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Großkreutz im Interview
"So etwas gibt es nur in Dortmund"

BVB: "So etwas gibt es nur in Dortmund"
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Kein Borusse ist so sehr mit dem Herzen dabei wie Kevin Großkreutz. Schließlich stand der 22-Jährige schon als Jugendlicher bei Wind und Wetter auf der Südtribüne.

Inzwischen ist das Talent, das vor anderthalb Jahren von Rot-Weiss Ahlen in seine Heimatstadt wechselte, sogar zum Nationalspieler gereift und verlängerte unlängst seinen Vertrag bis 2014.

Kevin Großkreutz, Sie spielen seit gerade einmal anderthalb Jahren in der Bundesliga und gehören doch schon zu den absoluten Leistungsträgern beim BVB. Unlängst wurde Sie dafür mit der zweiten Einladung für die Nationalmannschaft und einem neuen Vertrag bei der Borussia belohnt. Eine besondere Ehre?

Das war natürlich absolut genial. Für die Nationalmannschaft zu spielen, ist für jeden Fußball-Profi doch das größte. Vor dem Spiel da zu stehen und die Hymne zu hören, ist überragend und ein ganz besonderes Gefühl. Dass es so schnell klappen würde, hätte ich nie im Leben erwartet.

Bei der Nationalmannschaft sind Sie auch auf Ihren ‚Lieblingsfeind‘ Manuel Neuer getroffen? Wie muss man sich das Verhältnis zwischen dem eingefleischten Borussen Großkreutz und dem Schalke-Idol Manuel Neuer vorstellen?

Wir akzeptieren uns. Viel mehr braucht man darüber gar nicht zu sagen. Freunde werden wir bestimmt nicht mehr, er stand schließlich bei den Blau-Weißen in der Kurve, ich bei Schwarz-Gelb. Aber natürlich respektieren wir uns und wollen bei der Nationalmannschaft zusammen gewinnen. Auf dem Platz gibt es natürlich keine Rivalität.

Überhaupt haben Sie in relativ kurzer Zeit unheimlich viel erlebt, Ihr erstes Bundesligaspiel bestritten, Ihr erstes Bundesligator geschossen. Welches dieser Erlebnisse war denn das schönste?

Überragend war unser 3:2-Sieg in Köln in der letzten Saison. Es war ein unglaublich emotionaler Moment, als ich damals in der Nachspielzeit das Siegtor geschossen haben. Getoppt wurde das aber noch ganz klar vom Derbysieg in diesem Jahr. Der 3:0-Erfolg in Schalke war einfach nur Wahnsinn. Wenn man selber Fan war, weiß man natürlich, dass das für alle unsere Anhänger das Größte ist. Gesehen hat man das ja auch an unserem Empfang bei der Rückkehr nach Dortmund, als unsere Fans die Nacht zum Tag gemacht und uns gefeiert haben. Das war etwas ganz außergewöhnliches, so etwas gibt es nur in Dortmund.


Wenn man dieser Tage durch Dortmund läuft, spürt man aller Orten große Begeisterung. Ganz Dortmund fiebert mit dem BVB. Wie erleben Sie die Stimmung in der Stadt?

Es sind natürlich alle völlig verrückt und träumen von der Meisterschaft – aber das können die Fans auch machen. Wir bleiben aber natürlich auf dem Boden und beschäftigen uns nicht mit diesem Thema. Aber natürlich wird man auch häufig angesprochen. Alle Leute wollen etwas von einem wissen, geben mir die Hand und behandeln mich wie einen ganz normalen Kollegen. Und das bin ich auch. Schließlich stand ich immer mit den anderen Fans in der Kurve und wir haben zusammen die Borussia angefeuert. Mich nennt auch jeder Kevin und nicht Herr Großkreutz. Ich brauche auch keinen Herrn Großkreutz – alle BVB-Fans sind meine Freunde.

Für viele junge Fans dürfte es etwas ganz besonderes sein, Sie in der Stadt zu treffen. Wer waren denn früher Ihre Idole?

Es gab schon viele tolle Spieler. Paul Lambert, Kalle Riedle und Jürgen Kohler habe ich zum Beispiel bewundert.


Auffällig ist, dass dies alles eher Kämpfer sind, die nicht gerade als Feingeister in die schwarz-gelbe Geschichte eingegangen sind...

Klar, das waren alles Spieler, die immer mit ganzem Herzen bei der Sache waren. Denn das wichtigste ist, dass sich alle voll reinhauen für den Verein. Das wollen die Fans sehen: Kampf, Herz und Leidenschaft. Keine Abzocke.

Neben dem aufregenden Fußball, den Sie mit ihrer Elf Woche für Woche abliefern, können sich die Anhänger auch über den Blick auf die Tabelle freuen. Gilt das für Sie auch?

Natürlich ist der Blick auf die Tabelle derzeit wunderschön. Wir sind erster und haben einen Riesenvorsprung auf Mainz 05, Bayer Leverkusen, Bayern München und den Rest der Liga. Das genießen wir und so kann es auch bleiben. Aber eigentlich beschäftigen wir uns gar nicht mit der Tabelle. Die Fans dürfen aber natürlich träumen.

Sie schwärmen vom BVB in den allerhöchsten Tönen. Dabei war die Beziehung zu Ihrem Herzensklub keineswegs immer ungetrübt. Nach dem ersten Jahr in der C-Jugend der Borussia wurden Sie damals ausgemustert. Angeblich, weil Sie zu schmächtig waren. Litt Ihre Liebe zum Klub darunter denn gar nicht?

Auf keinen Fall. Schließlich ist meine Oma schon zum BVB gegangen, genauso mein Vater, die ganze Familie halt. Borussia Dortmund ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich bin in Dortmund geboren und fieber natürlich mit dem BVB mit. Wer in Dortmund geboren ist und dann Fan der Blau-Weißen wird, bei dem muss doch etwas falsch gelaufen sein.

Sie sind Dortmunder durch und durch. Angenommen Sie wären einst mit Ahlen auf den BVB getroffen. Hätten Sie in diesem Fall überhaupt an Ihre Grenzen gehen können?

Natürlich. Ich habe Ahlen schließlich sehr viel zu verdanken. Auch gegen die Borussia hätte ich alles gegeben und versucht, zu gewinnen. Schließlich hat der Verein mich hochgebracht.

In Ahlen schafften Sie den Sprung von der A-Jugend in den Kader der ersten Mannschaft, spielten in der Zweiten Bundesliga und reisten dennoch zu jedem Heimspiel des BVB. Stimmt es, dass Ihnen Ihr Trainer Christian Wück zwischenzeitlich Stadionverbot für den Signal Iduna Park erteilen musste?

Die stimmt wirklich. Ich war auch damals immer auf der „Süd“. Einmal habe ich am Tag danach aber nicht so gut gespielt und deshalb hat Christian Wück gesagt, entweder soll ich auf einen Sitzplatz gehen oder gar nicht ins Stadion. Na ja, manchmal habe ich mich daran gehalten, manchmal nicht…

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