Michael Wüsten, wie weit sind Sie und der Verein mit den Kaderplanungen, was die nächste Saison angeht? Es ist natürlich schwierig, wenn man keine Spiele sehen kann. Wir sind da aber dran. Unser Kader bleibt zum größten Teil zusammen. Wir versuchen uns punktuell zu verstärken, gerade auch mit jüngeren Spielern. Namen kann ich allerdings noch nicht nennen, weil das noch nicht spruchreif ist.
Das Thema Scouting ist ja in diesen Zeiten auch nicht einfach. Wie haben Sie überhaupt neue Spieler gesucht?
Ganz viel läuft über Vitamin B und natürlich auch darüber, die Jungs einfach mal auf gut Glück anzuschreiben. Komischerweise gibt es im Jugendbereich auch Trainer, die ihre Spieler anbieten. Nicht im negativen Sinne, sondern weil die natürlich wissen, dass die sich gerade nicht zeigen können. Wenn sie das Potenzial erkennen, dann melden die sich auch schonmal. Da hat man auch untereinander ein gewisses Vertrauen. Ich finde wirklich cool, dass man da partnerschaftlich miteinander umgeht.
Wie halten Sie aktuell Kontakt zur Mannschaft? Über digitale Medien, das kennen wir ja auch aus dem Homeoffice. Wir sind keine Mannschaft, die jetzt gemeinschaftlich Workouts macht. Jeder hat eine gewisse Eigenverantwortung, will fit bleiben und auch spielen. Dementsprechend habe ich die Jungs da in die Pflicht genommen. Im Juni werden wir das dann ändern.
Vor dem Saisonabbruch standen Sie und ihre Mannschaft auf dem vorletzten Rang in der Bezirksliga. Haben Sie schon über ein Ziel für die neue Saison gesprochen? Nicht wirklich. Wir werden nämlich den Gang zurück antreten und freiwillig eine Klasse tiefer gehen. Der Hintergrund ist die Corona-Situation und unser Kader ist auch relativ alt. Wenn alle fit sind, haben wir locker Bezirksliganiveau, aber wir schaffen es so nicht, den angestrebten Umbruch mit der Jugend einzuleiten. Das Niveau wird in der Bezirksliga immer stärker und wir wollen unsere jungen Spieler nicht auffressen lassen auf dem Platz. Wir wollen die jungen Leute ranführen und denen mehr Spielpraxis geben.
Was ist denn das Ziel für die Kreisliga? Wir werden mit Sicherheit oben angreifen. Ob das direkt zum Aufstieg reicht, weiß ich noch nicht. Das hängt auch von sehr vielen Faktoren ab. Aber ich bin mir sicher, dass das der richtige Weg ist, um langfristig zu denken.
Kam diese Entscheidung auch aus der Mannschaft heraus? Ja wir haben mit jedem Einzelnen gesprochen. Die gehen den Weg alle mit und das zeigt auch nochmal den Zusammenhalt in der Truppe. Das finde ich schon einzigartig.
Wie ist es denn für Sie und die Mannschaft, dass gerade kein Training stattfindet und nicht an Fußball zu denken ist? Sehr schwierig. Ich mache das jetzt vierzig Jahre und habe selbst dreißig Jahre gespielt und da fehlt einfach was. Das kann auch kein anderer Sport irgendwie auffangen. Die Emotionen fehlen einfach, die Gemeinschaft, das Bierchen nach dem Training und das gehört einfach zum Fußballer-Leben dazu.
Aber die Vorfreude bei Ihnen ist trotzdem da?
Auf jeden Fall. Alle sind froh, wenn sie wieder mit dem Fuß gegen den Ball treten dürfen.
Autor: Benedikt Kaninski