Das zeigt jedenfalls der momentan in den sozialen Netzwerken tobende "Shitstorm" gegen den Jungstar des Deutschen Rekordmeisters. Grund: Mario Götze soll aus "Angst" vor den Fans des BVB auf eine geplante Verabschiedung seines ehemaligen Vereins vor dem Supercup-Finale gegen Bayern München verzichtet haben. So weit, so gut.
Als eingefleischter BVB-Fan bin ich genauso wie alle anderen, die mit Borussia sympathisieren, noch immer enttäuscht über den Wechsel von Götze ausgerechnet zum Erzrivalen. Vor allem überwiegt dabei die Enttäuschung über Art und Weise des Zustandekommens als der Transfer an sich. Die Enttäuschung richtet sich hier jedoch ausschließlich an die Adresse des Spielers. Schließlich wurde Götze nicht mit vorgehaltener Waffe zur Unterschrift beim FC Bayern gezwungen. Und schließlich war es auch nur allein Götze (und nicht der FC Bayern), der erst kurz zuvor seinen Vertrag beim BVB nicht nur verlängerte, sondern dies auch voller pathetischer Inbrunst kundgetan und mit seiner Liebe zu Schwarz-Gelb begründet hatte.
Enttäuschung hin, Enttäuschung her, weder der Transfer an sich noch der angebliche Verzicht Götzes auf eine Verabschiedung durch den BVB rechtfertigt den momentan tobenden Shitstorm gegen ihn in den sozialen Netzwerken! Ich sehe große Teile dieser Beleidigungen nicht nur als menschenverachtend und als nicht akzeptabel an. Vielmehr sind viele der weit unter die Gürtellinie gehenden Beleidigungen fast schon ein Straftatbestand.
Vor nicht allzu langer Zeit war Götze Hoffnungsträger und Identifiaktionsfigur des BVB. Die Möglichkeit, ein Mythos beim Champions League-Finalisten zu werden, hat er sich selbst verbaut. Nicht aufgrund des Wechsels selbst. Der wurde beispielsweise Shinji Kagawa vor Jahresfrist auch nicht übelgenommen. Jedoch hat Götze durch die Art und Weise des Zustandekommens sein BVB-Denkmal selbst zum Einstürzen gebracht.
Nicht nur die BVB-Fans beschmutzen ihr Ansehen
Die Fans von Borussia Dortmund erheben den Anspruch, die besten Fans der Liga, die besten Fans Europas, die besten Fans der Welt zu sein. Für mich sind sie das auch nach wie vor. Mit Aktionen wie nun gegen Mario Götze machen sie selbst jedoch dieses Bild zunichte, konterkarieren ihren eigenen Anspruch. Auch wenn es nicht alle Fans des BVB betrifft, so stellen diejenigen, die sich in unangemessener Form an der Hetzjagd auf den einstigen Liebling aktiv beteiligen, die komplette Fangemeinde der Schwarz-Gelben in ein schlechtes Licht. Allerdings sollten sich auch die Fans des Rekordmeisters mit Kritik an ihren Dortmunder Fan-Kollegen zurückhalten. Ihr Verhalten bei der Verpflichtung Manuel Neuers vor zwei Jahren war nicht sehr viel besser. Ebenso sei an den von irgendwelchen Dummköpfen bundesweit arrangierten Shitstorm gegen BVB-Publikumsliebling Kevin Großkreutz erinnert.
Darum möchte ich betonen, daß ich mich von den Beleidigungen und persönlichen verbalen Übergriffen gegenüber Mario Götze zu tausend Prozent distanziere! Und ich möchte an alle echten Fans des BVB appellieren: Unterstützt die Mannschaft, unterstützt den Verein. Und lasst Götze einfach dort Fußball spielen, wo er es möchte. Auch wenn sein Verhalten gegenüber Fans und Mitspielern beim BVB nicht korrekt war, so sollten einem so jungen Spieler auch Verhaltensfehler zugestanden werden. Ich behalte Mario Götze als einen der besten Fußballer in Erinnerung, die je das schwarzgelbe Trikot getragen haben. Auch wenn ich ihn menschlich und charakterlich eher auf der Ersatzbank sehe.
Beleidigungen jedoch, wie sie momentan über ihn hereinbrechen, hat niemand verdient - auch Götze nicht. Natürlich hat der Nationalspieler alles, was er bisher erreicht hat, der Mannschaft, dem Trainer und nicht zuletzt den Fans von Borussia Dortmund zu verdanken. Allerdings gilt das auch im Umkehrschluß. Ich möchte an die große Fangmeinde des BVB appellieren, sich nicht an dem "Shitstorm" gegen Götze zu beteiligen. Begegnet ihm kritisch, aber respektvoll. Vor allem nicht unmenschlich. Zeigt der Fußballwelt, dass ihr zu Recht die besten Fans der Welt seid!