"Der Kreis schließt sich heute. Ich freue mich, mit euch so viel erreicht zu haben. Es waren neun herrliche Jahre, doch alles Schöne hat einmal ein Ende", sagte der 71-Jährige zur Mannschaft und verabschiedete sich schon vor dem Rückflug des Teams nach Griechenland von den Spielern. Die "Ottokratie" bei Hellas ist vorbei.
Der Trainer-Routinier blieb indes mit Ehefrau Beate in Südafrika, um Urlaub zu machen. Verbandschef Sofoklis Pilavios bestätigte bei der Ankunft der Mannschaft in Athen das Ende von "König Ottos" Regentschaft. "Es war ein gemeinsamer Entschluss, die sensationell erfolgreiche Zeit zu beenden", wird Pilavios bei kicker Online zitiert. "Sein Nachfolger steht in unseren Planungen schon fest, und wir werden ihn in den nächsten Tagen präsentieren", sagte der 45 Jahre alte Jurist.
Als potenzieller Rehhagel-Erbe gilt der Portugiese Fernando Santos, der in der abgelaufenen Saison mit PAOK Saloniki die Champions-League-Qualifikation erreichte. Auch der Bosnier Dusan Bajevic ist im Gespräch. Beide Trainer versprechen offensiveren und moderneren Fußball. Rehhagel könnte noch einmal auf Griechenlands Trainerbank Platz nehmen. Der Verband EPO liebäugelt mit einem Abschiedsspiel für "Rehakles". "Eigentlich müssten wir ihm ein Denkmal errichten", äußerte Pilavios: "Als er 2001 kam, waren wir auf Rang 62 der Weltrangliste, jetzt platzieren wir uns dauerhaft unter den ersten 15, das sagt doch alles". Mit dem Ende der Amtszeit von Rehhagel, Verfechter der "kontrollierten Offensive" und des "Mauerfußballs", endete die bislang erfolgreichste Fußball-Ära auf dem Peloponnes. 2004 hatte er Hellas sensationell zum EM-Triumph geführt. Danach wurde Rehhagel nicht nur zum Welt-Nationaltrainer, sondern auch zum Griechen des Jahres gewählt - und das, obwohl er bis heute kaum ein Wort Griechisch spricht und bis zuletzt den Großteil des Jahres in Deutschland verbrachte. In Südafrika feierte er mit den Griechen beim 2:1 gegen Nigeria nicht nur das erste Tor, sondern auch den ersten Sieg der WM-Geschichte. Nach den jeweiligen 0:2-Niederlagen gegen Südkorea und Argentinien war nach der Gruppenphase dennoch Schluss. "Otto ist der König in Griechenland. In den Jahren, seit er unser Trainer ist, waren wir fast nur erfolgreich", ließ etwa Angelos Charisteas nie einen Zweifel an dem wegen seiner Defensivtaktik häufig kritisierten Coach aufkommen: "Die Verdienste von Rehhagel für den griechischen Fußball kann man gar nicht hoch genug einschätzen."
Rehhagel reiste nicht mit der Mannschaft zurück nach Griechenland, sondern blieb mit Ehefrau Beate in Südafrika. Dort will er sich etwas erholen und den weiteren Turnierverlauf vor Ort beobachten. Ob er endgültig in Rente gehen wird, ist noch unklar. Auf die Frage nach seiner Zukunft hat Rehhagel bislang am liebsten den Philosophen Immanuel Kant zitiert: "Der Sinn des Lebens besteht in der Arbeit."