Ein Auftritt als Bundesliga-Tabellenführer im Europapokal - das war ein Gedanke, der vor fünfeinhalb Jahren, als der inzwischen 51-Jährige beim beinahe insolventen Traditionsklub sein Amt als Geschäftsführer antrat, abwägiger kaum sein konnte.
"Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die in diesem Verein geleistet wurde. Aber ich habe ihn nicht allein saniert. Wir stehen gut da, wirtschaftlich kann dem Verein nichts mehr passieren, sportlich wird es angesichts der Konkurrenz jedoch schwerer", sagt Watzke mit dem Hinweis auf seine Weggefährten, BVB-Präsident Reinhard Rauball und Finanzgeschäftsführer Thomas Treß, die sich in das Abenteuer stürzten, einen Schuldenberg von zwischenzeitlich bis zu 184 Millionen Euro, angehäuft duch den Größenwahn des damaligen Managers Michael Meier und Präsidenten Gerd Niebaum, abzutragen.
120 Millionen Euro Schulden abgebaut
143 Millionen Euro wurden damals durch den Börsengang im Jahr 2000, 50 Millionen vom Sportrechtevermarkter (UFA) eingenommen, Markenrechte und Anteile am Stadion verkauft - und umgehend verbrannt. Doch das ist Vergangenheit: Der BVB ist wieder Herr im eigenen, 80.720 Zuschauer fassenden Haus, die Bilanzen stimmen, weil 120 Millionen Euro Verbindlichkeiten abgebaut wurden, und auch die Aktie, die lange Zeit unter der Ein-Euro-Grenze dümpelte, weckt wieder das Interesse der Anleger.
Nach dem 2:0 in Mainz und der Rückkehr an die Tabellenspitze schnellte der Kurs am Montag sogar kurzzeitig auf 1,95 Euro. Am Freitag notierte das Papier noch bei 1,70 Euro, am 26. Mai dagegen nur 97 Cent. "Die Aktie war durch die finanzielle Situation vor fünf Jahren stark negativ belastet", erklärt Watzke.
Watzke: "Nie der Finanzexperte"
Rückblickend stellt er klar: "Ich wollte beim BVB nie der Finanzexperte sein oder gar der Sanierer. Es ging mir immer um meine Passion, den Fußball." Und dem widmet er sich mit Leidenschaft. Der Unternehmer aus dem sauerländischen Marsberg, wo er eine Firma für Arbeitsschutzbekleidung (20 Mio. Umsatz im Jahr) aufbaute, hat den BVB mit viel Geschick, Sachverstand, Mut, aber auch einem glücklichen Händchen wieder in die Positiv-Schlagzeilen gehievt.
Mit dem Finanzexperten Treß, dem Dortmunder Ur-Gestein Michael Zorc als Sportdirektor sowie dem ambitionierten Publikumsliebling Jürgen Klopp fand er eine Crew, die seine Philosophie teilt. "Wir haben 2007 beschlossen, diesen Weg mit jungen Spielern konsequent zu gehen. Heute ernten wir die ersten Früchte", erklärt Watzke. Aber er weiß auch: "Ein Trainer wie Jürgen Klopp ist ein absoluter Glücksfall, er war unser wichtigster Transfer."
Durchschnittsalter von 23,1 Jahren auf dem Platz
Am vergangenen Sonntag in Mainz stand eine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 23,1 Jahren auf dem Platz. Deshalb ist Watzke auch vor der Zukunft nicht bange. Denn nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Supertalent Mario Götze (18) bis 2014, wurde im Vorgriff auf die neue Saison Moritz Leitner (17) von 1860 München bis 2015 verpflichtet.
Während andere Vereine - zum Beispiel Erzrivale Schalke 04 - hohe zweistellige Millionen-Summen investierten und im Tabellenkeller dümpeln, gibt der Erfolg Visionär Watzke recht. Auch der BVB-Chef, der manchmal westfälisch stur und auch laut, aber stets hart und fair Fans wie Aktionäre überzeugt hat, verlängerte jüngst ebenfalls seinen Vertrag bis 2014. Bis dahin soll der BVB international wieder eine feste Größe sein.