Als Kerim Avci im Sommer Rot-Weiss Essen für rund 125.000 Euro in Richtung des türkischen Süperlig-Aufsteigers Kayseri Erciyesspor verließ, hätte er nicht gedacht, dass er Mitte Dezember gerade einmal auf einen Kurzeinsatz (29 Minuten) in der türkischen Eliteliga zurückblicken würde.
RS unterhielt sich mit dem 23-Jährigen über seine persönliche Situation am Bosporus und seinen Ex-Klub RWE.
Kerim Avci, erklären Sie uns doch, warum Sie bisher nur auf so wenig Spielzeit gekommen sind? Ich habe mir das natürlich auch alles anders vorgestellt. Aber ich kenne die Gründe für meine unbefriedigende sportliche Situation. In der Türkei dürfen maximal sechs Ausländer spielen und unser Trainer macht davon Gebrauch, weil er diese für teures Geld nach Kayseri gelockt hat. Auf meiner Position spielen gleich drei Ausländer, die bevorzugt werden. Denn der Trainer müsste dem Präsidenten schon viele Argumente liefern, warum er einen Mann für 1,25 Millionen Euro auf der Bank lässt und dafür einen Spieler aus der deutschen vierten Liga bringt. Klar ist aber auch, dass die Jungs eine große Qualität mitbringen. Senijad Ibricic fährt zum Beispiel mit Bosnien und Herzegowina zur WM nach Brasilien. Und Bakaye Traore ist vom AC Mailand ausgeliehen. Aber ich bin für die Zukunft nicht hoffnungslos. Nach dem Aufstieg mit RWE habe ich in der Hinrunde auch nur neun Einsätze verbucht. Meine Zeit wird noch kommen.
Was macht Sie da so zuversichtlich? Wir stecken mitten im Abstiegskampf und haben nur zwölf Punkte. Der Trainer spricht viel mit mir und hat mir versichert, dass ich meine Chance erhalten werde. Im Winter wird sich auch personell etwas bei uns tun.
Getan hat sich in der Halbserie auch einiges bei RWE. Verfolgen Sie noch die Geschehnisse rund um Rot-Weiss? Natürlich. Der Verein wird immer in meinem Herzen bleiben. In der Süperlig bräuchten sich die RWE-Fans vor keinem anderen Publikum verstecken. Ich bin mir sicher, dass wir mit den RWE-Fans im Rücken einige Punkte mehr auf dem Konto hätten. Die Hafenstraßen-Atmosphäre fehlt mir sehr. Auch wenn ich zuletzt ein wenig enttäuscht war.
Warum?
Weil Waldemar Wrobel und Damian Jamro so sehr in die Fan-Kritik geraten sind. Das haben die beiden nicht verdient. Sie haben in einer ganz schwierigen Zeit für den Verein enormes geleistet. Leider gerät das in diesem Geschäft viel zu schnell in Vergessenheit. Ich hatte nach meinem Abgang und den vielen namhaften Neuen wie Christian Knappmann, Benjamin Wingerter, Konstantin Fring oder Marcel Platzek auch damit gerechnet, dass Essen oben mitspielt. Trotzdem würde ich nicht sofort alles in Frage stellen.
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Ein Mann wie Sie fehlt RWE für die Kreativabteilung. Wann kommen Sie zurück? (lacht) So schnell leider nicht. Ich habe hier für drei Jahre unterschrieben und will mir hier eine Zukunft aufbauen. Im Juni heirate ich meine große Liebe Esra und dann ist sie auch bei mir. Dann werde ich noch stärker sein. Ich will und werde mich in der Türkei durchsetzen!