Wie bei den Filmfestspielen in Cannes schritt der weltberühmte Fußballer allerdings über einen blauen Teppich zum ersten Mal auf den Rasen der Veltins-Arena. 1000 Fans waren extra für die Präsentation des spanischen Rekordtorschützen ins Stadion gekommen. Rául hat in seinem Leben schon einiges erlebt, aber die Euphorie, die ihm da entgegen schlug, brachte auch den „Königlichen“ aus der Fassung.
Als Raúl auch noch in seinem ersten Einsatz für die Königsblauen gleich ein wunderbares Tor im Liga-Total-Cup gegen Bayern München gelang, war es um die Anhänger des FC Schalke geschehen.
Geburtsdatum: 27. Juni 1977
Schalker seit: 2010
Bundesligaspiele: 34
Bundesligatore: 13
RS-Durchschnittsnote 10/11: 3,74
RS-Usernote 10/11: 3,39
Länderspiele für Spanien: 102 (44 Tore)
Endlich hatte der Verein einen Superstar in seinen Reihen. Bei Real Madrid fast vergöttert und in Spanien eine kickende Legende, mutete es fast wie ein Märchen an, dass so ein prominenter Spieler tatsächlich den Weg nach Gelsenkirchen gefunden hatte.
Es war der Königstransfer von Felix Magath. Man kann dem Schalker Ex-Trainer und -Manager sicherlich zurecht vorwerfen, dass er in seinen knapp zwei Jahren auf Schalke vieles falsch gemacht habe. Eine seiner besten Entscheidungen war aber, Raúl für den FC Schalke zu begeistern.
Christoph Metzelder hatte den Weg für den Wechsel von Madrid ins Revier vorbereitet. Nachdem klar war, dass der frühere Dortmunder die Rückkehr in die Bundesliga wagen würde, erzählte „Metze“ ihm von seiner Heimat. In Haltern am See aufgewachsen und in der B-Jugend für ein Jahr Schalker, ehe er beim BVB Deutscher Meister und Nationalspieler wurde, wurde ausgerechnet der bis dahin auf Schalke verpönte Metzelder zum Motor dieses Transfers. Raúl nahm im Spätherbst seiner Karriere die Herausforderung an, seine Familie mit den fünf Kindern mit nach Deutschland und startete noch einmal von vorne.
Aus der anfänglichen Begeisterung um seine Person wurde allerdings bald Skepsis, denn Raúl kam zunächst mit der Spielweise in der Bundesliga nicht zurecht. Den schnellen und körperlich harten Fußball kannte er aus dem Land des Tici-Taca-Spiels nicht. Es dauerte ganze drei Monate, ehe sich der 33-Jährige an die Gangart in Deutschland gewöhnt hatte und zu dem wertvollen Spieler wurde, für den ihn Magath geholt hatte. Beim 2:2 im Heimspiel am sechsten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach gelang ihm endlich das ersehnte erste Bundesligator. Fünf Wochen später platzte bei ihm endgültig der Knoten, als er beim 3:0-Sieg gegen den FC St. Pauli doppelt traf.
Magath hatte ihn bis dahin immer verteidigt und dem Starkicker gegen seine sonstigen Gewohnheiten sogar absolute Freiheit auf dem Platz eingeräumt. Im Nachhinein muss man sagen, dass es der richtige Umgang mit einem Ausnahmekönner seiner Zunft war.
Denn Raúl prägte die wechselhafte Schalker Spielzeit wie sonst nur Manuel Neuer im Team. Mit 13 Toren in der Liga, fünf weiteren in der Champions League und dem 1:0-Siegtreffer im DFB-Pokal-Halbfinale bei Bayern München hat der Senor mit der Nummer sieben eine herausragende erste Saison auf Schalke hinter sich.
Mit dem erstmaligen Gewinn eines Vereinspokals krönte er am vergangenen Samstag in Berlin seine großartige Laufbahn. So kommt es nicht von ungefähr, dass die neue sportliche Führung unter Trainer Ralf Rangnick und Vorstand Sport Horst Heldt den immerhin noch ein Jahr laufenden Vertrag mit ihm alsbald verlängern will.
In der Form der vergangenen Monate kennt Raúl kein Alter, für ihn muss selbst 2013 noch nicht Schluss sein. Von seinem Charakter passt er ohnehin wunderbar nach Schalke - Raúl, der bescheidene Weltstar.