Ihre bislang steile Karriere erfuhr im Mai dieses Jahres erstmals einen kleinen Rückschlag, als Sie sich unmittelbar vor dem EM-Qualifikationsturnier der U19-Nationalmannschaft in Serbien einen Außenbandanriss im linken Knie zuzogen. Wie haben Sie diese Situation damals erlebt und verarbeitet? Zwei Tage zuvor hatte mir Bundestrainer Horst Hrubesch mitgeteilt, dass ich Kapitän des Teams sein sollte. Als ich mich dann verletzt habe, habe ich mir schon Gedanken gemacht und die andere Seite des Fußballs kennengelernt. Ich habe mir dann gesagt, dass ich die Nationalmannschaft abhaken muss und mich komplett auf Dortmund konzentriere. Natürlich war es eine bittere Geschichte, denn man will so ein Turnier auch spielen. Ich denke aber, dass es, so wie es gelaufen ist, gut war. Ich bin von Anfang an beim BVB und ich bin fit. Das ist die Voraussetzung für die neue Saison.
Ihr Vater, Franklin Bittencourt, war selbst Fußballprofi. Hat Ihnen das in Ihrer bisherigen Laufbahn geholfen? Ich glaube schon, dass es ein kleiner Vorteil war. Wenn es zu den Profis hochgeht, wissen viele junge Spieler nicht, was auf sie zukommt. Ich konnte mich darauf immer schon ein bisschen einstellen, weil mir mein Vater gesagt hat, wie es laufen kann und mir einige Tipps gegeben hat.
Sie sind in Leipzig auf die Welt gekommen und haben im Prinzip ihr ganzes Leben bei Energie Cottbus verbracht. Haben Sie sich schon an das neue Umfeld in Dortmund gewöhnt? Ich habe ein Haus gefunden, meine Eltern sind auch mitgekommen und mein Bruder, der in Cottbus noch seine Ausbildung beendet, will wahrscheinlich auch rüberkommen. Im Vergleich zu Cottbus ist hier viel mehr los. Man merkt einfach, dass die Leute den Fußball leben. Das begeistert mich. Als wir bei der Trikotpräsentation auf die Bühne gegangen sind, habe ich eine Gänsehaut bekommen. Wenn bei einer Trikotvorstellung schon 5.000 Menschen kommen, will ich mir nicht vorstellen, was im Stadion los ist. Die 25.000 Fans auf der Südtribüne – das ist in Cottbus das komplette Stadion. Ich freue mich schon darauf, dort aufzulaufen.
Haben Sie denn schon eine Ideologie-Schulung in Sachen Schalke 04 von Kevin Großkreutz erhalten? (lacht) Wir waren im Trainingslager in Kirchberg auf einem Zimmer. Da musste ich mir Lieder anhören wie „Dortmund, meine Stadt, mein Leben.“ Bis ich sie mir eingeprägt hatte. Sein Handy lief die ganze Zeit und es lief immer nur Dortmund-Musik.