Borussia Dortmunds Start in die Saison kann man als perfekt bezeichnen. Das wirklich Gute daran ist jedoch, dass der BVB sein wahres Leistungspotential bisher nicht mal komplett abgerufen hat. Noch ist also nicht alles Gold, was glänzt! "Wir wissen, dass wir uns steigern müssen. Aber wäre doch blöd, wenn wir jetzt schon unsere Bestform abrufen würden. Immerhin haben wir zwölf Punkte. Wenn das so einfach zu machen wäre, hätten andere das auch geschafft", analysierte Borussias Trainer Jürgen Klopp die mit dem Sieg in Frankfurt zu Ende gegangene "erste Phase" (O-Ton Klopp) der neuen Bundesliga-Saison.
Training wird demnächst zur Regeneration
Zeit für weiteren Feinschliff ist genügend da - allein das Personal fehlt Klopp. Denn 17 BVB-Profis sind momentan mit ihren Nationalmannschaften unterwegs und werden erst im Laufe der nächsten Woche (hoffentlich gesund) nach und nach wieder in Dortmund eintrudeln. Und dennoch erhofft sich Klopp eine weitere dringend notwendige Leistungssteigerung im nächsten Heimspiel gegen den Hamburger SV. Danach wird Borussias Kader fast ständig im Drei-/Vier-Tage-Rhythmus gefordert sein.
Trainingseinheiten dienen dann eher der Regeneration als der weiteren Abstimmung spieltechnischer (Passgenauigkeit) und taktischer (konsequenteres und konstanteres Gegenpressing) Feinheiten. Letztere jedoch sind unbedingt nötig, denn die kommenden Gegner haben es in sich. Echte Prüfsteine wie der SSC Neapel blieben dem BVB bisher erspart - nimmt man das Supercup-Spiel gegen die Bayern aus. Allein aus dem Grund fällt eine endgültige Beurteilung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit des neuen BVB-Kaders momentan noch etwas schwer. Leistungen - vor allem im Defensivverhalten - wie in Frankfurt, werden zukünftig nicht immer reichen, um Spiele erfolgreich zu gestalten. Besonders die Anfälligkeit bei Standardsituationen konnte bisher noch nicht verbessert werden. Wann immer ein hoher Ball in den Dortmunder Strafraum segelt, bleibt den Fans fast das Herz stehen.
Qualitätssprung zu erwarten
Ebenso verhält es sich bei der eigenen Chancenverwertung. Klare Tormöglichkeiten produzierte die Offensivmaschine des BVB zuhauf - allein die Effizienz lässt zu wünschen übrig. Nur 15 Prozent aller Torschüsse waren bisher erfolgreich - damit belegt der BVB in der Bundesliga lediglich den elften Platz. Dass dennoch bis dato alle Spiele gewonnen wurden, ist sowohl der individuellen Klasse einzelner Akteure als aber auch der klar verbesserten Balance zwischen Offensivspektakel und defensiver Absicherung zu verdanken.
Mit viel Geduld bespielt der BVB seine Gegner. Die Borussen ziehen ihr eigenes Spiel durch, ohne den Gegnern dabei ins offene Messer zu laufen. Bei allem Offensivdrang verliert die Mannschaft nie den Kopf, sichert sämtliche Aktionen Richtung gegnerisches Tor mit entsprechender Defensivkraft ab. Die Mannschaft wirkt hier gereift - ein weiterer Entwicklungsschritt, den Jürgen Klopp voller Wohlwollen registriert haben dürfte.
Ein positives Zwischenzeugnis kann auch den Neuzugängen ausgestellt werden. Mkhitaryan hat spätestens mit seinem Gala-Auftritt in Frankfurt angedeutet, dass er in der Lage ist, den Abgang Mario Götzes dauerhaft kompensieren zu können. Aubameyang erhöht die Variabilität in der Offensivabteilung des BVB-Kaders. Durch ihn und besonders auch den "halben" Neuzugang Jonas Hofmann bieten sich Jürgen Klopp viele Alternativen, um auf Verletzungen, Spielstände oder Formschwankungen entsprechend reagieren zu können. Sokratis schließlich hat in seinen bisherigen Einsätzen bewiesen, dass auf ihn Verlass ist. Der Grieche, von Werder Bremen ins Ruhrgebiet gewechselt, ist mehr als nur Stellvertreter von Subotic und/oder Hummels. Sokratis versteht sein Kerngeschäft und stellt eine echte Rotationsalternative sowohl für die Innen- als auch die Außenverteidigung dar.
Mit dem Zwölf-Punkte-Start legte der BVB in jedem Fall eine hervorragende Basis für die kommenden Aufgaben. Jürgen Klopp wird an den genannten Schwachpunkten feilen und die Mannschaft in den kommenden Wochen weiter verbessern. Kehrt erst einmal Ilkay Gündogan gesund und fit in den Kader zurück und überwindet Mats Hummels relativ zügig sein momentanes Tief, wird das für die gesamte Mannschaft nochmals einen erheblichen Qualitätssprung bedeuten.