„Klaus, wenn wir den noch kriegen, steigen wir auf“, sagte Hannes Bongartz einst zu Wattenscheid-Mäzen Klaus Steilmann über Marcus Feinbier. Schließlich war Feinbier zu diesem Zeitpunkt der Top-Torjäger der Regionalliga West. Steilmann ließ sich nicht lumpen und schickte seinen Manager Bongartz mit einem Geldkoffer nach Aachen, um Feinbier zu verpflichten.
Gesagt, getan. Bongartz lotste den Stürmer, der 1988 mit Bayer Leverkusen den UEFA-Cup gewann, im Winter 1996/97 nach zähen Verhandlungen von Alemannia Aachen zur SG Wattenscheid 09. „Die Geschichte mit dem Geldkoffer ist mir neu“, lacht Feinbier. „Gesehen habe ich den nicht. Aber es war schon so, dass sich der Wechsel damals für alle gelohnt hat.“
Denn, so der heute 54-Jährige weiter: „Aachen war damals total pleite und musste während der laufenden Regionalliga-Saison Spieler verkaufen. Eigentlich wollte ich gar nicht unbedingt weg, aber ich war einer der wenigen Spieler, die dem Verein Geld brachten. Und so bin ich dann nach Wattenscheid gegangen.“
Auch für den 69-maligen Bundesligaspieler hat sich der Wechsel ausgezahlt. „Für mich ging es darum, mich nach einem zweimaligen Schlüsselbeinbruch langsam wieder an den Profifußball heranzutasten. Das konnte ich bei einem ambitionierten Team wie der SGW natürlich besser als in Aachen.“
Feinbier erinnert sich: „Als ich gekommen bin, lagen wir hinter Rot-Weiß Oberhausen auf dem zweiten Platz. In der Rückrunde haben wir kein Spiel mehr verloren und sind durchmarschiert. Am Ende sind wir mit acht Punkten Vorsprung in die 2. Liga aufgestiegen.“ Besonders ein Spiel hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt: „Am 31. Spieltag habe ich mit der SGW gegen meine Alemannia in Aachen gespielt und wir haben 5:1 auf dem Tivoli gewonnen. Ich habe alle fünf Tore erzielt“, sagt Feinbier.
Nach dem Aufstieg in die 2. Liga gelang zunächst der Klassenerhalt, bevor es dann ein Jahr später für die „09er“ wieder zurück in die Regionalliga ging und Feinbier an den 1. FC Nürnberg verkauft wurde. Sie ahnen es: Geldsorgen. „Dennoch war es eine tolle Zeit in Wattenscheid“, erklärt Feinbier, der heute in Gevelsberg lebt. „In meinen zweieinhalb Jahren an der Lohrheide konnte ich immerhin 38 Tore erzielen.“
Tore für die SG Wattenscheid 09 erzielen will er auch am 7. Januar 2024 beim NRW-Traditionsmasters in der Westenergie Sporthalle in Mülheim. „Es macht einfach nur Spaß dort. Das Turnier ist einfach sensationell“, freut er sich. „Die Mannschaften, die hier teilnehmen, spielen zwar nicht allesamt in der Bundesliga. Aber sie haben alle ihre Tradition. Von der Rivalität und der Stimmung her gibt es kein besseres Turnier in Deutschland.“
Und Feinbier muss es wissen. Schließlich spielt er auch regelmäßig für die Traditionsmannschaft von Bayer Leverkusen. Für den Verein, mit dem er als 18-Jähriger den UEFA-Cup gewonnen hat.