Fußball zum Abgewöhnen und unnötige Punktverluste bringen die Fans von Borussia Dortmund auf die Palme und Bert van Marwijk zunehmend in Erklärungsnot. `Es ist unglaublich, was passiert ist. Ich bin ratlos. Fest steht: Wir haben versagt´, gestand der BVB-Coach nach dem Schlusspfiff, der angesichts der wütenden Proteste von den Rängen kaum mehr wahrzunehmen war. Das dritte unnötige Remis im vierten Heimspiel und dazu ein phasenweise desolater Auftritt beim 1:1 (1:1), ausgerechnet im Prestige-Derby gegen den Nachbarn und nach der 0: 6-Blamage gegen Bremen schwer angeschlagenen Tabellenletzten VfL Bochum, brachten das Fass zum Überlaufen. Über die zum vierten Mal in dieser Saison - zumindest für einen Tag - verpasste Tabellenführung sprach kaum noch jemand. Spieler und Verantwortliche suchten nach Gründen und Entschuldigungen für die spielerische Armut einer Mannschaft, die mit UEFA-Cup-Ambitionen in die Saison gestartet war. ##Picture:panorama:2524## Van Marwijk vermutet ein psychisches Problem und lässt die schwelenden Spekulationen über die mangelnde Fitness (nur zwei Trainingseinheiten in der Woche vor dem Spiel gegen Bochum) nicht gelten. `Immer wenn wir Tabellenführer werden können, dann passiert bei den Spielern irgendwas´, vermutete der 53-Jährige. Kapitän Christian Wörns, der mit einigen Andeutungen nach dem schwachen vorangegangenen Heimspiel gegen Hannover 96 (2:2), am kommenden Dienstag (19.30 Uhr) erneut Gegner in der zweiten Runde des DFB-Pokals, die Fitness-Diskussionen angeheizt hatte, sorgte für weiteren Gesprächsstoff. `Wenn auch noch von Vereinsseite Unruhe reingebracht wird, erschwert das natürlich die Arbeit der Mannschaft. Gegen Cottbus ging´s noch gut´, sagte der Ex-Nationalspieler und meinte damit offensichtlich die Interviews von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der die Profis in den vergangenen Wochen kritisiert und die Pflicht genommen hatte.
`Wir sind viel zu locker in das Spiel gegangen und haben wieder einmal eine Chance verpasst, in die Spitzengruppe vorzudringen´, resümierte Sportdirektor Michael Zorc. Aus der Lockerheit wurde schnell eine Verkrampftheit. Die Fans trauten ihren Augen nicht, denn nicht der durch ein 3:2 in Cottbus gestärkte BVB, sondern der VfL übernahm das Regiment und kam zur hochverdienten 1:0-Führung durch Teofanis Gekas (30.). Ebi Smolarek sicherte dem BVB mit seinem dritten Saisontreffer (35.) zumindest einen Punkt. Dazu Zorc: `Es war ein glückliches Unentschieden.´ Das Chaos in der Abwehr, das ideenlose Mittelfeld und der harmlose Angriff, gepaart mit Standfußball, dürfte in Dortmund auch intern genügend Gesprächsstoff liefern. `Klar, dass nach solchen Spielen der Baum brennt. Wir müssen schnellstens analysieren und es gegen Hannover besser machen. Wir sind charakterstark und werden nicht aufgeben, unsere Ziele zu verfolgen´, sagte Florian Kringe und Dede versprach:
`Ich kann die Fans verstehen. Am Dienstag sollen sie wieder feiern können.´ Bescheidener sind die Ziele der Bochumer nach dem gefeierten fünften Punktgewinn der Saison. Voller Stolz lobte Trainer Marcel Koller die Wiederauferstehung seiner Mannschaft nach der Pleite gegen Bremen. `Da sind wir vor Respekt und fast schon Angst erstarrt´, erklärte der Schweizer. In Dortmund habe seine Truppe alle Vorgaben umgesetzt `und auf Grund der vielen klaren Torchancen drei Punkte verdient gehabt´. Zu allem Überfluss sei, wie auch schon beim 1:2 in Aachen, wieder einmal ein reguläres Tor durch Fabio Junior nicht gegeben worden. Koller: `Aber wir haben bewiesen, dass wir mithalten können. Das hat Spass gemacht.´