Damit ist er rechtzeitig vor dem Herzschlagfinale seinem Ruf als Provokateur wiederum gerecht geworden.
"Mir ist es egal, ob Deutschland rausfliegt. Nach einem Tor machen wir ein schönes Tänzchen für die deutschen Kollegen. Wir spielen auf Sieg, wollen weiterkommen", sagte der in Berlin geborene Ghanaer vor dem Duell gegen sein Heimatland der Sport Bild (Mittwoch-Ausgabe).
Der bis zum Hals tätowierte "Prince aus Wedding" mit der großen Klappe pflegte unmittelbar vor dem Highlight gegen die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erneut sein Bad-Boy-Image. Nach dem bösen und folgenschweren Tritt gegen DFB-Kapitän Michael Ballack im FA-Cup-Finale Mitte Mai, packte der Profi von Premier-League-Klub FC Portsmouth die verbale Grätsche aus.
"Ich bin Stammspieler bei einer WM. Die deutschen Funktionäre, die mich permanent kritisiert haben, können mir jetzt gerne bei der WM zuschauen und mich beurteilen. Vielleicht kommen sie irgendwann zur Ansicht, dass auch sie etwas falsch gemacht haben im Umgang mit mir. Es war die richtige Entscheidung, nach Ghana zu gehen", sagte der Mittelfeldspieler und erhielt zudem Unterstützung von seinem Vater Prince: "Mein Sohn ist kein Monster. Das ist ein Männersport. Unser Name wurde durch den Dreck gezogen."
Mit seinen Tiraden gegen die DFB-Auswahl konterkarierte Boateng am Dienstag allerdings das Vorhaben von Coach Milovan Rajevac. Der Serbe hatte noch am Montag ein "psychologisches Gespräch" mit dem 23-Jährigen angekündigt, damit sich Boateng im entscheidenden Spiel gegen Deutschland alleine auf das sportliche Geschehen konzentriert. "Er darf auf die Provokationen der Deutschen nicht eingehen. Er soll einfach Fußball spielen und frei im Kopf sein", sagte Rajevac dem SID, ehe Boateng einmal mehr verbal nachlegte.
Entscheidend ist aber ohnehin auf dem Platz. Und da hat Boateng und ein Großteil der Black Stars bislang zu überzeugen gewusst. Zwar reichte es nach dem 1:0-Auftakterfolg gegen Serbien im zweiten Spiel gegen Australien nur zu einem 1:1, dennoch weckte Ghana als bislang einziges afrikanisches Team Hoffnungen auf eine erfolgreiche WM. "Ghana ist bei der WM Afrikas letzte richtige Hoffnung", sagte auch Bundestrainer Joachim Löw.
Deshalb werden am Mittwoch nicht nur fast alle der rund 90.000 Fans im Soccer-City-Stadion wie eine Wand hinter Ghana stehen, Daumen drücken werden auch die rund eine Milliarde Einwohner des Schwarzen Kontinents. "Für uns wird das ein Heimspiel. Wir wollen unbedingt gewinnen und nicht nur Ghana, sondern ganz Afrika stolz machen", sagte auch Angreifer Asamoah Gyan, der die beiden WM-Treffer der Ghanaer erzielte.
Coach Rajevac setzt nicht nur auf Goalgetter Gyan, sondern vor allem auf seine "deutsche Achse". Der Neu-Ghanaer Boateng, die beiden Hoffenheim-Profis Isaac Vorsah und Prince Tagoe sowie der Leverkusener Außenverteidiger Hans Sarpei kennen die deutschen Gegenspieler aus dem Effeff. "Natürlich werde ich mit ihnen vor dem Spiel gegen Deutschland sprechen, denn sie haben ja schon oft gegen sie gespielt", sagte Rajevac, der den Vizeeuropameister mit der "deutschen Mentalität" in die Knie zwingen will.
Diese Taktik unterstützt auch der ehemalige Bundesliga-Star Anthony Yeboah. Der frühere Frankfurter Profi ist ohnehin der festen Überzeugung, dass die WM-Endrunde in Südafrika für die deutsche Nationalmannschaft nach dem Duell mit seinen ghanaischen Landsleuten beendet sein wird. "Wir haben die deutsche Mentalität in unserem Team. Das wird uns sehr helfen. Wir gewinnen 2:0 gegen Deutschland. Und dann wird es sicher ein großes Fest in Ghana geben. Die Regierung würde jedem Ghanaer zwei Tage Urlaub geben", sagte Yeboah.