Der Bart im Gesicht und die Tätowierungen auf dem Arm runden das Bild des geborenen Stoßstürmers ab, der sich allein durch sein Auftreten bei den Verteidigern Respekt verschafft.
Fragt man Schieber, der, obwohl er es nicht so sehr mag, in seiner Heimat wegen seiner Statur mitunter „Bulle von Backnang“ genannt wird, nach seinen Hobbys, erwartet man automatisch Antworten wie Motorrad fahren oder E-Gitarre spielen. Doch weit gefehlt, denn neben einigen Playstation-Duellen mit Freunden, sind es Zierfische, die es dem 23-Jährigen angetan haben. „Von klein auf ist mein Aquarium ein anderes Hobby. Ich weiß noch nicht, ob ich mein Aquarium aus Stuttgart mitbringen soll, oder ob ich mir ein neues zulege.“
"Es ist mein erster großer Schritt"
Bevor Schieber diese Entscheidung treffen kann, muss er allerdings erst einmal ein passendes Haus für sich, seine Freundin und seine Labrador-Hündin finden, schließlich möchte er zumindest bis 2016 in Dortmund bleiben. Eine lange Zeit für den Schwaben, der zuvor beim VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg spielte und nun zum ersten Mal in seinem Leben für einen längeren Zeitraum seine Heimat verlässt. „Es ist mein erster großer Schritt“, weiß Schieber. „In Nürnberg wusste ich, dass es nur um ein Jahr ging. Da ist man immer flexibel und stellt sich gar nicht richtig darauf ein.“
Gleichwohl war es diese Saison 2010/2011, als er von Stuttgart zu den Franken ausgeliehen war, in dem sich Schieber in den Fokus der Verantwortlichen von Borussia Dortmund gespielt hat. Beim „Club“ entwickelte er sich schnell zu einem Garanten für die überraschend starke Spielzeit der Nürnberger und erzielte in 29 Spielen sieben Treffer. Beim VfB registrierten sie die rasante und äußerst positive Entwicklung natürlich und wollten in der folgenden Spielzeit auf ihn setzen. Weil er aber zuerst durch Verletzungen zurückgeworfen wurde und ihm im Winter, als er gerade wieder fit war, auch noch Vedad Ibisevic vor die Nase gesetzt wurde, konnte er nicht mehr an die starke Nürnberger Zeit anknüpfen. „In der Bundesliga entscheiden heutzutage Nuancen. Der Leistungsdruck ist sehr groß. Ich denke aber, ich habe mich in der Rückrunde stabilisiert und meine Spiele gemacht.“
Linke Seite als Alternative
Möglich war dies, weil der VfB auf der linken Außenbahn eine Vakanz hatte und Schieber kurzerhand aus dem Sturmzentrum dorthin versetzt wurde. „Ich habe mich ein bisschen einfinden müssen, aber am Ende war es kein Problem mehr“, sagt er. Auch beim BVB könnte die linke Seite eine Alternative für Schieber sein, denn ganz vorne wartet mit Robert Lewandowski ein ganz starker Konkurrent. „Er wird kommen und seinen Stellenwert genießen, aber es ist eine lange Saison. Es gibt viele Spiele und wenn ich fit bleibe, bekomme ich meine Chance. Dann liegt es an mir.“
Die Gewöhnung an das neue Umfeld ist schon weit vorangeschritten, was nicht zuletzt an seinen neuen Mitspielern liegt, die Schieber gut in die Gemeinschaft integriert haben. „Natürlich ist man erst der ‚neue Spieler‘, aber ich denke, das ist in Dortmund kein Problem, weil alle sehr zuvorkommend, nett und hilfsbereit sind.“
Weihnachtsbaum-Lieferant
Beim VfB gab es für die Kollegen von Julian Schieber im letzten Jahr einen ganz besonderen Service, denn der Angreifer versorgte die Mannschaft mit Weihnachtsbäumen aus der Baumschule seiner Eltern. „Die Qualität war gut, alle waren zufrieden und hätten dieses Jahr wieder einen genommen. Aber es ist ja anders gekommen. Ich glaube, jetzt will keiner mehr einen“, lacht Schieber. Die BVB-Spieler würden das Angebot aber wahrscheinlich auch annehmen.