Wenn die deutschen Nationalmannschaft um 21 Uhr (MEZ) gegen die Afrikaner um den Achtelfinal-Einzug kämpft, dann drücken zwei Kicker, die von RevierSport nicht ganz ernstgemeint auch schon mal als "die Hans Sarpeis des Amateurfußballs" bezeichnet worden sind, den "Black Stars" die Daumen. Kein Wunder, denn sowohl Ludwig Kofo-Asenso (26) als auch Evans Ankomah-Kissi (22) haben ihre Wurzeln in Ghana. Vor dem wegweisenden Duell in Gruppe G sprach RS mit den Verteidigern vom Oberliga-Aufsteiger 1. FC Bocholt und vom Westfalenligisten SV Schermbeck.
Ludwig Kofo-Ansenso, Evans Ankomah-Kissi - Schalke-Star Kevin Prince Boateng hat vollmundig angekündigt, dass Ghana Weltmeister wird. Behält er Recht?
Kofo-Asenso: Ich weiß nicht, das könnte sich noch als Boomerang entpuppen. Er hätte nicht so große Erwartungen schüren und den Druck auf die Mannschaft so unnötig erhöhen sollen. Das ist wieder ein bisschen typisch, dass so ein Fass aufgemacht wird, anstatt den Fokus allein auf die Leistung zu legen.
Ankomah-Kissi: Wenn man das erste Spiel sieht, könnte uns das jetzt in der Tat auf die Füße fallen. Ich hätte es für sinnvoller gehalten, erstmal nur als Ziel auszugeben, die Vorrunde zu überstehen.
Wie beurteilen Sie denn den Auftritt gegen die USA? Kofo-Asenso: Wir haben die ersten 15 Minuten verpennt und dann hat die Konsequenz vor dem Tor gefehlt. Ankomah-Kissi: Am Anfang war es ein ziemliches Wirr-warr, dann hatten wir das Spiel aber ganz gut im Griff. Die Tore hat allerdings die USA gemacht. Das war schon ein wegweisendes Duell, denn jetzt kommt es gegen Deutschland zu einem Alles-oder-nichts-Spiel.
Was erwarten Sie denn nun von dem Duell gegen Deutschland?
Kofo-Asenso: Deutschland ist der Favorit, wird Ghana aber nicht unterschätzen. Das mag bei anderen Nationen vielleicht der Fall sein, aber Deutschland wird das nicht passieren. Die Chancen sind nicht sehr groß, ich hoffe natürlich trotzdem, dass Ghana eine Überraschung gelingt.
Ankomah-Kissi: Es wird ein hitziges Duell mit vielen Zweikämpfen. Das ist aber auch die Stärke Ghanas, wir haben eine körperlich relativ robuste Mannschaft. So müssen wir versuchen die individuelle Klasse des Gegners auszugleichen. Denn da ist uns Deutschland klar überlegen.
Über die Entwicklung des afrikanischen Fußballs wird viel diskutiert. Gerade den schwarzafrikanischen Nationen wird großes Potenzial bescheinigt, das sie aber offensichtlich nie ganz abrufen können. Wie sehen Sie die Situation? Kofo-Asenso: Wenn man sieht, welche tollen Fußballer Schwarzafrika bereits hervorgebracht hat, müssten die Länder tatsächlich noch viel erfolgreicher sein. Ich glaube, das liegt in der Mentalität begründet. Oft fehlt in der Vorbereitung und im Umfeld einfach die Professionalität. So kann man sich nicht optimal vorbereiten. Da können wir von den großen Fußballnationen immer noch viel lernen. Ankomah-Kissi: Ghana will ja jetzt mit einem ghanaischen Trainer (James Appiah, Anm. d. Red.) ein Zeichen setzen und beweisen, dass das Land nicht mehr auf europäische Hilfe angewiesen ist. Ich glaube aber, dass dieser Prozess noch etwas Zeit benötigt. Hinzu kommt, dass viele Afrikaner sehr abergläubisch sind, da heißt es schnell: Wir sind von einem Voodoo-Zauber verhext und deshalb hat es nicht geklappt. Außerdem haben wir zwar tolle Einzelspieler, aber bekommen die Mischung, daraus eine funktionierende Mannschaft zu formen, nicht so gut hin. Und die Mentalität spielt auch eine Rolle. Bei dem ein oder anderen Fußballer heißt es: "Komm' ich heut nicht, komm' ich morgen." Das würde es in Europa so nicht geben, da ist alles professioneller.
Hand auf's Herz: Wie geht das Spiel heute aus? Kofo-Asenso: Realistisch ist, dass Deutschland gewinnt, ich hoffe aber auf ein 1:0 für Ghana. Ankomah-Kissi: Dann sage ich 2:1 für Ghana. Ich glaube für uns beide gilt, dass wir Deutschland die Daumen drücken werden, wenn Ghana ausgeschieden sein sollte. Und Weltmeister wird dann... Beide: Deutschland (lachen).