Generalstreik in Griechenland, Demonstrationen auf den Straßen, anti-deutsche Stimmung - und mittendrin Borussia Dortmund: Wenn im hochverschuldeten Hellas aus Protest gegen die Sparmaßnahmen der Regierung die Arbeit ruht, geht es für den deutschen Fußball-Meister in brisanter Atmosphäre in Athen um die Zukunft in der Champions League. "Deshalb kann man das schon als Endspiel sehen", sagte Trainer Jürgen Klopp vor dem Abflug zum dritten Gruppenspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) beim sieg- und punktlosen Tabellenschlusslicht Olympiakos Piräus und fordert den ersten Erfolg.
Und den ausgerechnet in Athen, dem Zentrum aller Protest-Aktionen, auch gegen Deutschlands Politiker, die ihre finanzielle Unterstützung an knallharte Bedingungen geknüpft hatten. "Das wird wie ein Länderspiel. Die politische Situation überlagert das Sportliche. Ich glaube, die Griechen sind gerade nicht so wahnsinnig glücklich über die deutsche Bevölkerung", wurde Klopp in der Bild am Sonntag zitiert.
Für die Reise wurden von den Dortmunder Organisatoren bereits Notfallpläne ausgearbeitet. Mannschaft und Mitreisende werden nicht von den Demonstrationen direkt betroffen sein, sämtlich Busse sogar von der Polizei eskortiert. Sorgen bereitet den Organisatoren derzeit nur der für Donnerstagvormittag geplante Rückflug, denn die Fluglotsen wollen ihren Streik über den Mittwoch hinaus ausweiten.
Einen Spießrutenlauf befürchtet die BVB-Delegation nicht und versucht sich auschließlich auf das Spiel im Hexenkessel des Karaiskakis-Stadions zu konzentrieren. "Denn wir müssen gewinnen. Dann sind wir wieder voll in der Spur", sagte Klopp. Ob man in der Königsklasse überwintern werde, hänge ohnehin davon ab "wie wir die beiden Spiele gegen Piräus gestalten. Das werden zwei spannende Spiele", so der 43-Jährige mit dem Hinweis auf das zweite Duell gegen Griechenlands 38-maligen Meister und Titelverteidiger am 1. November in Dortmund.
Aus Klopps Worten klingt jede Menge Zuversicht, die mit dem 0:3 in Marseille vor drei Wochen einen herben Dämpfer erfahren hatte. Am vergangenen Freitag in Bremen (2:0) meldete sich der BVB mit dem dritten Ligasieg in Folge endgültig wieder zurück und funktionierte dabei in Unterzahl als Kollektiv so exzellent wie in besten Phasen der triumphalen vergangenen Saison. "Wir sind gut drauf. Diesen Teamgeist nehmen wir mit nach Piräus", versprach Innenverteidiger Neven Subotic.
Mangelnde Erfahrung in Europas Beletage wollen die BVB-Youngster gegen die augebufften Profis aus Piräus durch Enthusiasmus und Kampfgeist kompensieren. "Wir brauchen vor niemand Angst zu haben", meinte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in einem Interview im kicker. Auch nicht vor Piräus, das sein erstes Heimspiel gegen Marseille (0:1) verloren hatte und zuletzt in der Meisterschaft bei AEK Athen (1:1) enttäuschte.
Die Gastgeber müssen einige Ausfälle wie den von Kapitän Vassilios Torosidis verkraften. Aber auch der BVB reiste nicht ohne Sorgen nach Griechenland. Vor dem Abflug meldete sich Stürmer Lucas Barrios wegen einer Muskelverhärtung und einer Wirbelblockade ab. Marcel Schmelzer (Muskelfaserriss) arbeitet an seiner Fitness und befindet sich in der Warteschleife. Lukasz Piszczek (muskuläre Probleme) ist aber wieder fit. Ihm winkt nach dem Ausfall von Patrick Owomoyela (Muskelfaserriss im Adduktorenbereich) sogar der Einsatz in der Startelf.