Die Fragen nach seinem womöglich größten Transfer-Coup blockt Felix Magath mit einem vielsagenden Lächeln ab. "Ich bin weiterhin optimistisch, dass Raul zu uns kommt. Und ich freue mich, wenn er kommt", sagt Magath. Der Trainer von Vizemeister Schalke 04 will sich im Poker um Spaniens Fußball-Ikone Raul partout nicht in die Karten schauen lassen.
Am Montag, so berichtete Spaniens Sportzeitung Marca, werde der Stürmerstar von Real Madrid den Wechsel zu Schalke auf einer Pressekonferenz bekannt geben. "Dann würde ich mal am Montagabend jemanden zum Düsseldorfer Flughafen schicken", sagt Christoph Metzelder. Und Schalkes neuer Abwehrchef lächelt ebenfalls.
Raul darf den spanischen Rekordmeister nach 18 Jahren ablösefrei verlassen, obwohl sein Vertrag noch ein Jahr läuft. Schon vor einigen Wochen hieß es, dass sich der Rekordtorschütze der Champions League für Schalke und gegen Angebote aus England oder den USA entschieden habe. Er soll angeblich einen Zweijahresvertrag mit vier Millionen Euro Jahresgehalt bekommen.
Metzelder spielte drei Jahre mit Raul bei Real und fädelte den Wechsel ein. "Ich habe den Kontakt hergestellt und ein wenig gedolmetscht", sagt der 29-Jährige. "Manchmal klingt es so, als sei ich Verhandlungsführer. Das stimmt absolut nicht. Das ist allein ein Verdienst von Felix Magath."
Zumindest hat Metzelder dem 33 Jahre alten Raul den Wechsel in den Ruhrpott schmackhaft gemacht. Sie redeten über den künftigen Wohnort der Real-Legende und darüber, wo die Kinder zur Schule gehen können. Alles Themen, die nur auf den Tisch kommen, wenn ein Wechsel ernsthaft in Erwägung gezogen wird.
Obwohl Raul das Durchschnittsalter der Königsblauen nicht gerade verringern wird, sieht Metzelder ihn als absoluten Gewinn für den Klub. Vor allem auf internationaler Ebene. "Er kennt den Rhythmus, seit er 17 ist. Wenn jemand weiß, was die Champions League bedeutet, dann ist er es", sagt der 47-malige Nationalspieler.
550 Spiele absolvierte Raul seit 1992 für Real. Selbst in der vergangenen Saison, als er nicht mehr erste Wahl war, kam der Stürmer auf 40 Einsätze. "Er war einer der größten Kapitäne, die Real je hatte", schrieb El Mundo Deportivo. Auf Schalke will Raul vor allem eines: sein 69. Europapokaltor schießen. Dann hätte er den Italiener Filippo Inzaghi abgehängt und wäre die alleinige Nummer eins.
Unabhängig von Rauls Ja-Wort hat Magath seine Kaderplanungen für die kommende Saison längst nicht abgeschlossen. "Wir werden in den kommenden Wochen noch weitere Spieler holen", sagt Magath und teilt auch gleich das Anforderungsprofil mit: "Wir suchen noch einen Stürmer und einen linken Verteidiger."
Vom offensiven Mittelfeld war überraschenderweise nicht die Rede. Dabei hatte Magath die Fühler zuletzt nach seinem einstigen Musterschüler Zvjezdan Misimovic ausgestreckt. Der Spielmacher des VfL Wolfsburg soll Raul künftig mit feinen Pässen bedienen. Allerdings erklärte VfL-Manager Dieter Hoeneß den Bosnier jüngst für unverkäuflich. Für Magath ein klares Signal: Nach Raul folgt der nächste Poker.