"Quo vadis, Özil?", sagt der olle Lateiner, "Mesut, wo geh'se?", der Westfale zu einem Schalker Talent, das den Eindruck erweckt, sich bald auf Reisen machen zu wollen. Ob der gebürtige Gelsenkirchener wirklich den Verein verlässt, ist noch unklar. Bis das entschieden ist, machen wir Fans uns Gedanken, wieso die Schalker Mittelfeldhoffnung ein sattes Angebot zur Verlängerung ausschlägt. Nach bereits mündlich erfolgter Zusage! Und: Wer hat das eigentlich ausgeplaudert? Und vor allem: Wie ist das ganze moralisch einzuordnen?
Ich bin mir sicher: Gäbe es seit dem Fall Ackermann in Deutschland keine Diskussion über die Einkommen von Managern, die eine unendliche Gerechtigkeitsdebatte entfacht hat, hätte kein Hahn nach der Meldung "Özil lehnt Vertrag ab" gekräht. Aber da es der BILD-Zeitung so gut ins Konzept passte, um mal wieder ein bisschen Öl ins Feuer "Gehälterstreit" zu gießen, musste nun der "Fall Özil" aufgerollt werden. Und schon ist von "Gehälterwahnsinn" die Rede und die User in irgendwelchen Foren wünschen einem 19-jährigen bereits "die Pest an den Hals".
Noch zu Zweitliga-Zeiten kam der kleine Elmar irgendwie auf die abenteuerliche Idee, sich mit ganzem Herzen dem FC Schalke 04 zu verschreiben. Dass der "geilste Klub der Welt" ihm in den folgenden Jahren neben einiger Freude auch unendlich viel Leid bescheren sollte, war ihm damals noch nicht klar. Nun versucht er sein königsblaues Gefühlschaos in seiner wöchentlichen Fan-Kolumne so gut es geht zu ordnen.
Ich will die Leistungen unseres U19-Nationalspielers hier weder bewerten, noch seinen Marktwert einschätzen und auch nicht seinen Charakter beurteilen. Ich werde schlicht und einfach das Gefühl nicht los, dass der arme Junge im Gezerre von Beratern und Ratschlägen aus Familie und Umfeld sowohl den Überblick, als auch die Bodenhaftung verloren hat.
Mein Wunsch: Alle machen den Schwamm drüber, Mesut erinnert sich an sein Versprechen aus dem Sommer und konzentriert sich auf das, was er gar nicht so schlecht kann: Fußball spielen. Aber es wird wohl anders kommen. Bei vielen Fans ist das Talent jetzt schon "voll unten durch". Der Boulevard kann sich die Hände reiben und kurz nach dem sich DFB-Präsident Zwanziger, ver.di-Chef Bsirske und Alt-Kanzler Schröder im "Fall Özil" zu Wort gemeldet haben, wird der Offensivkicker Schalke 04 den Rücken kehren.
Wir denken dann an die ominösen 1,52 Millionen Euro, sind alle froh ihn los zu sein und uns einig: "Dat Angebot hätte Magic Prus nie ausgeschlagen, dat war nämlich noch'n echter Schalker!"