Das gibt es nur auf Schalke! Nach dem 0:2 am 33. Spieltag gegen Werder Bremen und dem eigenen 3:1 gegen den VfL Bochum geht die 21. Deutsche Meisterschaft zwar an den FC Bayern München, doch diesmal brauchen die Königsblauen keinen Titel wie „Meister der Herzen“, um mit sich selbst im Reinen zu sein.
„Ich habe so etwas noch nicht erlebt, was in der zweiten Halbzeit und nach dem Spielschluss passiert ist. Was die Fans für eine Atmosphäre geschaffen haben, ist ein großer Pluspunkt für den Klub und wird ein wichtiger Faktor sein, um die Meisterschaft in den nächsten Jahren nach Schalke zu holen“, konnte es Felix Magath, der Architekt des Schalker Erfolges, gar nicht verfassen, was an diesem 1. Mai in der Veltins-Arena abging.
Die Bremer Tore durch den gebürtigen Gelsenkirchener Mesut Özil und den Portugiesen Hugo Almeida sorgten eher für eine Trotzreaktion auf den Rängen, als dass sich die Anhänger durch eine Niederlage im letzten Heimspiel die berechtigte Freude über eine wunderbare Spielzeit auf der deutschen Fußballbühne vermiesen lassen wollten. „Wir können mit dem zweiten Platz sehr gut leben. Dass wir die Serie so beenden würden, hat niemand vor der Saison gedacht, ich auch nicht. Alle waren der Meinung, dass wir im Mittelfeld oder sogar weiter unten landen würden. Nachdem der Start gelungen war, hatte man mit der Europa League geliebäugelt, aber dass wir zwei Spieltage vor Schluss die Champions League erreichen würden, hatte niemand geglaubt“, betonte Magath. „Das hat man sicher auch an der Reaktion der Fans gesehen. Das muss auch der Weg für die Zukunft sein, dass wir die Anhänger hinter uns haben, um auch weiterhin unsere Ziele zu verfolgen.“
Und nachdem sich die Spieler ausgiebig mit Kapitän Heiko Westermann als Einpeitscher vor der Nordkurve und mit einer ausgedehnten Ehrenrunde durchs ganze Stadion von ihrem Publikum verabschiedet hatten, war es an der Zeit für den großen Auftritt des Chefs. „Wir wollen den Trainer sehen“, hallte es durchs Rund. Magath ließ sich nicht lange bitten, winkte wie ein Staatsmann vor der Ehrengarde und musste nach der x-ten La Ola langsam Muskelkater in der Oberarmen bekommen haben. „Eine Ehrenrunde als Zweiter ist sehr ungewöhnlich“, gab der 56-Jährige zu und meinte: „Ich konnte sie auch nicht richtig genießen, dafür habe ich mich zu sehr geärgert.“
Der Stein des Anstoßes war weniger das Ergebnis als solches, sondern wie es zustande gekommen war. Magath regte insbesondere die Szene in der ersten Halbzeit auf, als Per Mertesacker den durchgebrochenen Benedikt Höwedes auf dem Weg zum möglichen 1:0 für Schalke erst in die Beine trat und dann noch mit den Armen zu Boden riss. Der Pfiff von Schiedsrichter Knut Kircher blieb allerdings aus. „Es ist mir völlig unverständlich, warum weder Schieds- noch Linienrichter da einen Elfmeter erkannt haben. Das war auch schon im Spiel gegen Bayern München so, als ein klarer Strafstoß für uns nicht gegeben wurde“, erinnerte sich Magath. „Wir haben uns danach nicht darüber beschwert und dann meinen die Schiedsrichter vielleicht, sie können machen, was sie wollen.“
Es war nur ein nur kleiner Wermutstropfen im mit Glückstropfen reich gefüllten Kelch. Selbst Magath ließ den Verdruss schnell hinter sich und formulierte für die neue Saison erste Ziele. In seinem zweiten Jahr auf Schalke will er den Bayern nämlich möglichst wieder so lange Paroli bieten, auch wenn die Voraussetzungen zwischen beiden Klubs weiter ungleich bleiben. „Es klafft eine gehörige Lücke zwischen dem FC Bayern und dem FC Schalke, die gilt es zu schließen. Wir werden die Bayern nie ganz erreichen. Das bedeutet aber nicht, dass wir oder andere Mannschaften nicht um die Meisterschaft mitspielen können. Auch für die Bayern wird nicht jede Saison so laufen wie die jetzige“, kündigte er schon einmal an. Vorerst geht es nach Mainz – und am Tag danach wird auf jeden Fall noch einmal so gefeiert wie am Samstag!