Die Chancen, dass der 40-Jährige in einer Woche noch auf der Gelsenkirchener Bank sitzen darf, sind nicht besonders groß. Zwar verkündete Aufsichtsratschef Clemens Tönnies jetzt, dass es kein Ultimatum gäbe, aber wer das glaubt, wird selig. Denn längst ist Mirko Slomka so weit demontiert, dass ihm nur noch kurzfristiger Erfolg den Kopf retten kann. Ob nun ein Sieg gegen die Bayern her muss, wenn gleichzeitig das Champions League-Viertelfinale erreicht wird, sei dahin gestellt. Ein Remis im Gipfel gegen den Rekordmeister wird die Diskussionen jedenfalls nicht beenden, auch wenn Porto vier Tage später in die Schranken gewiesen wird.
Wenn schon solche Rechenspiele herhalten müssen, um die Chancen für Slomkas weitere Anstellung bei den Königsblauen abzuwägen, dann ist es um die Zukunft des Übungsleiters nicht gut bestellt. Der hat sich in den letzten Wochen selbst sehr leicht angreifbar gemacht. Und das nicht in erster Linie durch die magere Ausbeute in den letzten Partien, sondern durch die Art und Weise, wie die aktuelle Krise zu Stande kam. Slomkas Festhalten an Peter Lövenkrands, der seit Monaten komplett indisponiert ist, zu Ungunsten des neu verpflichteten Vicente Sánchez sei hier nur als Beispiel angeführt. Auch taktisch schien oft kein Konzept erkennbar, genauso wie die mangelnde Konstanz der Mannschaft letztlich auch dem Trainer angekreidet werden muss.
Noch zu Zweitliga-Zeiten kam der kleine Elmar irgendwie auf die abenteuerliche Idee, sich mit ganzem Herzen dem FC Schalke 04 zu verschreiben. Dass der "geilste Klub der Welt" ihm in den folgenden Jahren neben einiger Freude auch unendlich viel Leid bescheren sollte, war ihm damals noch nicht klar. Nun versucht er sein königsblaues Gefühlschaos in seiner wöchentlichen Fan-Kolumne so gut es geht zu ordnen.
Trotzdem: Fraglich ist, was dieses Getöse und eine etwaige anschließende Demission – zum jetzigen Zeitpunkt bringen soll. Davon abgesehen bin ich gespannt, wen Schnusenberg, der die Diskussion auf vorderster Front entfacht hat, als Nachfolger aus dem Hut zaubern würde. Die gesteckten Saisonziele wären für einen Slomka-Nachfolger jedenfalls nicht einfacher zu erreichen. Denn der kennt weder die Mannschaft, noch das schwierige Umfeld.
Da ist mir die altmodische Alternative lieber: Mit Slomka weitermachen, auch wenn das Bayern-Spiel in die Hose geht. Im Mai wird dann abgerechnet und wenn es sein muss, auch der Trainer entlassen. Der Nachfolger, der dann sicher auch das von Schnusenberg geforderte "internationale Standing" hat, zeigt dann hoffentlich endlich Kevin Kuranyi, wo die Kiste steht und Manuel Neuer, wie man auch die schwierigsten Bälle hält.
Solange gilt jedoch: Arbeiten statt reden. Denn je größer die Unruhe auf Schalke ist, desto geringer sind die Chancen der Knappen, die Heimserie gegen die "Bauern" auszubauen. Und dass unser Zweitlieblingsfeind am Samstag drei Punkte mitnimmt, können doch nicht mal die erbittertsten Gegner von Mirko Slomka beim Ruhrgebietsklub wollen. Oder etwa doch?