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MSV-Fanblog: Klischee statt Innovation
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Neururer ist weg, Koblenz besiegt und mit Sasic ist nun ein ganz „harter Hund“ für die „Zebras“ zuständig. Dann ist ja beim MSV wieder alles in bester Ordnung.

Und auch diesmal ging wieder alles ganz schnell. Gerade einmal für eine Partie durfte Co-Trainer Uwe Speidel die Geschicke der Meidericher lenken. Bereits am Dienstag nach der Partie am Deutschen Eck stand mit Milan Sasic ein neuer Coach in den Startlöchern.

Hat zuletzt beim 1. FC Kaiserslautern gearbeitet und gilt in der Branche als "harter Hund": Milan Sasic ist der neue Mann an der Duisburger Linie.

Antiquiert und lächerlich

Dass der ehemalige Lautern-Coach dazu noch einer ist, der „ganz hervorragend zum MSV passt“ - so wie Peter Neururer vor knapp einem Jahr ebenfalls ganz wunderbar nach Duisburg passte - hat mich dann komplett aus meinen blau-weißen Socken gehauen. Ein Klub holt einen Coach - und der Neue passt sogar zum Verein. Eigentlich ist dies doch eine Selbstverständlichkeit und nicht der Rede wert. Doch damit nicht genug der teilweise antiquierten und deshalb beinahe schon lächerlichen Verbalinjurien der Vereinsführung.

Mit Sasic sei nun ein „echter Malocher“ in einer Stadt angekommen, die „schließlich eine Montanstadt" sei. Und was oder wen braucht man dort? Jedenfalls keinen „der nur Sprüche klopft“ - und zwar auch dann nicht, wenn genau dieser Mann vor noch nicht einmal einem ganzen Jahr ebenfalls bereits Sprüche klopfte und dennoch „genau der Richtige für den MSV" war.

Mit Blaulicht und Pistole

Warum sich der im Nachhinein nicht nur von Walter Hellmich - auch Torwart Tom Starke soll verbal noch einmal ordentlich gegen seinen ehemaligen Vorgesetzten nach getreten haben - so stark kritisierte Neururer irgendwann eine Pistole und ein Blaulicht(!) zugelegt haben muss ist bislang nicht endgültig geklärt. Etwaige Spekulationen verbieten sich an dieser Stelle, obwohl gerade der Fund der Schreckschusspistole schon kurios erscheint, zumal Neururer seine letzte Patrone in Duisburg doch schon längst verschossen hat.

Zebrastreifen weiß und blau - der MSV-Fanblog

Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab.

Strukturwandel

Doch zurück zu den ernsten Dingen des Lebens, zurück zu Aussagen a la „Wir sind schließlich eine Montanstadt.“ Sicher, der Fußballsport und die in ihm verwurzelten Funktionäre haben sich seit jeher möglichst einfacher Erklärungsmuster bedient um die Befindlichkeiten ihres Fußballstandorts (und ihrer Anhänger) auf einen simplen und für jeden verständlichen Nenner zu bringen. So wie die Fans von Real Madrid also Stars sehen wollen - schließlich trägt der Verein das „Königliche“ bereits im Namen - so wollen die Fans aus dem Ruhrgebiet ihre Mannschaft kämpfen sehen.

So weit so gut. Doch erstens ist das Ruhrgebiet per se - und Duisburg im Speziellen - eben nicht mehr nur der Industriestandort, der er früher einmal war - auch Walter Hellmich sollte der mittlerweile nicht mehr ganz so neue Begriff des Strukturwandels bekannt sein. Und zweitens wollen die Fans in Duisburg eben nicht nur Kampf und Krampf sehen, sondern auch ein gutes Fußballspiel. Dass zu einem solchen Einsatz, Ehrgeiz und Leidenschaft gehören ist eine Selbstverständlichkeit und deshalb die Grundvoraussetzung für eine attraktive Partie.

Spielerische Finesse

Wer diese Tugenden nicht mitbringt, der ist fehl am Platz. Doch neben den Basics einer Sportart gibt es auch noch das Besondere, das, was die Leute begeistert. Und dazu gehören nicht nur der Kampf um jeden Grashalm, sondern auch die spielerischen Elemente des Fußballs: Taktik, Technik, ein gepflegtes Kurzpassspiel, schnelle, einstudierte Spielzüge, kurz: das, was man spielerische Finesse nennt. Denn das ist in der Regel doch wesentlich schöner anzusehen als ein reiner Fußballkampf.

Ist als harter Arbeiter in der "Malocher- und Montanstadt" Duisburg auch weiterhin sehr erfolgreich: MSV-Präsident Walter Hellmich.

Doch das Wichtigste: Der Blick über den Tellerrand zeigt, dass die Spitzenklubs des alten Kontinents längst begriffen haben, dass der „alte“ Fußball nach dem Motto „über den Kampf ins Spiel finden“ längst verstaubt in der Schublade der Fußballgeschichte liegt. Der Strukturwandel hat im Ruhrgebiet und im europäischen Spitzenfußball längst eingesetzt, beim MSV beschwört man dennoch weiter die Vergangenheit und damit die Klischees alter, längst vergangener Tage, statt sich zukunftsorientiert und langfristig auf etwas Neues einzulassen.

Das „Modell Mainz 05“ kommt für den MSV nicht in Frage, hörte man dieser Tage aus dem Kreis der sportlichen Führung des MSV. Schade eigentlich, denn schließlich ist dieses Modell ja gerade sehr erfolgreich und produziert obendrein auch noch schönen Fußball.

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