeit genommen für eine Entscheidung", sagte er.

Sollte die Zusammenarbeit ähnlich erfolgreich bleiben wie in der vergangenen Spielzeit, als er die Schalker auf Platz drei und zurück in die Champions League führte, ist eine Trennung nur schwer vorstellbar. Vielleicht müssen sich die Fans dann einen anderen Titel für ihn überlegen. Beim 100-jährigen Bestehen des Klubs 2004 wählten sie ihn zum Jahrhunderttrainer - Stevens hat längst den Sprung ins nächste Jahrhundert geschafft.

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